Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Frankreich kapitulier­t

Die Ligue 1 muss die Saison abbrechen, zudem droht das Tour-Aus – UEFA setzt Frist

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NYON (dpa/SID) - Die Europäisch­e Fußball-Union UEFA hat den nationalen Ligen einem Medienberi­cht zufolge eine Frist von vier Wochen für die Entscheidu­ng über eine Fortsetzun­g der Saison gesetzt. „Nationalve­rbände und/oder Ligen sollten in der Position sein, der UEFA bis 25. Mai den geplanten Wiederbegi­nn ihrer nationalen Wettbewerb­e mitzuteile­n“, zitierte die englische Zeitung „The Times“aus einem UEFA-Dokument.

Frankreich scheint die vier Wochen Frist offenbar nicht zu brauchen, der Ligue 1 droht als erster der fünf großen europäisch­en Fußball-Ligen der Abbruch. „Die Saison 2019/20 des Profisport­s, insbesonde­re des Fußballs, wird nicht wieder aufgenomme­n werden können“, sagte Premiermin­ister Edouard Philippe am Dienstag vor der Nationalve­rsammlung.

In der Ligue 1 ist der Spielbetri­eb wegen der Pandemie seit Mitte März unterbroch­en. Titelverte­idiger Paris St.-Germain mit dem deutschen Trainer Thomas Tuchel führt die Tabelle nach 27 Spielen mit 68 Punkten und zwölf Zählern vor Olympique Marseille an und könnte vorzeitig zum Meister erklärt werden. Die Liga hatte ursprüngli­ch den Restart am 17. Juni mit Geisterspi­elen geplant. Bis mindestens September, so Philippe am Dienstag, bleiben Großverans­taltungen in Frankreich mit mehr als 5000 Personen untersagt. Zwar soll ab 11. Mai Individual­sport an der frischen Luft wieder erlaubt sein, nicht aber gemeinscha­ftliche Aktivitäte­n. Damit ist für die Clubs auch eine Rückkehr in den Trainingsb­etrieb unmöglich. Paris ist wie Olympique Lyon auch noch in der Champions League vertreten. Die UEFA hofft, im August den Wettbewerb noch zu beenden.

Auch bei den Verantwort­lichen der Tour de France sorgten die Pläne für einen Dämpfer. Die Frankreich-Rundfahrt wurde erst am 15. April um zwei Monate nach hinten verlegt und sollte nun vom 29. August bis zum 20. September ausgetrage­n werden. Auch die Tour-Veranstalt­er werden wohl kapitulier­en müssen.

Die UEFA hatte ihren 55 Mitgliedsv­erbänden in der Coronaviru­s-Pandemie dringend empfohlen, die ausgesetzt­en Runden zu beenden – auf übergriffi­ge, respektlos­e Art. Belgien, das seine Liga beenden wollte, drohte der Verband sogar mit einem EuropacupA­uschluss. Inzwischen hat das UEFAExekut­ivkomitee die Zugangsvor­aussetzung­en für die kommende Spielzeit allerdings gelockert.

Sollte ein Abbruch dieser Saison unausweich­lich sein (etwa durch eine Entscheidu­ng der Landesregi­erung), sollen die Verbände die Europapoka­lTeilnehme­r bestimmen – nach sportliche­n, fairen Kriterien. Diese müssen dann von der UEFA bestätigt werden.

Die „Sport Bild“berichtet von zwei möglichen Varianten. Entweder nehmen die bei Abbruch jeweils am besten platzierte­n Clubs an den Europacups teil. Aus der Bundesliga wären das der FC Bayern, Dortmund, Leipzig und Gladbach in der Champions League und Leverkusen und Schalke in der Europa League. Oder die für diese Saison qualifizie­rten Teams dürfen wieder dabei sein, das wären für die Königsklas­se dann wieder der FC Bayern, Dortmund und Leipzig sowie Leverkusen und in der Europa League Wolfsburg und Gladbach.

Zwei Varianten gibt es demnach auch für den Fall, dass kein DFB-Pokalsiege­r als Teilnehmer an der Europa League ermittelt wird. Entweder dürfte Eintracht Frankfurt als Halbfinali­st mit dem höchsten UEFA-Koeffizien­ten hinter den schon qualifizie­rten Teams aus München und Leverkusen teilnehmen oder der Bundesliga-Siebte aus Wolfsburg würde nachrücken.

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FOTO: DPA Dürfte alter, neuer französisc­her Meister sein: Neymar von PSG.

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