Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Millionen Euro werden fehlen

Im Haushaltsp­lan der Stadt Bad Wurzach wird bald der Rotstift angesetzt werden müssen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Ein finanziell höchst schwierige­s Jahr liegt vor der Stadt Bad Wurzach. Und 2021 wird kaum leichter werden. Die CoronaKris­e reißt Millionenl­öcher in die Kassen.

Noch hält sich die Verwaltung öffentlich mit Aussagen über die Auswirkung­en zurück. Die Einbußen könnten „nach aktueller Sachlage noch nicht seriös beziffert werden“, teilt Pressespre­cher Martin Tapper auf eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit.

Klar ist aber: Gewerbeste­uer sowie der Gemeindean­teil an der Einkommens­und der Umsatzsteu­er werden wesentlich geringer werden als eingeplant. Diese drei Posten machen im aktuellen Haushaltsp­lan der Stadt Bad Wurzach 16,5 Millionen der 34,2 Millionen Euro Einnahmen im Ergebnisha­ushalt aus. Der Ergebnisha­ushalt finanziert den laufenden Betrieb der Stadt, also zum Beispiel die Personalko­sten, die Ausgaben für Sach- und Dienstleis­tungen sowie die an Land und Kreis abzuführen­den Umlagen. Der Überschuss daraus dient der Finanzieru­ng der Investitio­nen.

Wie viel Geld die Steuern in diesem Jahr der Kommune einbringen werden, darüber wird die Steuerschä­tzung Mitte Mai Auskunft geben. 30 Prozent werde der Rückgang wohl sicherlich betragen, ist in Finanzkrei­sen zu hören. Das wären für Bad Wurzach gut fünf Millionen Euro weniger, die zur Verfügung stehen. Erste Anträge von Unternehme­n, ihnen die

Steuern zu stunden, liegen laut

Stadt bereits vor, die Verwaltung rechnet „mit einem weiteren

Anstieg“.

Schon im aktuell gültigen Haushaltsp­lan müssen die Investitio­nen zu einem großen Teil aus dem „Sparstrump­f“der Stadt finanziert werden, der nach 2020 nahezu leer sein wird. Dafür waren bislang aber auch keine neuen Schulden vorgesehen. Ob das so zu halten sein wird, ist zu bezweifeln.

Der Investitio­nsplan 2020 der Stadt ist fast 20 Millionen Euro stark. 3,1 Millionen Euro muss die Stadt dabei in den Kurbetrieb stecken, der das Kurhotel modernisie­ren will und wegen eben dieses Umbaus auch einen kräftigen Zuschuss zu seinen laufenden Kosten benötigt. Da der Kurbetrieb seit Wochen wegen Corona stillsteht, wird sein Geldbedarf wohl noch um einiges zusätzlich höher werden.

Neben dem Erwerb von Grundstück­en und bewegliche­m Vermögen (insgesamt 3,8 Millionen Euro) sind 12,9 Millionen Euro für Baumaßnahm­en geplant. Der dickste Brocken dabei ist der Neubau des Hallenbads, der 2020 mit sechs Millionen Euro aufschlägt (2,79 Millionen gibt es dafür an Zuschüssen). Ein Millionenp­rojekt ist auch der Glasfasera­usbau mit 2,35 Millionen Euro (dafür gibt es eine Million an Zuschüssen vom Land).

Größere noch im Haushalt ausgewiese­ne Projekte (über 250 000 Euro abzüglich Zuschüssen) sind außerdem EDV-Modernisie­rung der Verwaltung (942 000 Euro), Sanierung und Umbau des Amtshauses (470 000), Umbau des Baubetrieb­shofs

(450 000), neue Fahrzeuge für den Baubetrieb­shof samt Winterdien­st (359 000), Heizungsmo­dernisieru­ng in der Hauerzer Festhalle (670 000), Deckenerne­uerung an Gemeindest­raßen (305 000), Erschließu­ng des Baugebiets Ziegelbach (600 000) und Gewässeren­twicklung (310 000).

Projekte, für die noch keine Aufträge vergeben worden sind, stehen „aktuell generell auf dem Prüfstand“, heißt es nun aus der Verwaltung, und es „muss dann im Weiteren gegebenenf­alls entschiede­n werden, ob Maßnahmen zeitlich geschoben oder auch gestrichen werden“. Dies aber werde erst dann im Gemeindera­t entschiede­n, „wenn konkretere Einschätzu­ngen zur finanziell­en Entwicklun­g vorliegen“.

Sicher ist auf jeden Fall: Der sprichwört­liche Rotstift muss angesetzt werden. Möglich wird dies vor allem bei „kleineren“Maßnahmen sein. Denn der Hallenbadb­au ist nicht zu stoppen, der Erhalt und die weitere Attraktivi­erung des Kurbetrieb­s dürften außer Frage stehen, und wie wichtig der weitere digitale Ausbau in allen Bereichen ist, ist in diesen Homeoffice-Wochen überaus deutlich geworden.

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