Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Tempo 30 soll jetzt kommen
Lindenberger Stadtrat beschließt mit Mehrheit geänderte Fassung des Lärmaktionsplans
LINDENBERG - Autofahrer müssen in Lindenberg bald den Fuß vom Gas nehmen. Der Stadtrat hat den Lärmaktionsplan gegen fünf Stimmen verabschiedet. Er sieht auf Teilen der Hauptstraße Tempo 30 vor. „Eine lange Geschichte geht zu Ende. Wir sehen jetzt mal ein kleines Ergebnis“, fasste Bürgermeister Eric Ballerstedt die Lage zusammen.
Der Stadtrat beschäftigt sich seit vier Jahren mit dem Thema. Nicht umsonst sprach CSU-Fraktionssprecher Ludwig Gehring von einer „unendlichen Geschichte“. Ziel war und ist es, den Lärm für die Anwohner der Hauptdurchgangsachse zu verringern. Er erreicht an einigen Stellen gesundheitsgefährdende Werte. Im Laufe des Verfahrens hat der Stadtrat die in dem Plan vorgesehenen Maßnahmen auf Druck von Landratsamt und der Regierung von Schwaben geändert, sprich abgespeckt. So fehlen jetzt unter anderem Querungshilfen in der oberen Hauptstraße.
Als Kern bleibt Tempo 30 – allerdings ist die Tempobeschränkung nur noch von der Blumenstraße bis zum Beginn der Pfänderstraße und von der Pfänderstraße ab Hausnummer 6 bis zum Anfang der Hauptstraße. Zudem soll es nachts eine Begrenzung auf 30 Stundenkilometer im Bereich des AWO-Seniorenheimes geben.
Der Plan geht jetzt erneut an die übergeordneten Behörden. Weil die Änderungen mit ihnen abgestimmt sind, rechnet die Stadtverwaltung mit einer schnellen Antwort. In sechs bis acht Wochen könnten die Tempo-30-Schilder stehen – optimistisch gerechnet, sagte Bürgermeister Eric Ballerstedt auf Anfrage.
Angesichts vieler Diskussionen in der Vergangenheit hielten sich die Räte in der Sitzung mit Wortbeiträgen kurz. Ludwig Gehring mahnte die Verwaltung und seine Ratskollegen, an dem Thema dran zu bleiben, mit der Absicht, weitere Verbesserungen für Fußgänger und die lärmgeplagten Anwohner zu erreichen. Ein Ziel müsse es sein, möglichst bald einen Überweg in der Oberen Hauptstraße errichten zu können. Helmut Wiedemann verwies angesichts der Diskussionen in der Bevölkerung darauf, dass die Abrollgeräusche der Autos maßgeblich zur Lärmentwicklung beitragen würden. Und die ließen sich nach Aussage eines Fachbüros nur durch eine Tempobeschränkung wirksam verringern.
Klar ist auch: Die weit überwiegende Mehrheit des Gremiums hofft auf Nachbesserungen. Ohnehin muss der Plan alle fünf Jahre fortgeschrieben werden. Ein Grund für die Hoffnung der Räte: Der jetzige Plan beruht auf über zehn Jahre alten Daten. Und die sind nicht mehr aktuell. Mittlerweile sei die Zahl der zugelassenen Autos um mehr als 20 Prozent gestiegen, Liebherr-Aerospace habe erheblich erweitert und der Skywalk sei eröffnet worden, nannte Josef Kraft Hauptgründe, weshalb heute mehr Verkehr durch die Stadt fließt als noch vor einem Jahrzehnt.
Einige Vorhaben versucht die Stadt unabhängig vom Plan voranzutreiben. Sie sind jetzt nur noch als politisches Ziel formuliert. Dazu gehören Maßnahmen, um den Verkehr um die Stadt herumzuleiten.
Das schließt Kreisverkehre an den Kreuzungen der B 308 bei McDonald’s und an der Staufner Straße ein. Letzteren plant das Straßenbauamt bereits konkret.
Abgelehnt haben den Plan Klaus Burkhard, Marie-Luise Bischoffberger und die Grünen. Ihrer Fraktion geht der Plan nicht weit genug. Die Grünen hätten lieber versucht, vor Gericht weitergehende Ziele durchzusetzen. „Wir hoffen, dass mal geklagt wird. Wenn nicht in Lindenberg, dann in einer anderen Stadt“, spielte Fraktionssprecher Thomas Kühnel auf die Probleme vieler bayerischen Kommunen an, Tempo 30 gegen Behörden durchzusetzen.