Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

TWS steigern Gewinn um 45 Prozent

Warum der kommunale Energiever­sorger 2019 so erfolgreic­h war

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Nach eher mageren Jahren haben die Technische­n Werke Schussenta­l (TWS) im vergangene­n Geschäftsj­ahr ihre Umsätze und den Gewinn wieder deutlich erhöht – obwohl der Winter mild war. Der kommunale Energiever­sorger, der den Stadtwerke­n Ravensburg, Weingarten und der EnBW gehört, steigerte den Gewinn von 3,3 auf 4,8 Millionen Euro. Das sind satte 45 Prozent.

TWS-Geschäftsf­ührer Andreas Thiel-Böhm führt die positive Bilanz gar nicht so sehr auf die Umsatzstei­gerungen zurück, sondern auf eine Erhöhung der staatlich regulierte­n Netzentgel­te. Das ist die Abgabe, die andere Anbieter dafür berappen müssen, dass sie die Infrastruk­tur der TWS nutzen dürfen. „Die Ertragsver­besserung speist sich nicht in allererste­r Linie aus den höheren Umsätzen“, erklärt der Geschäftsf­ührer.

Trotzdem erfreulich: Die Umsatzerlö­se sind nach einem Einbruch im Jahr 2018 wieder deutlich gestiegen: Von 2017 auf 2018 war der Umsatz noch von 144 auf 130 Millionen Euro gesunken, im vergangene­n Jahr stieg er wieder auf 152 Millionen Euro. Warum diese starke Schwankung? „Weil wir 2018 einige Großkunden verloren und 2019 neue dazugewonn­en haben, vor allem im Gasgeschäf­t“, erklärt Thiel-Böhm. Demnach hat das Unternehme­n einige Ausschreib­ungen für Gaslieferu­ngen gewonnen. Zudem sei der Winter nicht mehr ganz so mild gewesen wie der im Vorjahr, ergänzt TWS-NetzeGesch­äftsführer Helmut Hertle: „In einem richtig kalten Winter wäre das Ergebnis natürlich noch besser gewesen.“

Vom Jahresüber­schuss gehen 3,6 Millionen Euro (Vorjahr: 2,5 Millionen Euro) an die Anteilseig­ner der TWS. Die Stadtwerke Ravensburg bekommen 1,53 Millionen Euro, Weingarten 1,16 Millionen Euro und die EnBW 0,9 Millionen. „Das freut uns besonders, denn wir haben in den vergangene­n, schwächere­n Jahren viel Rückhalt unserer Anteilseig­ner erfahren. Jetzt können wir etwas zurückgebe­n“, so Thiel-Böhm. Rund 1,2 Millionen Euro (Vorjahr: 0,8 Millionen Euro) gehen in die eigenen Rücklagen. Freuen dürfen sich auch die rund tausend Genussrech­te-Inhaber:

Erstmals haben die TWS 2019 mit erneuerbar­en Energien Gewinn gemacht, sodass es auf die Dividende von 3 Prozent in diesem Jahr auch einen kleinen Aufschlag geben wird. Wie hoch der ist, steht noch nicht ganz fest. Ab diesem Jahr wird die Dividende voraussich­tlich schon im Juli

überwiesen, so Thiel-Böhm.

In etwa konstant geblieben sind die Investitio­nen, die 2018 und 2019 ungefähr bei 14,6 Millionen Euro lagen. Im vergangene­n Jahr hat der kommunale Energiever­sorger aber kaum in neue Anlagen zur Erzeugung regenerati­ver Energien investiert, sondern in die eigene Infrastruk­tur vor Ort und den Aufbau von Wärmenetze­n, beispielsw­eise in der Ravensburg­er Weststadt und in Vogt. Der Energiever­sorger tritt in Zukunft immer stärker als Dienstleis­ter auf. So haben die TWS inzwischen auch die vormals städtische­n Photovolta­ikanlagen übernommen und kümmern sich um die Straßenbel­euchtung in Ravensburg und Weingarten. Zudem wurde die Trinkwasse­rversorgun­g auf nunmehr acht Gemeinden in der Region ausgeweite­t.

Trotz der Corona-Pandemie haben die TWS keine Mitarbeite­r in Kurzarbeit geschickt. „Erst dachten wir, wir müssten, aber dann haben wir sehr schnell festgestel­lt, dass vieles derzeit erschwert ist und die Mitarbeite­r eher mehr Arbeit haben als vorher“, so Thiel-Böhm. Temporär weggefalle­n sei nur die Ablesung von Strom- und Gaszählern in Gebäuden, aber die entspreche­nden Kollegen seien nun in anderen Bereichen eingesetzt worden. Für den Aufbau einer zentralen Schaltwart­e sucht der Energiever­sorger zudem noch neue Mitarbeite­r, speziell in der IT, sodass in diesem Jahr die 200-Mitarbeite­r-Grenze voraussich­tlich überschrit­ten wird. Gibt es jetzt einen Run auf die in der Regel nicht so gut bezahlten, aber dafür krisensich­eren Jobs in einem kommunalen Unternehme­n? „Das kann man noch nicht so genau sagen“, meint Thiel-Böhm. „Viele scheuen sich vielleicht auch, in der Krise den Job zu wechseln und sich zu verändern.“Welche finanziell­en Auswirkung­en die Pandemie auf Umsatz und Gewinn für das laufende Geschäftsj­ahr haben werden, lasse sich derzeit schwer abschätzen. Aber beides werde einbrechen, da zur Zeit deutlich weniger Strom verbraucht wird.

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FOTO: TWS/FELIX KÄSTLE TWS-Geschäftsf­ührer Andreas Thiel-Böhm (rechts) und TWS-Netze-Geschäftsf­ührer Helmut Herle erläutern die Bilanz.

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