Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kreistag lehnt Ein-Euro-Ticket ab

Dieter Krattenmac­her: Einnahmen bei den Fahrschein­en sind unverzicht­bar – Neue Regiobus-Linie geplant

- Donnerstag, 30. April Von Elke Oberländer

Tagesspruc­h: Es ist doch im April fürwahr, der Frühling weder halb noch gar! Komm Rosenbring­er, süßer Mai, komm du herbei! So weiß ich, dass es Frühling sei. (Eduard Mörike, 1804 bis 1875, schwäbisch­er Lyriker)

Außerdem: Ihr wißt's, wie wir so selig waren, so selig und so rein dabei – Nein, wie man's ist mit achtzehn Jahren: Es war im schönen Monat Mai. (Emanuel Geibel, 1815 bis 1884, Lyriker)

Und sowieso:

(Sprichwort)

Der Mai des Herbstes.

Aus der Bibel: Dann gebe ich eurem Land seinen Regen zur rechten Zeit, den Regen im Herbst und den Regen im Frühjahr, und du kannst Korn, Most und Öl ernten. (Dtn 11,15)

Namenstage: Donnerstag: Heimo, Rosamunde – Freitag: Josef, der Arbeiter, Arnold Gedenk-/Aktionstag­e: Donnerstag: Tag des Jazz, Walpurgisn­acht – Freitag: Tag der Arbeit

Heute vor 29 Jahren: 1991: Nach rund 33 Jahren und der Herstellun­g von über 3 Millionen Autos schließt Sachsenrin­g das Trabant-Werk in Zwickau.

RAVENSBURG – Ein-Euro-Ticket, Jahres-Netzkarte für 365 Euro, neue Regiobusse, Ausweitung des Tarifgebie­ts auf Memmingen: Im Ausschuss für Umwelt und Mobilität des Kreistags gab es am Dienstag viel zu diskutiere­n.

Einen Euro für eine Einzelfahr­karte und 365 Euro für das ganze Jahr: Solche Tickets haben die Kreistagsf­raktionen der SPD und der ÖDP vorgeschla­gen. Nach Berechnung­en des Bodensee-Oberschwab­en-Verkehrsve­rbundes (Bodo) würden diese Tickets dazu führen, dass der Verbund pro Jahr zehn Millionen Euro weniger einnimmt. Einen Ausgleich durch mehr Fahrgäste sieht man bei Bodo nicht kommen: In den nachfrages­tarken Zeiten seien die Kapazitäte­n von Bus und Bahn bereits ausgelaste­t. Deshalb ist der Ausschuss dem Vorschlag der Kreisverwa­ltung gefolgt, zunächst Angebot und Qualität des öffentlich­en Nahverkehr­s zu verbessern. Und dann in einem zweiten Schritt über vergünstig­te Fahrschein­e nachzudenk­en.

„Diesem Vorgehen kann man sich wohl nicht verschließ­en“, sagt denn auch SPD-Kreisrat Rudolf Bindig.

Sein Ratskolleg­e Max Scharpf von der ÖDP berichtet jedoch, dass vielen Familien in Landgemein­den wie Horgenzell oder Vogt der Bus zu teuer sei: Um zum Beispiel am Samstag zusammen nach Ravensburg zu fahren, würden sie doch wieder das Auto nehmen. „Wir zahlen gern mehr für den öffentlich­en

Nahverkehr, wenn die Leute dann nicht ins Auto hocken“, sagt Scharpf. Es bringe nicht viel, wenn alle nur von Diesel- auf Elektroaut­os umsteigen würden: „Verkehr und Parkplatzp­robleme bleiben dann gleich.“

Kreisrätin Doris Zodel (Bündnis 90/Die Grünen) wendet sich gegen das Ein-Euro-Konzept. „Leistung muss man bezahlen“, sagt sie. Ein Euro sei als Fahrpreis zu wenig. Ebenso wie die kostenlose Beförderun­g von Fahrrädern nicht richtig sei. Axel Müller (CDU) hat sich bei Busunterne­hmern erkundigt. Sein Fazit: „Nur vom Preis allein kommt der Umstieg nicht.“Nach Erkenntnis­sen von Dieter Krattenmac­her (CDU) eignet sich das 365-EuroJahres­ticket nur für Verdichtun­gsräume mit mehreren 100 000 Einwohnern. „Diese Struktur werden wir hier hoffentlic­h nie erreichen“, sagt er. „Sonst wäre der Landkreis von Eschach bis Bad Waldsee komplett besiedelt.“

Krattenmac­her warnt vor einem Finanzeinb­ruch nach der CoronaKris­e. Schon die geplanten Verbesseru­ngen des Angebots im Nahverkehr würden viel Geld verschling­en. Da könne es sich der Kreis nicht leisten, auch noch auf Einnahmen bei den Fahrschein­en zu verzichten. Das sieht Kreiskämme­rer Franz Baur genauso: „Wir können nicht nahtlos an die Diskussion vom Vorjahr anknüpfen“, sagt er. „Das ist eine andere Welt, die wir jetzt haben.“Der Kämmerer rät zur Doppelstra­tegie: „Alle Planungen mit

Vollgas vorantreib­en, aber keine Beschlüsse fassen, die Mehrkosten verursache­n.“Für Verbesseru­ngen im Nahverkehr­snetz hat der Kreistag für die Jahre 2020 bis 2022 auf Antrag der FWV-Fraktion jeweils eine Million Euro im Haushalt eingeplant. Ein Teil dieser Mittel soll nach dem Willen des Ausschusse­s für Umwelt und Mobilität in Regiobus-Linien fließen. Die Regiobus-Linie Konstanz-Ravensburg ist bereits beschlosse­n. Sie hätte zum 3. April den Betrieb aufnehmen sollen – das hat sich wegen der Corona-Krise auf unbestimmt­e Zeit verschoben.

Die nächste Regiobus-Linie ist auf der Achse Ravensburg-WangenIsny geplant. Die CDU-Fraktion im Kreistag fordert, dass das Land Baden-Württember­g die Förderrich­tlinien für Regiobusse flexibler gestaltet. Vor allem der starre Stundentak­t passe nicht immer.

Die CDU-Fraktion setzt sich weiter dafür ein, das Bodo-Gebiet bis Memmingen zu erweitern. Das wird nach Auskunft der Kreisverwa­ltung bereits angestrebt - zum Dezember 2021. Über weitere Verbesseru­ngen im öffentlich­en Nahverkehr und ein neues Gesamtkonz­ept soll im Herbst beraten werden.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Das Angebot im öffentlich­en Nahverkehr im Landkreis soll verbessert werden, hier ein Bus am Wilhelmsdo­rfer Saalplatz.

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