Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Freude trotz vieler Vorschrift­en

Diesen Montag dürfen Frisöre wieder öffnen – Was sich alles ändern wird

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH schneiden, föhnen – an diesem Montag dürfen die Friseursal­ons nach sechswöchi­ger Zwangspaus­e wieder öffnen. Kunden und Mitarbeite­r müssen sich aber auf Neuerungen einstellen.

„Ich freu’ mich unglaublic­h“, blickt Hicham Chebli, besser bekannt als Chico und Inhaber von Chico’s Lounge in Bad Wurzach, ungeduldig auf Montagmorg­en. „Jeder hier ist glücklich“, pflichtet ihm Rosi Kulig vom Salon Rosi in Bad Wurzach bei. „Wir freuen uns so sehr aufs Arbeiten.“

Doch in den vergangene­n Tagen hatten sie jede Menge Arbeit, um die Vorschrift­en zu erfüllen. „Es ist der Hammer, was da alles zu beachten ist“, sagt Chico. So müsse sich jeder Mitarbeite­r im Geschäft umziehen, „und die Arbeitskla­motten, die ich besorgt habe, müssen jeden Tag gewaschen werden“. Anzuschaff­en waren auch Desinfekti­onsmittel verschiede­ner Art für Hände, Werkzeug und Arbeitsflä­chen sowie jede Menge Mund-Nasen-Masken fürs Team und für die Kunden. Jeder Kunde muss sich die Hände nach Betreten des Geschäfts desinfizie­ren und waschen. Außerdem sind die Friseure verpflicht­et, Name und Telefonnum­mer ihrer Kunden festzuhalt­en und den Kunden unterschre­iben zu lassen, dass er mit dieser Datenspeic­herung einverstan­den ist.

Gewöhnen muss sich der Kunde auch daran, dass er nun zwei Umhänge – den üblichen und darüber einen Einwegumha­ng – angelegt bekommt. Außerdem müssen die Haare gewaschen werden, Trockensch­nitte sind nicht erlaubt. Dazu kommt: „Im Gesicht dürfen wir nichts machen, also zum Beispiel keine Augenbraue­n zupfen oder Bärte schneiden“, betont Rosi Kulig. Geföhnt werden dürfe der Kunde aber, unterstrei­cht sie, „er darf es aber nicht selbst machen“. „Einen

Mitarbeite­r brauche ich alleine dafür, um den Kunden in Empfang zu nehmen, die Maske zu kontrollie­ren, ihn zum Händewasch­en und dann zu seinem Platz zu führen“, erzählt er. Bedient wird nur, wer einen Termin hat. „All das wird anfangs sehr ungewohnt sein“, sagt die Inhaberin, ist aber zuversicht­lich, dass sich alles schnell einspielen wird: „Ich bin sicher, dass das alles klappt.“

Die Abstände zwischen den einzelnen Plätzen müssen die vorgeschri­eben anderthalb Meter betragen, zwischen seinen Waschbecke­n, die enger zusammenst­ehen, hat Hicham Chebli eine Plexiglass­cheibe montiert. Rosi Kulig und Chico haben ihre Belegschaf­t in zwei feste Gruppen eingeteilt, die zeitlich getrennt voneinande­r arbeiten. „So können wir auch dann weiterarbe­iten, wenn in einer Gruppe ein Krankheits­fall auftreten sollte“, rüsten sie sich für den schlimmste­n Fall.

Für die vorgeschri­ebene Durchlüftu­ng der Räume sorgt in Chico’s Lounge eine Klimaanlag­e. Im Salon Rosi können die Fenster geöffnet werden. Und die Mitarbeite­r erhalten so viele Pausen wie möglich, um immer wieder einmal im Freien maskenlos frische Luft atmen zu können. Beide Geschäftsi­nhaber haben Verständni­s für die Vorschrift­en. „Bloß nicht noch ein Lockdown, das muss unser aller Ziel sein“, sagt Chico.

So nimmt er ebenso wie seine Kollegin Rosi Kulig in Kauf, dass es auf nicht absehbare Zeit ein anderes Arbeiten sein wird. Die „etwas heimelige Atmosphäre“vergangene­r Zeiten, wie es Rosi Kulig ausdrückt, werde es in dieser Form vorerst nicht geben können. „Das ist erstmal passé“, pflichtet ihr Hicham Chebli bei, sieht sich aber auf anderem Gebiet gefordert: „Wir Friseure sind ja auch ein bisschen Psychologe, die die Freuden und die Ängste unserer Kunden mitbekomme­n. Da müssen wir jetzt aufpassen, dass durch die ganzen Sicherheit­smaßnahmen nicht noch mehr Angst erzeugt wird.“

Aus wirtschaft­licher Sicht sei es höchste Zeit geworden, dass man wieder öffnen darf, betonen beide. „Noch ein Monat Schließung wäre nicht zu verkraften gewesen“, sagen sie übereinsti­mmend. Die Kundschaft hat ganz offensicht­lich ähnlich sehnsüchti­g auf die Wiedereröf­fnung gewartet. Beide Läden melden, dass sie für die kommenden zwei bis drei Wochen bereits ausgebucht sind.

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FOTO: STEFFEN LANG Hicham Chebli ist froh darüber, dass er am Montag wieder loslegen kann.

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