Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Häfler sorgt für qualitativen Klang
Jürgen Winkler spielt bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
FRIEDRICHSHAFEN - Der ehemalige Häfler Jürgen Winkler arbeitet in Bremen seit Jahren an der Rehabilitierung der Schallplatte. Er spielt Bratsche bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, liebt die traditionelle Kultur Japans und wirkte bereits 2009 an der Realisierung einer Langspielplattenbox mit, auf der das Orchester unter Paavo Järvi die neun Beethoven-Sinfonien einspielte. Das jüngste Projekt, das er maßgeblich vorangetrieben hat, ist die Vinylausgabe der Schumann-Sinfonien mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Beide Veröffentlichungen stoßen auf enorme Resonanz.
Nach seiner Schulzeit in Friedrichshafen, zu der Jürgen Winkler durch den Arbeitsplatz seines Vaters kam, zog es den einerseits mathematisch, andererseits musikinteressierten jungen Häfler nach Tübingen.
Dort begann er sein Studium der Fächer Mathematik, Biologie und Geografie. Doch schon während dieses Studiums widmete er der Streichmusik mehr Aufmerksamkeit, als Algebra, Vererbungslehre oder länderkundlichen Arbeiten. Es zog ihn über Dozenten in Tübingen und sein Talent zur Jungen Deutschen Philharmonie, bei der er einige Zeit mitspielte.
Aus dieser Jungen Deutschen Philharmonie hatte sich 1980 ein Kammerorchester gebildet, in dem Musikstudenten zusammen spielten. Ein Auftritt vor der Uno in New York hatte 1983 für Aufsehen gesorgt und vier Jahre später gründete sich in Frankfurt die Deutsche Kammerphilharmonie.
Dieses Orchester zog 1992 an die Weser um. Das Orchester arbeitet gewissermaßen basisdemokratisch, die Musiker haben alle das gleiche Mitspracherecht und setzen sich für die unterschiedlichsten Projekte ein.
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Die musikalischen Leiter waren seit 1995 Thomas Hengelbrock, zuletzt von 2011 bis 2018 Leiter der NDR-Elbphilharmonie in Hamburg, Daniel Harding, seit 2018 Leiter des Anima Mundi Festivals in Pisa und schließlich Paavo Järvi. Diese Erfolgskombi besteht seit 2004, führte zu vielen international beachteten Projekten und Einspielungen sowie Tourneen durch die ganze Welt.
Jürgen Winkler sieht die Vorzüge der Vinylschallplatte nicht unbedingt als Motor des Projektes, wohl aber als Anreiz. Er liebt das Go-Spiel, die meditative Ruhe alter japanischer Traditionen, warum dann nicht auch die heute bereits zur Zeremonie gewordene Bedienung eines Schallplattenspielers, mit dem Musik ganz bewusst wahrgenommen wird.
Ein Mäzen aus Bremen, der jedoch nicht genannt werden will, hat dazu beigetragen, dass die Produktion der Beethoven-Edition auf neun
Schallplatten in einer hochwertigen Box entstanden ist. Und er war Treiber des Schumann-Zyklus, der in einer von Peter Schmidt entworfenen minimalistischen Acryl-Box erschienen ist. Fünf Langspielplatten und ein umfangreiches Buch im LP-Format stecken zwischen den AcrylGläsern. Von dieser Ausgabe gibt es nur 555 Stück, 100 davon sind von Chefdirigent Paavo Järvi selbst signiert. Sowohl die mittlerweile vergriffene Beethoven-Ausgabe, wie auch der Schumann-Zyklus sind hochwertige Sammlerausgaben und überzeugen mit Einspielungen großer Sinfonien durch ein Kammerorchester – und gerade das sorgt für die Begeisterung bei den Zuhörern und den Erfolg der Bremer Musiker.