Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die ersten Fenster zurück zur Normalität öffnen sich
Diese Lockerungen sind in den kommenden Tagen in Leutkirch, Bad Wurzach und Isny zu erwarten
LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Die weiteren Lockerungen der Corona-Beschränkungen, die Bund und Land diese Woche angekündigt haben, wirken sich auch auf das öffentliche Leben in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach aus. Die „Schwäbische Zeitung“gibt einen Überblick.
Der Fahrplan der Landesregierung sieht unter anderem vor, dass ab Montag, 11. Mai, Freiluft-Sportanlagen für Aktivitäten ohne Körperkontakt wieder den Betrieb aufnehmen dürfen. Welche städtischen Sportanlagen in davon tatsächlich betroffen sind, kann die Stadtverwaltung am Donnerstagmittag allerdings noch nicht sagen. „Wir haben aktuell noch keine Konkretisierung des Fahrplans in Form einer Richtlinie oder Verordnung erhalten. Sobald wir diese bekommen, werden wir diese schnellstmöglich umsetzen. Wir wissen derzeit nur einen sehr groben Rahmen und warten auf weitere Informationen“, erklärt Thomas Stupka von der Stadtverwaltung.
Zumindest seien ab diesen Freitag, 8. Mai, praktisch alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung wieder für den Publikumsverkehr geöffnet. Und die Ortsverwaltungen bieten demnach ab nächster Woche wieder Sprechstunden an, Bürger können dann ihre Anliegen wie gewohnt direkt bei den Ortsvorstehern vorbringen. Allerdings gibt es keine regulären Öffnungszeiten, eine Terminvereinbarung ist erforderlich.
Generell sei die Stadtverwaltung „sehr froh, dass wir Schritt für Schritt zu einer ,neuen Normalität’ zurückkehren und die Betreuungsangebote und der Schulunterricht wieder hochgefahren werden können“, sagt Stupka. Sehr positiv sei auch, dass das Angebot der Kunst- und Jugendmusikschulen wieder weitestgehend möglich ist und die Spielplätze wieder offen sind.
Wie bisher begleite die Verwaltung darüber hinaus „sehr konstruktiv“die Geschäfte und Dienstleister, die wieder öffnen durften. „Dies werden wir auch bei den weiteren Branchen machen. Gleiches gilt für den Bildungsbereich. Hier sind und bleiben wir in ständigem Austausch mit allen Verantwortlichen und Beteiligten“, betont Stupka. Es werde jetzt eine große Verantwortung auf jeden Einzelnen übertragen, und die Verwaltung sei überzeugt, dass die Leutkircher sämtliche Vorgaben zum Corona-Schutz gut einhalten und dass der eingeschlagene Weg so fortgesetzt werden könne.
Seit dieser Woche dürfen in Baden-Württemberg Museen, Galerien und Ausstellungshäuser wieder öffnen. Auch der städtische Galeriebetrieb in Leutkirch laufe allmählich wieder an, berichtet Otto Schöllhorn, Sprecher des Galeriekreises Leutkirch – wenn auch vorläufig nur in der Galerie im Kornhaus über der Stadtbücherei. Diese werde ab Mittwoch, 13. Mai, wieder geöffnet, „mit bedeutenden Werken aus der städtischen Sammlung, darunter die Ankäufe der letzten Jahre“, macht Schöllhorn Appetit auf Kunstgenuss. Die Öffnungszeiten der Galerie im Kornhaus sind dieselben sind wie die der Stadtbücherei, ab Mitte Juli werde Malerei von Maria Lie-Steiner aus München unter dem Titel „Hundstage“gezeigt, passend zu heißen Sommertagen, blickt Schöllhorn voraus.
Auch das Museum im Bock bereite sich auf eine Wiedereröffnung vor, erklärt Sylvia Hess vom Museumsteam. Geplant sei, noch vor Pfingsten, spätestens aber zu Pfingsten zu öffnen, einen konkreten Termin gebe es gleichwohl noch nicht. Da der „Bock“ein städtisches Gebäude sei, müssten auch mit der Stadtverwaltung Absprachen getroffen werden. Klar sie dagegen, dass beim Start erst einmal mit verkürzten Öffnungszeiten losgelegt werde – an Sonntagnachmittagen von 13 bis 17 Uhr. Die Jahresausstellung, die eigentlich im April eröffnet werden sollte, wird laut Hess frühestens im September zu sehen sein.
Ein konkretes Öffnungsdatum gibt es für das Glasmuseum in Schmidsfelden, erklärt Stefan Michaelis. Der Glasladen ist bereits geöffnet, und ab Donnerstag, 21. Mai, zu Christi Himmelfahrt, lädt das Museum wieder ein zur spannenden Reise durch die Geschichte der Glasmacherei im Allgäu, auf der Besucher unter anderem bei der Glasproduktion zuschauen können. Sämtliche Hygiene- und Abstandsregeln würden natürlich eingehalten, sagt Michaelis, ein Vorteil sei das relativ große Gelände.
Gespannt sei er, wie groß die Resonanz sein wird. Während das Glasmacherdorf normalerweise stark auf Touristen von außerhalb des Allgäus angewiesen ist, hoffe er nun darauf, dass etwa in den Pfingstferien auch viele Besucher aus der näheren Umgebung kommen. Normalerweise kämen pro Saison unter anderem auch 180 bis 200 Busgruppen nach Schmidsfelden, aber ab wann derlei Reisen wieder möglich sind, sei leider nicht absehbar, sagt Michaelis.
In der Gastronomiebranche freut sich stellvertretend Jennifer vom Team des „Blauen Affen“darüber, dass zumindest angekündigt sei, dass es vor Pfingsten wieder losgehen könnte; auch wenn der genaue Fahrplan für die Öffnung von Außengastronomie und Innenbereich diesen Donnerstag noch nicht genau definiert sind. Im Gastronomiebetrieb im Herzen der Leutkircher Altstadt, dessen Freifläche eine große Rolle spielt bei der Wahrnehmung, wie belebt die Innenstadt ist, hatte es kurz vor der Corona-Krise einen Pächterwechsel gegeben. „Wir hatten nur vier Wochen auf und jetzt dann schon acht Wochen zu“, sagt Jennifer. Derzeit verkaufe das Team durchs Fenster lediglich „Bowls to go“.
Am Donnerstagnachmittag teilt Grünen-Landtagsabgeordnete Petra Krebs ergänzend mit, der Fahrplan der Landesregierung sehe vor, dass ab dem 18. Mai zunächst Außen- wie Innenbereiche von Speisegaststätten, Ferienwohnungen sowie Wohnmobilstellplätze und Campingplätze für Dauercamper mit „autarker Versorgung“wieder öffnen dürfen sollen. Zum Pfingstwochenende sei die Öffnung von Beherbergungsbetrieben und Campingplätzen angedacht. Wie in Leutkirch, sind auch in seit Mittwoch, 6. Mai, die Spielplätze wieder benutzbar. Auch Skaterplatz, Dirtpark und Familienspielwiese dürfen laut Stadtverwaltung seither wieder benutzt werden. Dafür gelten aber Regeln, an die sich die Nutzer unbedingt halten müssen: Kinder dürfen nur in Begleitung von
Erwachsenen auf den Spielplatz. Die Anzahl der Kinder, die zur selben Zeit spielen, richtet sich nach der Größe des Spielplatzes. Die üblichen 1,5 Meter Abstand gelten auch für die Kleinen, die überdies möglichst keinen Körperkontakt haben sollten. Gemeinsames Essen und Trinken ist nicht erlaubt. Auf Tafeln an den Plätzen sind alle Regelungen dargestellt.
Die Ortsverwaltungen sind wie das Isnyer Rathaus zu den üblichen Zeiten geöffnet, aber ebenfalls nur nach Anmeldung und mit Mund-Nasen-Schutz. Die Isnyer Sportplätze dürfen laut Verwaltung gemäß Fahrplan des Landes wieder genutzt werden, Turnhallen noch nicht.
Beim Begegnungshaus „Untere Mühle“werde eine punktuelle Öffnung angestrebt, allerdings sei der Zeitpunkt dafür noch unklar, erklärt Barbara Rau, in der Stadtverwaltung zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Vorstellbar sei eventuell eine Öffnung an zwei Tagen in der Woche, ein gemeinsames Singen oder Kartenspielen allerdings noch nicht möglich.
Mit Blick auf die Isnyer VHS sagt Rau, dass die Stadt diese zwar gerne öffnen würde, bisher aber noch kein „grünes Licht“bekommen habe. „Die Volkshochschule findet sich in keiner Anordnung des Landes, und vom Verband kam bislang auch nichts“, erklärt Rau.
Seit Donnerstag, und bis voraussichtlich diesen Freitag, ist der städtische Bauhof dabei, nach und nach Absperrungen an einzelnen Standorten zu entfernen und Plätze zu überprüfen, teilt die Stadtverwaltung mit. „Es ist schön, dass damit insbesondere für kleinere Kinder und deren Eltern zumindest ein weiteres Stück Normalität zurückkehren kann“, sagt Dezernatsleiter Frank Högerle. Gleichzeitig appelliert er vor allem an Eltern, die begleitend geltenden Beschränkungen zu beachten.
Weiterhin geschlossen bleiben laut Stadtverwaltung Spielplätze auf Schulgeländen, auch außerhalb der Schulzeit, beziehungsweise während der Notbetreuung am jeweiligen Standort, dazu Freizeitplätze sowie der Skaterplatz am Schulzentrum. Auch die Nutzung sogenannter Bolzplätze sei laut Corona-Verordnung derzeit noch nicht erlaubt. Eine Übersicht über die wieder geöffneten Spielplätze mit maximaler Besucherzahl in Bad Wurzach ist auf der städtischen Website unter dem Suchbegriff „Spielplätze“abrufbar.
Zu den Einrichtungen in Bad Wurzach, die bis auf Weiteres noch geschlossen sind, gehören zum Beispiel die Erlebnisausstellung „Moor Extrem“, das Leprosenhaus, die Sportplätze, der Minigolfplatz, Grill- und Freizeitplätze sowie das Torfmuseum, berichtet Martin Tapper von der Stadtverwaltung.
Den Betrieb in Form eines „normalen“Unterrichts nimmt ab Montag, 11. Mai, die Bad Wurzacher Jugendmusikschule wieder auf. „Unter strengen hygienischen Auflagen wird persönlicher Unterricht für Tasten-, Schlag- und Zupfinstrumente stattfinden. Bläser- und Gesangsunterricht erfolgt dagegen noch weiterhin im Online-Unterricht“, erklärt Verwaltungssprecher Tapper. Die Eltern und Schüler würden über die einzuhaltenden Regeln direkt informiert.