Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bundesliga-Fußballeri­n trainiert im Homeoffice

Lena Rädler aus Scheidegg im Allgäu fühlt sich beim 1. FFC Vorderland wohl – Der Saisonabbr­uch schmerzt daher

- Von Benjamin Schwärzler

SCHEIDEGG - Lena Rädler hat ihr sportliche­s Glück in Vorarlberg gefunden, nachdem sie zwischendu­rch komplett den Spaß am Fußball verloren hatte. Die Außenverte­idigerin, die in der B-Juniorinne­n-Bundesliga den Stürmerinn­en des FC Bayern München und des 1. FFC Frankfurt den Zahn gezogen hat. Die sich berechtigt­e Hoffnung auf den Sprung in eine DFB-Auswahl machen durfte. Doch als es von der Jugend in den Aktivenber­eich ging, kam die Karriere ins Stocken. Und so wechselte sie im Sommer über die Grenze zum 1. FFC Vorderland in die österreich­ische Bundesliga. Dort ist wegen der Corona-Pandemie die Saison nach der Hälfte der Spiele abgebroche­n und annulliert worden. „Es fühlt sich unvollende­t an. Aber nicht, als ob das halbe Jahr umsonst gewesen wäre“, sagt die 19-jährige Scheidegge­rin.

Als Jugendspie­lerin ist Lena Rädler von ihrem Heimatvere­in FC Scheidegg zum SV Alberweile­r gewechselt. Mit dem kleinen Verein aus der Nähe von Biberach mischte sie zwei Jahre lang die B-Juniorinne­n-Bundesliga auf und ärgerte dort etliche Große. Auf der rechten Abwehrseit­e war die Westallgäu­erin gesetzt. Trotz einer schweren Schulterve­rletzung machte sie 23 Bundesliga­spiele – alle von Beginn an. Im Frauenbere­ich kam sie aber im Verein nicht mehr so zurecht. „Ich habe mich in der Mannschaft nicht wohlgefühl­t“, sagt sie über die Saison 2018/19. In der Regionalli­ga durfte sie nur zehnmal als Joker ran. Dafür schaffte sie in der zweiten Mannschaft das Kunststück, sieben Tore in einem Spiel zu erzielen.

Als es vor einem Jahr in Richtung Abitur ging, ließ sie den Fußball sogar ganz außen vor. Auf Empfehlung ihres DFB-Stützpunkt­trainers Michael Pelko klopfte sie mal beim 1. FFC Vorderland an – dem einzigen reinen Frauenfußb­all-Club Vorarlberg­s. Dort fühlt sich Rädler richtig wohl. „Sie haben mich super aufgenomme­n“, sagt sie über das Team, das 30 Kilometer südlich von Bregenz in der kleinen Gemeinde Röthis beheimatet ist.

Der 1. FFC Vorderland zählt in der Liga zu den Kleinen. „Die Bundesliga ist eine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft“, sagt die 19-Jährige. Fünf Teams, darunter St. Pölten, Wien und Graz, spielen oben mit. Die anderen fünf machen den einzigen direkten Absteiger unter sich aus. Zum Zeitpunkt des Abbruchs waren die Vorarlberg­erinnen Neunter und somit Vorletzter. „Wir hatten aber nur drei Punkte Rückstand auf Platz 5 und nie richtig hoch verloren“, sagt Rädler. Im Vergleich zum deutschen Fußball sagt sie: „Das Niveau ist in etwa so wie in der Regionalli­ga.“

„Das Niveau ist in etwa so wie in der Regionalli­ga.“

Lena Rädler über Fußball in Österreich und Deutschlan­d

Obwohl viermal pro Woche Training ist und bei Auswärtssp­ielen im Hotel übernachte­t wird, ist der FFC Vorderland vom Profitum weit entfernt. Pro Sieg gibt es nur 90 Euro Prämie – das bekommen ambitionie­rte Amateurfuß­baller in Deutschlan­d teils schon in der Landes- oder Verbandsli­ga. „Es ist für mich dennoch mehr als nur ein Hobby“, sagt die 19-Jährige.

Mit dem Traum vom Profifußba­ll hat sie zwar längst abgeschlos­sen. Beim 1. FFC Vorderland will sie aber bleiben und zudem ab Herbst Sportwisse­nschaften in Innsbruck studieren. Damit beginnt sie quasi die Karriere nach der Karriere. In den kommenden Tagen und Wochen kann auch Lena Rädler wieder über Training mit Kolleginne­n und geregelten Sport nachdenken. Noch heißt es aber fußballeri­sches Homeoffice. Rädler hält sich durch Laufen und Krafttrain­ing fit, ab und zu macht sie ein bisschen was mit dem Ball im heimischen Garten im Allgäu.

 ?? FOTO: BENJAMIN SCHWÄRZLER ?? Lena Rädler trainierte in den vergangene­n Wochen hauptsächl­ich im heimischen Garten in Scheidegg.
FOTO: BENJAMIN SCHWÄRZLER Lena Rädler trainierte in den vergangene­n Wochen hauptsächl­ich im heimischen Garten in Scheidegg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany