Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Plakat-Aktion mit 176 Isnyern
„Mutmacher“-Kampagne für Zusammenhalt und Solidarität quer durch alle Schichten
ISNY - Das Aktionsbündnis der „Mutmacher“hat eine Kampagne gestartet, die an gesellschaftliche Solidarität und einen weiter anhaltenden Zusammenhalt in der Isnyer Bevölkerung angesichts der Corona-Krise appelliert. Ab der kommenden Woche werden in der Stadt und den Ortschaften in Geschäften, öffentlichen Einrichtungen und an anderen frequentierten Orten große Poster aufgehängt. Auf diesen sind 176 Porträts vereint unter dem dem Titel „Wir vergessen einander nicht“.
„Die abgebildeten Menschen sollen alle Gesellschaftsschichten repräsentieren und gleichzeitig stellvertretend für jede Berufs- oder Altersgruppe stehen“, erklärt Initiator und „Porträtsammler“Jochen Rimmele. Der katholische Diakon koordiniert die „Mutmacher“-Aktivitäten, zu denen sich die beiden Isnyer Kirchengemeinden, die Nachbarschaftshilfe, die Aktion „Herz und Gemüt“, der Stadtseniorenrat und viele weitere Kooperationspartner des sozialen und öffentlichen Lebens wie Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Caritas, Kinder- und Jugendarbeit, Kinderschutzbund oder Tafelladen zusammengeschlossen haben.
Ausgangspunkt für die Kampagne „Wir vergessen einander nicht“waren rund 400 Vergissmeinnicht-Stöcke, die die „Mutmacher“vor rund drei Wochen an Bewohner von Senioreneinrichtungen und ältere Menschen in der Stadt verschenkt hatten (SZ berichtete). Diese Aktion wurde auf Initiative von Stadtmarketingleiterin Kathrin Mechler finanziert aus dem Spendenanteil, den die Isny Marketing GmbH mit dem Verkauf der schwarzen Isny-Masken erzielte. Die Gärtnerei Gutmair bezuschusste den Verkaufspreis der Pflanzen. Die Botschaft der „Mutmacher“lautete: „Ihr Menschen in den Heimen und Häusern. Wir Isnyer vergessen Euch nicht!“
Bei der Verteilung der „kleinen Blüten, nicht pompös und aufdringlich, eher zärtlich und zurückhaltend“, wie Rimmele formuliert, entstanden die ersten Porträtfotos: Beschenkte Senioren ließen sich ablichten, um ihre Dankbarkeit aus der Isolation der Einrichtungen wenigstens mittels Foto in die Außenwelt zu tragen. Weil „die Vergissmeinnicht mit ihrem leuchtenden Blau und sonnigen Gelb eine bezaubernde Strahlkraft haben“, hätten sich die Porträts und der Name der Pflanze zur Botschaft „Vergiss mich nicht!“verdichtet, erklärt Rimmele.
Das habe ihn spontan auf die Idee gebracht, weitere Personen mit Vergissmeinnicht-Stöcken zu fotografieren: Briefträger, Handwerker, Verkäuferinnen, Pflegekräfte, sozial Engagierte bis hin zu ganzen Familien mit Kindern. So gedieh die PosterIdee, die schließlich die Druckerei Ort und Kolb umsetzte, bei Erlass der Druckkosten für 300 DIN A3-Plakate und je 20 in den Formaten A2 und A1.
Diesen Freitag erteilte laut Rimmele das Ordnungsamt im Rathaus zudem die Erlaubnis, dass an der Lärmschutzwand entlang der CDSpange
am Dreifingerbach – wo normalerweise auf Veranstaltungen hingewiesen wird, die es in Corona-Zeiten nun aber nicht gibt – ohne die Erhebung von Gebühren ein Banner für die „Wir vergessen einander nicht“Kampagne aufgehängt werden kann.
„Ein Anliegen der Mutmacher in den letzten Wochen war und ist es, das Bewusstsein wach zu halten, dass wir vor allem diejenigen nicht vergessen, die am meisten unter den Folgen von Corona zu leiden haben“, rekapituliert Diakon Rimmele.
Mit der Plakat-Aktion solle dieser Gedanke nun in die Zukunft getragen werden. Denn inzwischen lasse sich „Stück für Stück erahnen, welch gravierende Auswirkungen das Coronavirus für die Menschen vor Ort, im Land und weltweit hat, nicht nur auf
Alte und Kranke“. Die Pandemie werde „unser (Zusammen-)Leben gravierend verändern. Diese Veränderungsprozesse sind rasant, manchmal kaum fassbar, und wir können sie in ihren Dimensionen und der Tragweite für jede und jeden von uns noch gar nicht begreifen“, ist Rimmele überzeugt.
Nur beispielhaft seien Fragen wie: „Werde ich noch eine Arbeit haben? Wie kann Kindergarten und Schule zukünftig stattfinden? Und wie kommen wir als Einzelne, als (Ehe-)Paar, als Familie durch diese Zeit?“Hierzu gesellten sich Befürchtungen: „Wird sich in dieser Zeit nun jeder selbst der Nächste? Werden wir zu einer Stadt voller Egoisten, die nur ans eigene (Über-)Leben denken? Was für eine Stadt wollen wir sein?“
Durch die Bereitschaft, sich mit Porträts auf den Plakaten abbilden zu lassen, wollten die „mehr oder auch weniger bekannten Menschen ein Signal der Achtsamtkeit und Solidarität senden, inmitten einer Zeit voll Ungewissheit, Leid und Ohnmacht“, erklärt Rimmele. „Sie alle halten ein Vergissmeinnicht dem Betrachter entgegen, verbunden mit dem Wunsch und dem Versprechen auch für die Zukunft: Wir vergessen einander nicht.“Hoffnung und Ziel sei, „die Isnyer miteinander zu verbinden – die Mutigen und Ängstlichen, die Starken und Schwachen, Menschen in Not und ohne Not; wir hoffen, dass die Kampagne von Isnyern für Isnyer Mut macht, mehr oder weiterhin miteinander und füreinander da zu sein“.