Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Weltweiter Zuspruch für WHO
Nur Trump droht bei Jahrestagung mit Austritt
GENF (dpa) - Ungeachtet neuer Angriffe von US-Präsident Donald Trump gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die 194 Mitgliedsländer der WHO ihr Vertrauen ausgesprochen. Zum Abschluss ihrer Jahrestagung am Dienstag verlangten sie einen „weltweiten, zeitnahen und gerechten Zugang und ebensolche Verteilung“von Impfstoffen und Medikamenten gegen die Krankheit Covid-19. Ärmere Länder haben Sorge, dass die reichen Länder zunächst nur ihre eigene Bevölkerung bedienen.
Bundesaußenminister Heiko Maas lobte den Beschluss. „Das ist ein großer Erfolg und ein wichtiges Zeichen unserer internationalen Geschlossenheit im Kampf gegen das Coronavirus“, sagte der SPD-Politiker. Bislang gibt es weder Medikamente noch einen Impfstoff. Die Resolution verlangt auch eine unabhängige Untersuchung, wie die Welt und die WHO auf die Corona-Bedrohung reagiert haben. Weder die USA noch China erhoben Einsprüche.
Während die meisten Mitgliedsländer sich auf Maßnahmen zur Eindämmung des Virus konzentrierten, erhob Trump erneut schwere Vorwürfe gegen die WHO und deren Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Es ist klar, dass die wiederholten Fehltritte, die Sie und Ihre Organisation sich bei der Reaktion auf die Pandemie geleistet haben, die Welt extrem teuer zu stehen gekommen sind“, schrieb er.
Trump stellte auch ein Ultimatum. Sollte sich die WHO innerhalb der kommenden 30 Tage nicht zu „wesentlichen Verbesserungen“verpflichten, werde er die Zahlungen der USA endgültig einstellen und die Mitgliedschaft überdenken. Die WHO müsse Unabhängigkeit von
China zeigen. Was er sich konkret unter den geforderten „wesentlichen Veränderungen“vorstellt, blieb vage.
Kritiker werfen Trump vor, mit seinem Feldzug gegen die WHO und China von eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen. Der US-Präsident hatte das Virus trotz Aufforderung der WHO an alle Länder, sich auf einen möglichen Ausbruch vorzubereiten, wochenlang heruntergespielt. Heute haben die Vereinigten Staaten die meisten Infektionen und mehr als 90 000 Todesfälle – so viele wie kein anderes Land.
Der WHO-Chef ging in seiner Ansprache zum Abschluss des Treffens nicht direkt auf Trump ein. „Wir begrüßen jede Initiative, die WHO zu stärken“, sagte er. „Aber jetzt müssen wir uns voll darauf konzentrieren, die Pandemie mit allem, was uns zur Verfügung steht, zu bekämpfen und Leben zu retten.“
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte, dass die Resolution keine Verpflichtung enthalte und sich deshalb auch nicht durchsetzen lasse.