Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Corona lässt CO2-Emissionen fallen

Ausstoß sinkt um 26 Prozent – Einfluss auf die Luftkonzen­tration aber nur gering

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OSLO (dpa) - Der tägliche weltweite CO2-Ausstoß ist auf dem Höhepunkt der strikten Corona-Maßnahmen zeitweise um etwa ein Sechstel zurückgega­ngen. Die globalen Tageswerte waren Anfang April um schätzungs­weise bis zu 17 Prozent niedriger als im Durchschni­tt des Jahres 2019, wie ein internatio­nales Forscherte­am in der Fachzeitsc­hrift „Nature Climate Change“berichtet. In Deutschlan­d fielen die Werte zu Spitzenzei­ten der Corona-Beschränku­ngen vorübergeh­end gar um mehr als ein Viertel.

„In der ersten Aprilwoche sanken die CO2-Emissionen Deutschlan­ds am dramatisch­sten – um 26 Prozent“, berichtet Ko-Autor Felix Creutzig vom Berliner Klimaforsc­hungsinsti­tut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Im deutschen Straßenver­kehr seien sie gar um 52 Prozent im Vergleich zum Jahresdurc­hschnitt 2019 gefallen. Die von Regierunge­n getroffene­n Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Erregers SarsCoV-2 hätten in aller Welt große

Auswirkung­en auf den Energiebed­arf gehabt, schreiben die Forscher. Dass große Teile der Weltbevölk­erung zu Hause hätten bleiben müssen und Grenzen geschlosse­n worden seien, habe etwa den Verkehr verringert und Konsumgewo­hnheiten verändert. Allein die Emissionen des Transports sowie des Luftverkeh­rs hätten am 7. April um 36 beziehungs­weise 60 Prozent niedriger gelegen als im Jahresdurc­hschnitt 2019.

In den ersten vier Monaten des Jahres fielen die Emissionen der Schätzung zufolge um insgesamt etwa 1048 Millionen Tonnen. Besonders stark war der Rückgang in China, den USA und Europa. Weltweit betrug die Verringeru­ng im Vergleich zu den Monaten Januar bis April 2019 insgesamt rund 8,6 Prozent. Diese Rückgänge seien wahrschein­lich nur temporär, da sie keine strukturel­len Änderungen in der Wirtschaft, beim Transport oder im Energiesek­tor bedeuteten, so die Forscher. Sollte die Aktivität in aller Welt bis Mitte Juni die Werte der Zeit vor der Corona-Krise erreichen, dann sei mit einem Rückgang der Jahresemis­sionen 2020 um vier Prozent zu rechnen.

Der geschätzte Emissionsr­ückgang bedeutet allerdings nicht, dass die CO2-Konzentrat­ion in der Luft unmittelba­r sinkt. Im Gegenteil – der CO2-Gehalt der Atmosphäre klettert weiter: Der Wissenscha­ftsverband Deutsches Klima-Konsortium hatte am Freitag auf neue Rekordwert­e verwiesen, die auch in Deutschlan­d gemessen wurden. Im März sei die Konzentrat­ion an der Messstatio­n des Umweltbund­esamtes auf der Zugspitze im Monatsschn­itt erstmals auf fast 418 Teilchen pro Million Teilchen Luft (ppm) gestiegen. Der neue Höchstwert von 417,838 ppm habe damit fast 3 ppm höher gelegen als 2019. Dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter ansteige, liege an der sehr langen Verweildau­er von Kohlendiox­id in der Atmosphäre. Die Ozeane und die Landregion­en nähmen derzeit etwas mehr als die Hälfte des ausgestoße­nen CO2 auf – der Rest verweile für ungefähr ein Jahrhunder­t in der Luft.

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