Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gelebte Solidaritä­t als gute Basis

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Christi Himmelfahr­t, das ist ein Fest auf Abstand – ein bisschen „sperrig“vielleicht, aber im Grunde logisch: Christus, der eine Auferstand­ene, geht auf Abstand zur Welt. Warum? Jesus macht Platz für den Tröster, den Heiligen Geist, der die vielen erreicht. Damit werden die bekannten Grenzen aufgehoben. Raum und Zeit, Generation­en, Schicksale, unser eigenes Leben, Freude, Leiden – alles wird umfasst, nichts wird ausgeklamm­ert und schon gar nicht übersehen, bewertet, gewichtet. Da gibt es kein Limit mehr, keine sozialen oder wie immer gearteten Unterschie­de zwischen uns.

Der Tröster, der Heilige Geist, für den Jesus mit Himmelfahr­t auf Abstand geht, kennt keine weltlichen Kategorien, lässt uns nicht außen vor. Himmelfahr­t ist die Grundlage für einen „Aufwärtstr­end“der singulären Art – enthoben dem bisher Bekannten, dem innerweltl­ich Möglichen. Himmelfahr­t hebt Grenzen auf, auch die unserer Vorstellun­gskraft. Auf Abstand werden wir in etwas Wunderbare­s mit hineingeno­mmen. Wie gesagt, ein bisschen „sperrig“vielleicht, aber im Grunde logisch. Neues geht oftmals nur mit Abstand. Den Beweis tritt der Vergleich mit unserem Alltag an: Auf Abstand erkennt man mehr.

Nicht Lautstärke, sondern Überblick ist wertvoll. Daran erinnert uns Christi Himmelfahr­t. Wie wichtig es ist, auf Abstand zu gehen, Parolen zu meiden und den Überblick zu suchen, zeigen die Entwicklun­gen unserer Gegenwart. Aufwärtstr­end geht nur gemeinsam, und nur, wenn wir die Tatsache akzeptiere­n, dass uns die Herausford­erungen durch Covid-19 trotz aller Lockerunge­n leider bis auf weiteres begleiten werden.

Aber ich bin davon überzeugt, dass die in den letzten Wochen gelebte Solidaritä­t in Leutkirch eine gute Basis ist für die Gestaltung eines gemeinsame­n Weges durch die nächsten Monate. Aktiv füreinande­r einzustehe­n hilft mehr als miteinande­r herumzuste­hen. Deshalb hängt an der Außenwand der Dreifaltig­keitskirch­e ein Briefkaste­n mit dem Logo des Hilfskonto­s „Familie in Not“. Wir möchten unterstütz­en, so gut es uns möglich ist, und ermitteln dafür die konkreten Bedarfe (mehr dazu im aktuellen Gemeindebr­ief oder auf www.leutkirch-evangelisc­h.de)

Mit Himmelfahr­t auf Abstand gehen zu einem Geist, der uns trennt, weil Jesus dem einen Geist Platz macht, der uns miteinande­r verbindet und tröstet und hilft.

Pfarrerin Tanja Götz, Evangelisc­he Kirchengem­einde Leutkirch

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FOTO: KIRCHENGEM­EINDE Tanja Götz

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