Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wogegen brauchen wir jetzt Widerstand?“
Zum Bericht „Risiko mit mehreren Rednern ,bewusst eingegangen’“(SZ vom 18. Mai)
Die Pest: Zwischen 1346 und 1353 starben in Europa circa 25 Millionen Menschen an der Pest, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Sie hatten nur den Schutz ihres eigenen Immunsystems und ihr Gottvertrauen. Die Spanische Grippe: Zwischen 1918 und 1920 starben weltweit circa 50 Millionen Menschen durch die Grippe-Pandemie. Auch da war außer durch Gottvertrauen keine Hilfe zu erwarten. Und heute tritt ein weitgehend unerforschtes Virus mit großer Geschwindigkeit seine tödliche Reise um unseren Globus an, fordert schon jetzt mindestens 300 000 Menschenleben und lässt sich trotz modernster Medizin nur eindämmen, aber nicht aufhalten. Und wogegen brauchen wir jetzt Widerstand? Weil unsere gewählten Politiker nicht alles perfekt gemacht haben? Weil sie von uns verlangen, dass wir bei der Bekämpfung unseren Beitrag leisten, unsere eigenen Interessen und ein paar unserer Freiheiten vorübergehend hintanstellen und uns solidarisch zu unseren Mitmenschen zeigen? Ist es das, was uns zum Widerstand treiben sollte? Oder sind es eher die dunklen Mächte, die Weltverschwörung,
die(unheilige) „Allianz von Presse, Politik und Wirtschaft, die unter einer Decke stecken“(warum?)? Mit welchem Ziel? Zum Glück gibt es ja Menschen, die das alles verstanden haben und durchschauen. Sie sagen uns, dass wir uns vom „Merkel-Regime“(?) befreien müssten, erst dann gäbe es eine Chance auf Demokratie und freie Presse im Land! Hallo, in welchem Land lebt ihr denn?
Ich lebe in einer freiheitlichen Demokratie mit einer unabhängigen, freien Presse, in einem Land das von Politikern, die von mir und meinen Mitmenschen nach demokratischen Regeln in freier und geheimer Wahl gewählt wurden. Sie machen nicht alles richtig, jedem kann man es auch nicht immer recht machen. Aber ich vertraue ihnen, dass sie uns weiter besonnen durch diese Krise führen.
Wulf-Dieter Möhring,
Leutkirch
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