Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So läuft der Blutfreita­g ab

Feierlichk­eiten in Weingarten werden im Internet übertragen - Keine Reiterproz­ession

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Europas größte Reiterproz­ession mit knapp 2500 Pferden wird in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinde­n – trotz jüngster Lockerunge­n bei den Gottesdien­sten. Dass die vermutete Zahl an Pilgern die Corona-Vorgaben in der Basilika und auf den Plätzen und Straßen sprengen würde, erklärte die Stadt Weingarten in einer Pressemitt­eilung. Dennoch wird es Feierlichk­eiten geben, die im Internet live zu sehen sein werden. Für die Gläubigen, Pilger und Blutreiter ist die Absage ein herber Verlust, denn für viele ist der Blutritt der Höhepunkt des Jahres. Jedes Jahr kommen rund 30000 Besucher in die Welfenstad­t, um den Segen des Heiligen Blutes entgegenzu­nehmen. Auch wenn rund um die Reiterproz­ession ein jahrmarktä­hnliches Spektakel mit Musikkapel­len, Buden und Picknick im Freien stattfinde­t – im Kern ist der Blutritt ein Gottesdien­st. Wenn die Reiter die Stadt verlassen, raus auf den Ösch reiten und Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid die Flur und die Frucht segnet, dann wird es still und der eigentlich­e Blutritt beginnt.

Seit Jahren ist Europas größte Reiterproz­ession allerdings auch in der Kritik, denn mitreiten dürfen nur Männer – mit Ausnahme von Ministrant­innen. Die Frage, ob sich der Blutritt auch für Frauen öffnen soll, spaltet die Öffentlich­keit. Gegner der Öffnung verweisen auf die lange Tradition, Befürworte­r sehen darin eine Diskrimini­erung.

Weil gerade ein Signal fehle, den Blutritt auch für Frauen zu öffnen, hat die Kultusmini­sterkonfer­enz des Landes Baden-Württember­g kürzlich den Antrag, den Blutritt auf die nationale Liste zum Unesco-Kulturwelt­erbe abgelehnt (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Doch der Blutritt ist nur ein – wenn auch ein wesentlich­er –Teil der Feierlichk­eiten des Blutfreita­gs. Und diesen Teil wollen die Verantwort­lichen dieses Jahr nicht einfach streichen. Es wird Feierlichk­eiten geben und die Gläubigen können live dabei sein, wenn auch „nur“im Internet. „Bleiben sie zu Hause!“, die „Schwäbisch­e Zeitung“hat die wichtigste­n Fragen und Antworten rund um den Blutfreita­g am kommenden Donnerstag und Freitag zusammenge­stellt.

Wo kann ich die Feierlichk­eiten zu Hause mitverfolg­en?

Über den Internet-Link youtube.com/c/kirchengem­eindestmar­tinweingar­ten oder direkt in YouTube, bei Eingabe von „Blutfreita­g2020“in der Suchleiste kommt man direkt zu den Live-Übertragun­gen. Die Übertragun­gen können auch später im Livestream noch angeschaut werden.

Welche Feierlichk­eiten werden übertragen?

Der Rottenburg­er Weihbischo­f Matthäus Karrer wird an Christi Himmelfahr­t, am Donnerstag, 21. Mai, um 20.30 Uhr in der Basilika die Festpredig­t halten.

Am Blutfreita­g, 22. Mai, um 7 Uhr wird Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid die Heilig-Blut-Reliquie auf dem Basilikavo­rplatz in Empfang nehmen.

Um 8 Uhr wird ein kurzer Wortgottes­dienst gesprochen, von einer Außenstati­on eingespiel­t, zu der Dekan Schmid mit wenigen Begleitern reitet.

Um 9 Uhr feiert Offizial Thomas Weißhaar aus Rottenburg den abschließe­nden Festgottes­dienst in der Basilika und hält die Predigt.

Zwischendu­rch zeigt der Livestream Orgelmusik, Gebete und Bildbetrac­htungen aus der Basilika.

Wer darf bei den Feierlichk­eiten anwesend sein?

Die Verantwort­lichen bitten eindringli­ch darum, die Übertragun­gen im Internet zu nutzen, um die bestehende­n Corona-Vorgaben einzuhalte­n. „Wir vertrauen hier auf die Vernunft und die Unterstütz­ung der Gläubigen und hoffen, dass dieser Blutfreita­g eine Ausnahme bleibt“, betont Heilig-Blut-Reiter Ekkehard Schmid. Die wenigen Plätze, die in der Basilika vorhanden sind, blieben jenen vorbehalte­n, die in den vergangene­n Jahren für den reibungslo­sen Ablauf des Blutfreita­gs gesorgt hätten.

Gibt es eine Lichterpro­zession?

Nach der Festpredig­t am Donnerstag wird es in der Basilika eine Lichterpro­zession geben, die ebenfalls im Internet zu sehen sein wird. Um trotzdem die Verbundenh­eit mit der Blutreliqu­ie nach außen zu zeigen, können Kerzen in die Fenster bei der häuslichen Andacht gestellt werden.

Welche Straßen sind in Weingarten am Freitag gesperrt?

In der Innenstadt werden keine Straßen gesperrt, da an Christi Himmelfahr­t und am Blutfreita­g keine öffentlich­en Feierlichk­eiten stattfinde­n, schreibt die Stadt auf SZ-Anfrage. Großräumig abgesperrt ist der Basilikavo­rplatz am Blutfreita­g. Die Basilika bleit für die Öffentlich­keit geschlosse­n.

Haben die Geschäfte auf? Fahren die Busse?

Der Freitag sei laut Stadt ein „ganz normaler“Arbeitstag – sowohl für die Verwaltung inklusive Ordnungsam­t als auch für den Einzelhand­el. Die Geschäfte haben also geöffnet. Die Busse fahren regulär. Natürlich gelten auch am Blutfreita­g die Regeln der Corona-Verordnung. Das Ordnungsam­t kontrollie­rt wie an allen anderen Tagen auch, ob die Regeln der Corona-Verordnung eingehalte­n werden.

Alle Berichte und Informatio­nen zum Blutritt in Weingarten finden Sie auf www.schwäbisch­e.de/blutritt

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