Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
So läuft der Blutfreitag ab
Feierlichkeiten in Weingarten werden im Internet übertragen - Keine Reiterprozession
WEINGARTEN - Europas größte Reiterprozession mit knapp 2500 Pferden wird in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden – trotz jüngster Lockerungen bei den Gottesdiensten. Dass die vermutete Zahl an Pilgern die Corona-Vorgaben in der Basilika und auf den Plätzen und Straßen sprengen würde, erklärte die Stadt Weingarten in einer Pressemitteilung. Dennoch wird es Feierlichkeiten geben, die im Internet live zu sehen sein werden. Für die Gläubigen, Pilger und Blutreiter ist die Absage ein herber Verlust, denn für viele ist der Blutritt der Höhepunkt des Jahres. Jedes Jahr kommen rund 30000 Besucher in die Welfenstadt, um den Segen des Heiligen Blutes entgegenzunehmen. Auch wenn rund um die Reiterprozession ein jahrmarktähnliches Spektakel mit Musikkapellen, Buden und Picknick im Freien stattfindet – im Kern ist der Blutritt ein Gottesdienst. Wenn die Reiter die Stadt verlassen, raus auf den Ösch reiten und Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid die Flur und die Frucht segnet, dann wird es still und der eigentliche Blutritt beginnt.
Seit Jahren ist Europas größte Reiterprozession allerdings auch in der Kritik, denn mitreiten dürfen nur Männer – mit Ausnahme von Ministrantinnen. Die Frage, ob sich der Blutritt auch für Frauen öffnen soll, spaltet die Öffentlichkeit. Gegner der Öffnung verweisen auf die lange Tradition, Befürworter sehen darin eine Diskriminierung.
Weil gerade ein Signal fehle, den Blutritt auch für Frauen zu öffnen, hat die Kultusministerkonferenz des Landes Baden-Württemberg kürzlich den Antrag, den Blutritt auf die nationale Liste zum Unesco-Kulturwelterbe abgelehnt (die „Schwäbische Zeitung“berichtete). Doch der Blutritt ist nur ein – wenn auch ein wesentlicher –Teil der Feierlichkeiten des Blutfreitags. Und diesen Teil wollen die Verantwortlichen dieses Jahr nicht einfach streichen. Es wird Feierlichkeiten geben und die Gläubigen können live dabei sein, wenn auch „nur“im Internet. „Bleiben sie zu Hause!“, die „Schwäbische Zeitung“hat die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Blutfreitag am kommenden Donnerstag und Freitag zusammengestellt.
Wo kann ich die Feierlichkeiten zu Hause mitverfolgen?
Über den Internet-Link youtube.com/c/kirchengemeindestmartinweingarten oder direkt in YouTube, bei Eingabe von „Blutfreitag2020“in der Suchleiste kommt man direkt zu den Live-Übertragungen. Die Übertragungen können auch später im Livestream noch angeschaut werden.
Welche Feierlichkeiten werden übertragen?
Der Rottenburger Weihbischof Matthäus Karrer wird an Christi Himmelfahrt, am Donnerstag, 21. Mai, um 20.30 Uhr in der Basilika die Festpredigt halten.
Am Blutfreitag, 22. Mai, um 7 Uhr wird Blutreiter Dekan Ekkehard Schmid die Heilig-Blut-Reliquie auf dem Basilikavorplatz in Empfang nehmen.
Um 8 Uhr wird ein kurzer Wortgottesdienst gesprochen, von einer Außenstation eingespielt, zu der Dekan Schmid mit wenigen Begleitern reitet.
Um 9 Uhr feiert Offizial Thomas Weißhaar aus Rottenburg den abschließenden Festgottesdienst in der Basilika und hält die Predigt.
Zwischendurch zeigt der Livestream Orgelmusik, Gebete und Bildbetrachtungen aus der Basilika.
Wer darf bei den Feierlichkeiten anwesend sein?
Die Verantwortlichen bitten eindringlich darum, die Übertragungen im Internet zu nutzen, um die bestehenden Corona-Vorgaben einzuhalten. „Wir vertrauen hier auf die Vernunft und die Unterstützung der Gläubigen und hoffen, dass dieser Blutfreitag eine Ausnahme bleibt“, betont Heilig-Blut-Reiter Ekkehard Schmid. Die wenigen Plätze, die in der Basilika vorhanden sind, blieben jenen vorbehalten, die in den vergangenen Jahren für den reibungslosen Ablauf des Blutfreitags gesorgt hätten.
Gibt es eine Lichterprozession?
Nach der Festpredigt am Donnerstag wird es in der Basilika eine Lichterprozession geben, die ebenfalls im Internet zu sehen sein wird. Um trotzdem die Verbundenheit mit der Blutreliquie nach außen zu zeigen, können Kerzen in die Fenster bei der häuslichen Andacht gestellt werden.
Welche Straßen sind in Weingarten am Freitag gesperrt?
In der Innenstadt werden keine Straßen gesperrt, da an Christi Himmelfahrt und am Blutfreitag keine öffentlichen Feierlichkeiten stattfinden, schreibt die Stadt auf SZ-Anfrage. Großräumig abgesperrt ist der Basilikavorplatz am Blutfreitag. Die Basilika bleit für die Öffentlichkeit geschlossen.
Haben die Geschäfte auf? Fahren die Busse?
Der Freitag sei laut Stadt ein „ganz normaler“Arbeitstag – sowohl für die Verwaltung inklusive Ordnungsamt als auch für den Einzelhandel. Die Geschäfte haben also geöffnet. Die Busse fahren regulär. Natürlich gelten auch am Blutfreitag die Regeln der Corona-Verordnung. Das Ordnungsamt kontrolliert wie an allen anderen Tagen auch, ob die Regeln der Corona-Verordnung eingehalten werden.
Alle Berichte und Informationen zum Blutritt in Weingarten finden Sie auf www.schwäbische.de/blutritt