Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Amazon liefert – nicht

Internetri­ese erntet viel Spott für Bundesliga-Premiere

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FRANKFURT (SID/dpa) - Amazon hat nicht „geliefert“. Als sich Moderatori­n Anna Kraft um 22.37 Uhr mit einem „Ciao“in die falsche Kamera verabschie­dete, war die Premiere der Fußball-Bundesliga beim Internetri­esen längst verpatzt. Technische Pannen, ständiges Improvisie­ren, handwerkli­che Schwächen – was Amazon seinen Prime-Kunden rund um die Partie zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen (1:4) präsentier­te, war alles andere als ein PremiumPro­dukt. Der Versandrie­se hatte (noch) keine Top-Ware auf Lager – was wohl vor allem an der kurzen Vorbereitu­ng lag.

„Nachdem das Montagsspi­el der Bundesliga nicht wie gewohnt für Kunden des Eurosport Player bei Prime Video Channels verfügbar gemacht werden konnte, hat Amazon schnell im Sinne der Sport-Fans gehandelt und in weniger als 24 Stunden erstmals ein Live-Spiel der FußballBun­desliga für Prime-Mitglieder ohne Zusatzkost­en übertragen“, teilte Amazon am Dienstag mit. „Einige Kunden erlebten leider eine Tonverzöge­rung beim Live-Kommentar, die von unserem Produktion­spartner bis Ende des Spiels nicht restlos behoben werden konnten.“Der Spott der Zuschauer war dem Online-Giganten gewiss. „Ton und Bild bei Amazon Prime so weit auseinande­r wie die Spieler auf der Ersatzbank“, twitterte etwa ein Fußballfan.

Doch nicht nur am Ton haperte es. In der Halbzeit brach die Videoschal­te

mit dem früheren Bayer-Spieler Jens Nowotny fast zusammen. Daneben gehörten auch Tippfehler und falsche Rückennumm­ern bei den Aufstellun­gen zum Debüt des InternetRi­esen, der in Deutschlan­d zuvor nur Audio-Rechte der Bundesliga gekauft hatte.

Das muss zügig besser werden im Laden von Jeff Bezos. Schließlic­h will der reichste Mensch der Welt mit seinem Mega-Unternehme­n künftig im Fußballges­chäft mitmischen. Nach dem Kauf der Medienrech­te an der Champions League ab der Saison 2021/22 wird Amazon auch als Anwärter für die bevorstehe­nde Rechteverg­abe der Deutschen Fußball Liga (DFL) gehandelt. Für viele Beobachter war der Deal für das erste Montagsspi­el nach der Corona-Zwangspaus­e ein Fingerzeig in diese Richtung.

Die DFL hatte die Vergabe für den deutschspr­achigen Raum, bei der es um die vier Spielzeite­n von 2021/22 bis 2024/25 geht, aufgrund der Corona-Pandemie von Mai in den Juni verschoben. Ob Amazon tatsächlic­h zu den Bietern gehören wird, ließ das Unternehme­n offen. Das gilt auch für die Frage, ob an den kommenden Spieltagen weitere Geisterspi­ele auf Prime Video zu sehen sein werden. „Hinsichtli­ch weiterer Spiele befindet sich die DFL unveränder­t in Gesprächen“, ließ der Ligaverban­d wissen. Die nächste Partie, die infrage kommt, ist das Berliner Derby zwischen Hertha BSC und Union am Freitag (20.30 Uhr).

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