Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Rutenfestkommission Ravensburg fürchtet die Insolvenz
Offene Rechnungen und keine Einnahmen – Solidaritätsaktion fürs Rutenfest geplant
RAVENSBURG - Die Rutenfestkommission (RFK), Veranstalterin des Ravensburger Kinder- und Heimatfests, ist in großer Not. Wegen der Festabsage in diesem Jahr stemmt sich der Verein nun gegen eine drohende Insolvenz.
RFK-Vorstandschef Dieter Graf sitzt im Rutenfesthaus in der Ravensburger Nordstadt vor gestapelten Ordnern voller Schriftstücke. Aufträge stornieren und offene Rechnungen
begleichen, das sei angesichts der Festabsage wegen der Corona-Krise gerade die Hauptaufgabe: „Wir versuchen, alle Rechnungen zu bezahlen. Aber die Situation ist schlimm.“
Das Problem, so Graf: Laufende Kosten und ausstehende Verpflichtungen bleiben, die Einnahmen der Kommission seien derzeit aber gleich null. Finanzvorstand Hans Degerdon ergänzt: „Von Januar bis März haben wir ohnehin praktisch keine Einnahmen. Das passiert erst im April und Mai, wenn die Schausteller und Standbetreiber die Abschläge für ihre Gebühren bezahlen.“Dieses Geld fällt nun natürlich weg. Doch die Vorbereitungen fürs Rutenfest beginnen eben schon im Jahr zuvor kurz nach dem da zu Ende gegangenen Fest. Im Herbst 2019 wurden daher bereits Aufträge vergeben für die Fertigung von Kostümen für Rutentheater und Festzug, für die technische Erneuerung von Festzugswagen. Medaillen und Plaketten, zum Beispiel fürs Altenschießen, wurden bestellt.
Nun sitzt die RFK vor zahllosen offenen Rechnungen. Zwar half die Stadt Ravensburg mit einem Zuschuss von 125 000 Euro, ohne den, so Dieter Graf, die Kommission bereits Mitte Mai pleite gewesen wäre. Doch wenn jetzt nicht noch irgendwie Geld aufgetrieben werden könne, dann drohe der RFK zum Jahresende die Insolvenz. Planungen oder gar Aufträge für ein Rutenfest 2021 wären dann nicht mehr möglich. Was das für nächstes Jahr bedeuten würde, kann im Moment niemand beantworten.
Die Kommission habe in ihrer Not „schon einige schöne Spenden“von Ravensburger Bürgerinnen und Bürgern bekommen, berichtet Graf. Die RFK müsse dennoch einen weiteren Spendenaufruf starten. Hinzu kommt eine Solidaritätsaktion, die Mitte Juni anlaufen soll. Dabei wird die Kommission Plakate, Blechschilder und Most-Sixpacks im RutenfestLayout verkaufen – mit Motiven zum ausgefallenen Rutenfest 2020. Auch wird es ein Sonder-Festabzeichen geben.
Dafür wird eine alte Pressform des Mehlsack-Motivs verwendet, zunächst 20 000 Stück sollen produziert werden. Der Verkaufspreis ist noch nicht festgelegt. Problem bei den Festabzeichen: Schüler dürfen sie wegen Corona nicht verkaufen. Die Rutenfestkommission muss also Geschäftsleute finden, die das zu übernehmen bereit sind.