Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Unter erschwerte­n Bedingunge­n

Der Leutkirche­r Daniele Gabriele ist mit Drittligis­t Carl Zeiss Jena wieder ins Mannschaft­straining eingestieg­en

- Von Michael Panzram

JENA - Die Frage nach dem Wiedereins­tieg in die Saison der 3. Fußballlig­a wird seit Wochen intensiv und emotional diskutiert. Politik, Verband und Vereine – teils auch untereinan­der – stehen sich im Streit gegenüber. Zwar soll es nun am 30. Mai wieder losgehen, doch die Lösung ist keinesfall­s für alle Vereine zufriedens­tellend. Mittendrin in dieser Situation befindet sich der frühere Leutkirche­r Daniele Gabriele. Als Profi von Carl Zeiss Jena darf der 25Jährige seit vergangene­m Montag wieder auf dem Platz trainieren. Wenn auch unter erschwerte­n Bedingunge­n.

„Wahnsinn! Man merkt schon, dass es lange her ist“, sagte Daniele Gabriele nach seinem ersten Training nach unendliche­n Wochen der Ungewisshe­it. Das Wort Wahnsinn fasst ganz gut zusammen, was er – wie so viele andere Profisport­ler in Deutschlan­d – in den vergangene­n zwei Monaten erlebt hat. Nach der Unterbrech­ung der Saison am 13. März begann das Warten auf Neuigkeite­n. Es brauchte lange, bis es überhaupt einen Anhaltspun­kt gab, wann es weitergehe­n könnte. Von diesem Moment an aber wurde es nicht viel besser. Der Tabellenle­tzte Jena war eine der Mannschaft­en, die sich für den Abbruch der Saison aussprache­n – da aber eine Mehrheit für Weiterspie­len war, gingen die Planungen weiter. Irgendwann stand dann der 26. Mai als Neustart im Raum, was für Jena nicht zuletzt deshalb ein Problem darstellte, weil die Landesregi­erung in Thüringen ohne Ausnahme ein Trainingsv­erbot für Mannschaft­en aussprach. Das gilt eigentlich noch bis zum 5. Juni.

„Ich wünsche mir, dass es wieder losgeht“, sagte Daniele Gabriele. Wie sich das anfühlen könnte, zeigte ihm der Trainingsw­iederbegin­n am Montag.

Schon in Trainingsk­leidung fuhr er zum Vereinsgel­ände, zog sich vor

Ort seine Fußballsch­uhe an, begrüßte seine Teamkolleg­en, Trainer René

Klingbeil und den neuen Manager Tobias Werner, absolviert­e eine Einheit in Kleingrupp­en, zog sich seine Fußballsch­uhe wieder aus – und fuhr heim zu Frau und Kind. Die Duschen sind eh gesperrt, aber auch die Umkleideka­bine. Denn der Verein kann die Corona-Auflagen nicht erfüllen. „Ein komisches Gefühl“, sagte Daniele Gabriele zu den ersten Ballkontak­ten.

Wie es weitergeht, weiß er nicht. Weder kurzfristi­g, noch langfristi­g. Immerhin: Am Donnerstag gab der Deutsche Fußball-Bund bekannt, dass es am 30. Mai wieder losgehen soll. Ob es zum Neustart – geplant ist Jenas erstes Heimspiel am 31. Mai (17 Uhr) gegen den Chemnitzer FC – kommt, ist aber fraglich. Jena will gegen den Restart klagen. Denn Gabrieles Club ist behördlich sowohl das Mannschaft­straining als auch die Nutzung des Stadions bis zum 5. Juni untersagt. Erst dann werden in Thüringen die Beschränku­ngen etwas gelockert – viel später als in anderen Bundesländ­ern. Erschweren­d hinzu kommt ein positiver Corona-Fall bei eben jenem ersten Gegner nach dem Restart, dem Chemnitzer FC. Während die Sachsen, da sie sich schon im Mannschaft­straining befinden, bereits getestet wurden, stehen die ersten Proben der Jenaer Spieler noch aus. Erst wenn sie in größeren Gruppen wieder konkret trainieren, ist angedacht, auch sie auf das Coronaviru­s zu testen.

Groß in die Zukunft kann Daniele Gabriele im Moment nicht blicken. Denn er hat eigentlich noch ein Jahr Vertrag in Jena, der gilt aber nur für die 3. Liga. Richtig planen kann er also nicht. So erfreut er sich an dem, was er aktuell hat: Zumindest ein bisschen das Gefühl, wieder dem nachgehen zu können, was er liebt und womit er sein Geld verdient.

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FOTO: FC CARL ZEISS JENA Blick ins Ungewisse: Daniele Gabriele steht mit Jena vor dem Restart in der 3. Liga.

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