Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Käse-Glocke schließt wegen eines Schicksals­schlags

Nach dem Tod ihres Lebens- und Geschäftsp­artners sucht Katja Wehde einen Nachmieter

- Von Patrick Müller

URLAU - Sieben Jahre lang haben Katja Wehde und ihr Partner Sandrino Ramisch in der Käse-Glocke in Haselburg bei Leutkirch ihren Kunden regionale Spezialitä­ten wie Wurst und Käse sowie selbst gebackenes Holzofenbr­ot und Seelen angeboten. Seit Ende April ist das Geschäft wegen eines schweren Schicksals­schlags geschlosse­n: Sandrino Ramisch ist an den Verletzung­en eines schweren Arbeitsunf­alls gestorben. Katja Wehde, die für die Liebe vor acht Jahren ins Allgäu gezogen ist, kehrt nun in ihre norddeutsc­he Heimat zurück.

Vermutlich jeder, der regelmäßig mit dem Auto oder Fahrrad zwischen Leutkirch und Isny unterwegs ist, kennt das große Schild an der Abzweigung bei Haselburg, das auf das selbst gemachte Holzofenbr­ot der Käse-Glocke aufmerksam machen soll. Seit Ende April steht der Ofen still. Das Backen war die Leidenscha­ft ihres Lebens- und Geschäftsp­artners Sandrino, erzählt Katja Wehde.

Nachdem ihr Lebensgefä­hrte zuvor die Käse-Glocke in Wigratzbad betrieben habe, haben die beiden gemeinsam vor sieben Jahre die KäseGlocke in Haselburg übernommen. Neben regionalen Wurst- und Käsespezia­litäten haben sie unter anderem auch Nudeln, Wein und Geschenkar­tikel verkauft. Das Geschäft ohne den Bäcker Ramisch weiterzufü­hren, war keine wirkliche Alternativ­e, sagt Wehde. Er habe nicht nur gebacken, sondern auch die ganzen

„schriftlic­hen Sachen“gemacht. „Und Personal ersetzt nicht den Partner.“

In diesen sieben Jahren wurde eine große Stammkunds­chaft aufgebaut, so Wehde, und auch viele Freundscha­ften begründet. „Der Abschied tut weh und es bleibt, Danke an die treue Kundschaft und Freunde für die Unterstütz­ung zu sagen“, sagt sie. Die Kunden kamen teilweise sogar noch aus der Zeit vom Geschäft in Wigratzbad. Viele hätten sich nach der Todesnachr­icht bei ihr gemeldet. „Das ist das, was das Lädele ausmacht.“

Beliebt gewesen sei die Käse-Glocke auch bei vielen Fahrradfah­rern, die hier einen Kaffee-/Kuchen-Stopp eingelegt haben. Und zuletzt seien dazu noch die Urlauber aus dem nahen Ferienpark Allgäu gekommen. Hier sei es inzwischen sogar immer wieder mal vorgekomme­n, dass Feriengäst­e

den Einkaufsze­ttel von Nachbarn mitbekomme­n hätten, die davor schon hier im Urlaub waren.

Von Dienstag bis Freitag, jeweils von 10 bis 16 Uhr, öffnet die KäseGlocke Haselburg ein letztes Mal für den Abverkauf der Ware, bevor die Käse-Glocke endgültig Geschichte ist.

Auch wenn sie in den Jahren hier im Allgäu viele schöne Bekanntsch­aften geschlosse­n habe, ziehe es sie zurück nach Norddeutsc­hland, wo ihre Familie lebt. Deswegen hofft sie auch, dass sie bald jemanden findet, der ihren Mietvertra­g übernimmt, den sie vor einem Jahr auf fünf Jahre verlängert haben. Sie bemühe sich, einen passenden Nachfolger zu finden, der vielleicht auch die Kundschaft wieder mit Regionalem verwöhnen kann.

Ortsvorste­her Alois Peter hat erst vor wenigen Tagen von dem Schicksals­schlag erfahren, erzählt er am Freitagnac­hmittag. Mit Blick auf die regionalen Waren sei es natürlich schade, dass durch die Schließung nun ein Stück Heimat fehle. Vor allem für die Urlauber des nahen Ferienpark­s sei das regionale Angebot der beiden schon etwas Besonderes gewesen.

Und auch viele Einheimisc­he hätten das Angebot gerne genutzt, etwa an den Wochenende­n. Als Ortsvorste­her hofft er nun, dass eventuell ein Nachmieter gefunden wird, der dieses Konzept so weiterführ­t. Inwiefern er Katja Wehde dabei helfen kann, weiß er noch nicht, aber er möchte auf jeden Fall in den nächsten Tagen auf sie zugehen.

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FOTO: PATRICK MÜLLER Die Käse-Glocke in Haselburg war sowohl bei Touristen als auch bei Einheimisc­hen beliebt.

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