Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Käse-Glocke schließt wegen eines Schicksalsschlags
Nach dem Tod ihres Lebens- und Geschäftspartners sucht Katja Wehde einen Nachmieter
URLAU - Sieben Jahre lang haben Katja Wehde und ihr Partner Sandrino Ramisch in der Käse-Glocke in Haselburg bei Leutkirch ihren Kunden regionale Spezialitäten wie Wurst und Käse sowie selbst gebackenes Holzofenbrot und Seelen angeboten. Seit Ende April ist das Geschäft wegen eines schweren Schicksalsschlags geschlossen: Sandrino Ramisch ist an den Verletzungen eines schweren Arbeitsunfalls gestorben. Katja Wehde, die für die Liebe vor acht Jahren ins Allgäu gezogen ist, kehrt nun in ihre norddeutsche Heimat zurück.
Vermutlich jeder, der regelmäßig mit dem Auto oder Fahrrad zwischen Leutkirch und Isny unterwegs ist, kennt das große Schild an der Abzweigung bei Haselburg, das auf das selbst gemachte Holzofenbrot der Käse-Glocke aufmerksam machen soll. Seit Ende April steht der Ofen still. Das Backen war die Leidenschaft ihres Lebens- und Geschäftspartners Sandrino, erzählt Katja Wehde.
Nachdem ihr Lebensgefährte zuvor die Käse-Glocke in Wigratzbad betrieben habe, haben die beiden gemeinsam vor sieben Jahre die KäseGlocke in Haselburg übernommen. Neben regionalen Wurst- und Käsespezialitäten haben sie unter anderem auch Nudeln, Wein und Geschenkartikel verkauft. Das Geschäft ohne den Bäcker Ramisch weiterzuführen, war keine wirkliche Alternative, sagt Wehde. Er habe nicht nur gebacken, sondern auch die ganzen
„schriftlichen Sachen“gemacht. „Und Personal ersetzt nicht den Partner.“
In diesen sieben Jahren wurde eine große Stammkundschaft aufgebaut, so Wehde, und auch viele Freundschaften begründet. „Der Abschied tut weh und es bleibt, Danke an die treue Kundschaft und Freunde für die Unterstützung zu sagen“, sagt sie. Die Kunden kamen teilweise sogar noch aus der Zeit vom Geschäft in Wigratzbad. Viele hätten sich nach der Todesnachricht bei ihr gemeldet. „Das ist das, was das Lädele ausmacht.“
Beliebt gewesen sei die Käse-Glocke auch bei vielen Fahrradfahrern, die hier einen Kaffee-/Kuchen-Stopp eingelegt haben. Und zuletzt seien dazu noch die Urlauber aus dem nahen Ferienpark Allgäu gekommen. Hier sei es inzwischen sogar immer wieder mal vorgekommen, dass Feriengäste
den Einkaufszettel von Nachbarn mitbekommen hätten, die davor schon hier im Urlaub waren.
Von Dienstag bis Freitag, jeweils von 10 bis 16 Uhr, öffnet die KäseGlocke Haselburg ein letztes Mal für den Abverkauf der Ware, bevor die Käse-Glocke endgültig Geschichte ist.
Auch wenn sie in den Jahren hier im Allgäu viele schöne Bekanntschaften geschlossen habe, ziehe es sie zurück nach Norddeutschland, wo ihre Familie lebt. Deswegen hofft sie auch, dass sie bald jemanden findet, der ihren Mietvertrag übernimmt, den sie vor einem Jahr auf fünf Jahre verlängert haben. Sie bemühe sich, einen passenden Nachfolger zu finden, der vielleicht auch die Kundschaft wieder mit Regionalem verwöhnen kann.
Ortsvorsteher Alois Peter hat erst vor wenigen Tagen von dem Schicksalsschlag erfahren, erzählt er am Freitagnachmittag. Mit Blick auf die regionalen Waren sei es natürlich schade, dass durch die Schließung nun ein Stück Heimat fehle. Vor allem für die Urlauber des nahen Ferienparks sei das regionale Angebot der beiden schon etwas Besonderes gewesen.
Und auch viele Einheimische hätten das Angebot gerne genutzt, etwa an den Wochenenden. Als Ortsvorsteher hofft er nun, dass eventuell ein Nachmieter gefunden wird, der dieses Konzept so weiterführt. Inwiefern er Katja Wehde dabei helfen kann, weiß er noch nicht, aber er möchte auf jeden Fall in den nächsten Tagen auf sie zugehen.