Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein trauriger Teufelskreis
Auf der einen Seite nimmt die Lufthansa milliardenschwere Staatshilfe an, auf der anderen will sie 22 000 Stellen abbauen – vor allem durch Erhöhung der Produktivität, da sie in vier Jahren wieder das Vorkrisenniveau an Flügen erreichen will. Wie passt das zusammen? Leider recht gut. Die Zuschüsse und Kredite waren nicht an eine Jobgarantie gebunden. Sie dienten in erster Linie dazu, die Existenz einer unabhängigen Lufthansa zu erhalten. Ohne die Unterstützung wäre sie sofort zum Übernahmekandidaten durch einen chinesischen oder arabischen Konkurrenten geworden.
Die Staatsmittel ermöglichen es dem Unternehmen immerhin, die Schrumpfung langsam und organisiert durchzuführen. Sie machen es zudem möglich, die Reisenden ordnungsgemäß für ausfallende Flüge zu entschädigen und den Grundbetrieb ohne Insolvenz zu erhalten.
Wer jedoch auf einen staatlich subventionierten Erhalt aller Arbeitsplätze gehofft hat, wird enttäuscht. So viel Flexibilität im Umgang mit dem Personal will die Regierung trotz aller Abfederung der Krisenfolgen erhalten. Aus Sicht der Airline besteht derweil kaum eine Alternative. Denn die Konkurrenz baut derzeit in atemberaubenden Tempo Stellen ab, die trotz der Erholung in den kommenden Jahren vermutlich nicht zurückkehren werden. Das ist ein trauriger Teufelskreis. Doch wer nicht mitmacht, steht am Ende mit einem teureren Betrieb da.
In Deutschland wird die Arbeitsagentur einen Großteil der persönlichen Tragödien abfedern müssen, die sich hinter den Zahlen verbergen. Da andere Branchen auch mehr und mehr unter der zweiten Welle und den wirtschaftlichen Verwerfungen leiden, kommen gewaltige Kosten auf die Sozialstrukturen zu. Doch der Staat kann nicht alle Jobs retten, selbst dann, wenn er es wollte. Im Fall der Lufthansa sollte das Wirtschaftsministerium mit seinen zwei Aufsichtsratsposten darauf hinwirken, den Personalabbau so langsam und so sozialverträglich wie irgend möglich zu gestalten. Das ist das Mindeste, was das Management der Allgemeinheit schuldet.