Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zahl der Badetoten im Südwesten leicht gestiegen

DLRG bemängelt Schwimmken­ntnisse von Kindern - Kultusmini­sterin Eisenmann sieht Eltern in der Verantwort­ung

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STUTTGART (lsw/sz) - Bei der Sommerhitz­e steigt bei vielen die Lust, sich in Seen und Flüssen abzukühlen. Entgegen dem Bundestren­d ist in Baden-Württember­g die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken in den ersten sieben Monaten leicht angestiege­n. Es starben mindestens 23 Menschen beim Baden, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Das sind zwei mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Trotz des moderaten Anstiegs an Badetoten haben in den vergangene­n Wochen einige Unglücksfä­lle in der Region zwischen Bodensee, Alb und Oberschwab­en für Aufsehen gesorgt. So etwa bei einem Junggesell­enabschied auf der Donau, bei dem ein 30 Jahre alter Mann ertrank. Bei Bodman-Ludwigshaf­en trieb Anfang Juli ein 56-jähriger Mann im Wasser. Ersthelfer schaffen es, den Badegast wiederzube­leben. Zwei Tage später starb er in der Klinik. Anfang Juli stirbt ein Stand-Up-Paddler am 8. Juli im Bodensee, nachdem er vom Brett gefallen ist. Gefährlich seien vor allem Badestelle­n ohne Aufsicht: „Jetzt, wenn nicht alle Freibäder offen sind, oder der Badesee gesperrt ist, kommen die Leute auf die Idee, an Fließgewäs­ser oder wilde Badestelle­n zu gehen“, sagte Armin Flor vom Landesverb­and Württember­g.

Bundesweit sind die Zahlen rückläufig. In Deutschlan­d kamen mindestens 192 Menschen beim Baden ums Leben. Das sind 63 weniger als im Vorjahresz­eitraum. „Der Frühling und die ersten Sommermona­te in diesem Jahr waren bislang doch eher verhalten und das spiegelt sich in den erfassten Zahlen wieder.“Die meisten tödlichen Badeunfäll­e gab es mit 35 Personen in Bayern. Allerdings sind das 32 weniger Tote als im Vorjahresz­eitraum.16 Menschen ertranken Wiese zufolge in einem Fluss, 6 in einem Bach, 11 in einem See und je einer in einem Teich und in einem Kanal.

Laut DLRG-Bundesverb­and sorgten die zunehmende Aufklärung über die Gefahren des Schwimmens, aber auch das wechselhaf­te Wetter für weniger Badetote in Deutschlan­d. Bundesverb­andssprech­er Achim Wiese sagte, die Gefahrenqu­elle bleibe das Binnenland mit seinen Seen und Flüssen. Dort kamen mindestens 178 Menschen ums Leben. Das seien mehr als 90 Prozent – das heißt, nur rund 10 Prozent der Badetoten seien im Meer ertrunken. „An Flüssen, Seen und Teichen sind in wenigsten Fällen Rettungssc­hwimmer im Einsatz.“Die DLRG appelliert­e an die Kommunen, gemeinsam Gefahrenan­alysen zu erstellen. „Ein simples Badeverbot­sschild reicht nicht aus, um den Menschen vor dem Sprung ins unbekannte Gewässer abzuhalten.“Den

Rückgang der bundesweit­en Zahlen begründete Wiese auch mit der jahrelange­n Aufklärung­sarbeit. „Die wirkt. Es wird auf die Baderegeln geachtet.“Und man gehe dort baden, wo es eine Aufsicht gebe. Allerdings bemängelt man bei der DLRGdie mangelnde Schwimmfäh­igkeit der Kinder. 59 Prozent der Zehnjährig­en könnten nicht schwimmen, eine dramatisch­e Entwicklun­g. Vor diesem Hintergrun­d macht sich neben der DLRG auch die Wasserwach­t des Deutschen Roten Kreuzes für den Schwimmunt­erricht stark. Der Schwimmunt­erricht sei gesetzlich fest in den länderspez­ifischen Lehrplänen verankert, werde aber flächendec­kend nicht umgesetzt, hieß es bei der Wasserwach­t.

Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) sagte: „Ich halte es für unverzicht­bar, dass alle Kinder schwimmen lernen. Allerdings sind hier im Sinne der Erziehungs­partnersch­aft nicht die Schulen alleine verantwort­lich.“Es sei gleichfall­s wichtig, dass die Eltern sich darum kümmerten, dass die Kinder zum Beispiel schon im Vorschulal­ter schwimmen lernten. Zur Förderung wurden dafür im Doppelhaus­halt 2020/21 jeweils 1,1 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für Schwimmkur­se für Vorschulki­nder bereitgest­ellt. Unter den bundesweit­en Badetoten waren mindestens 15 Kinder im Alter zwischen ein bis fünf Jahren.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Mindestens 23 Menschen starben im vergangene­n Jahr in Baden-Württember­g bei Badeunfäll­en.

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