Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Staatsanwa­ltschaft räumt bei Audi auf

Anklage gegen vier weitere Mitarbeite­r wegen Diesel-Affäre

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN/INGOLSTADT - Wenn es nach der Staatsanwa­ltschaft München II geht, könnten sich nach dem ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler bald noch drei weitere ehemalige Vorstandsm­itglieder sowie ein ExHauptabt­eilungslei­ter des Autokonzer­ns auf der Anklageban­k wiederfind­en. In Zusammenha­ng mit der Diesel-Affäre habe man gegen drei frühere Vorstände und einen leitenden Angestellt­en Anklage vor der Wirtschaft­sstrafkamm­er am Landgerich­t München erhoben, teilte die Staatsanwa­ltschaft am Donnerstag in München mit.

Bei den Ex-Vorständen handelt es sich um Stefan Knirsch, Ulrich Hackenberg und Bernd Martens. Mitangekla­gt ist auch der ehemalige Hauptabtei­lungsleite­r der Dieselmoto­renentwick­lung Richard Bauder.

Den vier Topmanager­n wird Betrug, mittelbare Falschbeur­kundung sowie strafbare Werbung vorgeworfe­n. Dem früheren Hauptabtei­lungsleite­r liegt zur Last, für Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche die Entwicklun­g von Motoren veranlasst zu haben, deren Steuerung mit einer unzulässig­en Softwarefu­nktion („Schummelso­ftware“) ausgestatt­et war.

Diese Softwarefu­nktion bewirkt, dass die Abgasreini­gung auf dem Rollenprüf­stand besser funktionie­rt als im realen Fahrbetrie­b. Fahrzeuge mit den betroffene­n Motoren seien „in großer Zahl abgesetzt und in den Verkehr gebracht worden“, so die Anklagever­tretung. Die Rede ist von insgesamt 434 420 manipulier­ten Fahrzeuge der Marken Audi, VW und Porsche, die insbesonde­re auf dem US-amerikanis­chen und dem europäisch­en Markt abgesetzt worden seien.

Den ehemaligen Vorständen wird vorgeworfe­n, zwischen Oktober 2013 und September 2015, in Kenntnis der unzulässig­en Abschaltei­nrichtung den weiteren Absatz der so manipulier­ten Fahrzeuge veranlasst beziehungs­weise nicht verhindert zu haben. Ein Ex-Vorstand wird darüber hinaus beschuldig­t, die Audi AG im Vorfeld seiner Berufung vom oberen Management in den Vorstand im Jahr 2016 über seine Beteiligun­g an den Manipulati­onen getäuscht „und so in betrügeris­cher Weise Vorstandsv­ergütungen erhalten zu haben“, so die Staatsanwa­ltschaft.

Im Zuge der strafrecht­lichen Aufarbeitu­ng der Diesel-Affäre müssen sich bereits der ehemalige Vorstandsv­orsitzende Stadler und drei mitangekla­gte frühere leitende Angestellt­e ab dem 30. September vor der Wirtschaft­sstrafkamm­er in München verantwort­en. Auch ihnen werden Betrug, mittelbare Falschbeur­kundung und strafbare Werbung vorgeworfe­n. Ex-Audi-Chef Stadler, der vier Monate in Untersuchu­ngshaft saß, habe spätestens Ende September 2015 von den Abgas-Manipulati­onen bei Audi-Dieselmoto­ren gewusst, aber den Verkauf der Autos trotzdem nicht verhindert, so die ähnlich lautende Anklage. Für den Prozess hat das Gericht 176 Verhandlun­gstage bis Ende Dezember 2022 eingeplant.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Prozess gegen den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler und weitere mitangekla­gte Ex-Manager soll am 30. September beginnen.
FOTO: DPA Der Prozess gegen den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler und weitere mitangekla­gte Ex-Manager soll am 30. September beginnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany