Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schaukelsommer auf hohem Niveau, aber mit ungerechter Regenverteilung
Von Waldbrandgefahr bis „Land unter“war im Juli alles dabei
RAVENSBURG - Während die Norddeutschen einen bislang recht kühlen, wechselhaften und nassen Sommer erleben, können wir uns über das Wetter in den letzten Wochen insgesamt gesehen wirklich nicht beklagen. Außergewöhnlich ist jedoch die Bandbreite der Regenverteilung. Von knochentrocken und hoher Waldbrandgefahr bis „Land unter“mit teils beträchtlichen Schäden durch Überflutungen war im Juli alles geboten.
Das stetige Auf und Ab ist in diesem Sommer Programm. Auf hochsommerlich warme bis richtig heiße Tage folgten immer wieder kühlere und feuchte Phasen mit Schauern und Gewittern, die ihre Regenlast allerdings derart ungleichmäßig übers Land verteilten wie selten zuvor. So verzeichneten Bruno Diebold in Kirchberg am 1. Juli 99,5 Liter/Quadratmeter und Bruno Hartmann in Aichstetten-Nestbaum am 2. Juli 102,0 Liter/Quadratmeter und damit beinahe fünfmal so viel wie Helmut Gaggermeier in Langenenslingen im gesamten Monat (20,4 Liter/Quadratmeter)! Am meisten Regen fiel im Juli im Dreieck Leutkirch-Wolfegg-Illertissen, während vor allem die Regionen vom nordwestlichen Oberschwaben, über die Donau, die Westalb und Baar bis zum Schwarzwald häufig leer ausgingen und man hier zumeist vergeblich auf das dringend benötigte Nass wartete. Mancherorts wurden gerade einmal 20 Prozent des Niederschlagssolls gemessen.
Baden-Württemberg war im Juli das wärmste Bundesland, ganz besonders der südliche Teil davon. So lagen an sämtlichen Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd die Temperaturen eineinhalb bis zwei Grad über dem Durchschnitt der vergangenen dreißig Jahre. In den Niederungen verbuchten die Wetterbeobachter zwischen 15 und 23 Sommertage mit mindestens 25 Grad und zwei bis sieben Hitzetage mit über 30 Grad, weitaus mehr als im statistischen Mittel zu erwarten wäre. Am Monatsende wurde in Rottweil-Hausen, Burgrieden, Ehingen, Baltringen und Amstetten-Reutti sogar knapp die 35-Grad-Marke erreicht. Ganz oben Tuttlingen mit 35,3 Grad Celsius sowie Rißtissen und Günzburg mit jeweils 35,4 Grad Celsius. An der Wetterstation von Helmut Kohler in Schwörstadt am Hochrhein kletterte das Quecksilber gar auf 38,2 Grad Celsius, im Schatten, wohlgemerkt!
Den ganzen Monat hindurch wurden wir mit kurzen Unterbrechungen von der Sonne regelrecht verwöhnt. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried registrierte man 318,7 Sonnenscheinstunden, 80 Stunden mehr als im langjährigen Vergleich, wobei an fünf Tagen kaum ein Wölkchen am Himmel zu sehen war. Trübe, wolkenverhangene Tage gab es dagegen nur zwei (Mittelwert: 9,8).
Mal sehen, was der August, der meteorologisch letzte Sommermonat, bringen wird. Es spricht aber einiges dafür, dass er uns nach einem unterkühlten und feuchten Auftakt noch mächtig einheizt und wohl auch deutlich zu warm ausfallen dürfte. Also, warum denn in die Ferne schweifen, wenn der Sommer ist so nah!
Schaukelsommer auf hohem Niveau, aber mit ungerechter Regenverteilung