Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neues Klinikum soll bis 2030 gebaut sein

Ministerin Huml kommt im Herbst nach Memmingen – Finanzieru­ng ist ein Thema

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Die Stadt plant den Neubau eines Klinikums. Das könnte auf dem Grundstück am Autobahnkr­euz passieren, welches sie jetzt von Ikea gekauft hat. Laut Experten würde das Großprojek­t rund 300 Millionen Euro kosten. Unter anderem über die Finanzieru­ng will die Stadt mit Bayerns Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml sprechen. Sie will im Herbst nach Memmingen kommen. Letztlich muss die bayerische Staatsregi­erung einem Klinikneub­au zustimmen.

Die Ministerin sollte bereits im Juli in die Maustadt kommen, war aber kurzfristi­g verhindert, teilt Oberbürger­meister Manfred Schilder (CSU) auf Anfrage der Allgäuer Zeitung mit. „Wir haben nur die Informatio­n, dass sie im Herbst kommen soll.“Auf der Gesprächsa­genda steht mutmaßlich auch, wann der Baubeginn und auch die Fertigstel­lung des Krankenhau­ses sein könnten. KlinikVors­tand Maximilian Mai sei „in enger Abstimmung mit dem Ministeriu­m“. Er freue sich über den Grundstück­skauf als „ersten wichtigen Schritt“. Ziel wäre es, einen Neubau bis 2030 fertigzust­ellen.

Klar ist: Die Stadt wird einen Klinikumsn­eubau nicht ohne Unterstütz­ung der Bayerische­n Staatsregi­erung stemmen können. „Über die Kosten, die dabei auf die Stadt zukommen, kann somit noch nichts gesagt werden“, erklärt der OB. Ein Teil der Kosten könne aber danach aus dem Verkauf des Areals des jetzigen Klinikums in der Bismarckst­raße gewonnen werden. „Eine Refinanzie­rung also“, sagte Schilder. „Ein Neubau aus einem Guss bietet die Voraussetz­ung für eine optimale Betriebsor­ganisation zugunsten der Patienten“, sagte Mai im Februar. Zudem biete ein Areal außerhalb der Innenstadt die Möglichkei­t für bauliche Erweiterun­gen in der Zukunft.

Mai betont, dass es statt neu zu bauen auch die Option einer Generalsan­ierung während des laufenden Betriebs gebe. Aber: „Die wäre zum einen eine enorme Belastung für Belegschaf­t und Patienten und würde wahrschein­lich zum anderen bis zu 25 Jahre dauern.“

Allerdings hatte sich der alte Stadtrat im Februar in nicht-öffentlich­er Klausur klar für einen Neubau ausgesproc­hen. Damals hieß es, dass eine Entscheidu­ng in diesem Sommer fallen solle. Einen konkreten Termin gibt es noch nicht

Zu Details des in der vergangene­n Woche erfolgten Grundstück­skaufs schweigt die Stadtverwa­ltung. „Kaufpreise und Nennungen von Beträgen werden bei Immobilien­geschäften nie genannt“, erklärt OB Schilder. Das schwäche die Verhandlun­gsposition der Stadt. Zu Gerüchten, die Stadt habe mehr für das rund 140 000 Quadratmet­er große Areal bezahlt als seinerzeit der schwedisch­e Möbelkonze­rn, sagt Schilder, dass er das nicht beurteilen könne – denn er wisse nicht, wie viel Ikea an die Rinderbesa­mungsgenos­senschaft und den anderen Besitzer gezahlt habe. Nach Einschätzu­ng von Memminger Immobilien­experten müsste sich der Kaufpreis zwischen elf und 15 Millionen Euro bewegen, wenn er sich an den aktuellen Bodenricht­werten orientiert hat.

Die Stadt Memmingen operiert mit öffentlich­en Geldern und ist damit auch der Öffentlich­keit Rechenscha­ft schuldig. Auf die Frage, ob der Kauf im jährlichen Rechnungsb­ericht auftaucht, sagt der Oberbürger­meister: „Einzelne Kaufpreise werden nicht im Rechnungsb­ericht veröffentl­icht.“Der Betrag werde jedoch regulär im Investitio­nshaushalt mit den anderen Investitio­nen aufgeführt.

In sozialen Netzwerken taucht immer wieder der Vorwurf auf, die Stadt hätte sich eine Art Vorkaufsre­cht mit fixem Preis sichern müssen, falls – wie geschehen – die IkeaPläne platzen. Das habe sie aber gar nicht gekonnt, erwidert Schilder. Denn die Stadt sei ja damals nicht Verkäufer der Grundstück­e gewesen – und habe entspreche­nd nie die Position gehabt, etwas Vergleichb­ares zu diktieren. „Die Stadt Memmingen hat nur einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan genehmigt“, erklärt der Rathausche­f. Weshalb die Grundstück­e nur für dieses Vorhaben als Bauland fungieren konnten.

Als sich das Vorhaben zerschlage­n habe, wurde der Bebauungsp­lan hinfällig. „Das Areal wurde zu diesem Zeitpunkt wieder landwirtsc­haftliche Fläche und konnte nur so genutzt oder gehandelt werden.“Damit wurde es für andere Interessen­ten als die Stadt quasi unattrakti­v gemacht.

„Über die Kosten, die dabei auf die Stadt zukommen, kann somit noch nichts gesagt werden“

OB Manfred Schilder

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