Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Amerikanische Faulbrut bricht wieder aus
Wieso die Krankheit so gefährlich ist und was das für die Imker bedeutet – Neuer Fall im Westallgäu
SCHEIDEGG - Die Amerikanische Faulbrut ist zurück im Westallgäu. Oder besser gesagt: Sie ist immer noch da. Nur wenige Tage, nachdem der bislang letzte Sperrbezirk aufgehoben worden war, ist die Bienenseuche erneut aufgetreten. Das Landratsamt hat einen neuen Sperrbezirk im Ortsteil Bühl der Gemeinde Scheidegg ausgewiesen. Dort sind laut der Behörde bei einem Bienenschwarm, der ein stillgelegtes Bienenhaus besiedelt hatte, die Sporen der Faulbrut nachgewiesen worden. Die im Sperrbezirk liegenden sechs Imker wurden bereits informiert. Ihre Völker müssen nun beprobt werden. Im schlimmsten Fall droht ihnen ein unschönes Schicksal.
Die Faulbrut beschäftigt die heimischen Imker und das Veterinäramt schon seit September 2019. Die ersten Fälle traten damals in Scheidegg auf. Schnell breitete sich die Krankheit weiter aus. Einschließlich dem aktuellen Fall gab es bis heute insgesamt 19 Ausbrüche im Landkreis Lindau.
Zwischendurch sah es so aus, als habe man die Krankheit erfolgreich zurückdrängen können. Während es im April noch sieben Sperrbezirke gab, waren es zuletzt nur noch zwei.
Der in Bieslings (Scheidegg) ist am 8. Juli aufgehoben worden, der in Ruppenmanklitz (Weiler-Simmerberg) erst kürzlich am 22. Juli.
Am Mittwoch teilte das Landratsamt nun aber mit, dass am 31. Juli in Bühl erneut ein Ausbruch festgestellt worden sei. Der Sperrbezirk dort hat einen Radius von 1200 Metern. Das entspricht etwa dem Flugradius einer Honigbiene. Wie lange er bestehen bleibt, hängt davon ab, inwiefern in den Proben infektiöse Sporen nachgewiesen werden. „Im günstigsten Fall dauern die Maßnahmen zwei Monate“, sagt Harald Wirsching vom Veterinäramt.
Woher der befallene Bienenschwarm stammt, ist unklar. Er sei „seriöserweise keinem Imker zuzuordnen“, sagt der Veterinär. Man könne auch nicht sagen, wann sich der Schwarm in dem stillgelegten Bienenhaus
in der kleinen Ortsfiliale niedergelassen hat. Die Behörde kann nur vermuten, dass das vor sechs bis zehn Wochen geschah.
Dass nun wieder ein Faulbrut-Fall aufgetaucht ist, hat Matthias Kauf „nicht überrascht“. Der Vorsitzende des Imkerkreisverbandes Lindau geht davon aus, dass die Krankheit ihn und seine Kollegen noch zwei bis drei Jahre lang beschäftigen wird. Das sagte der Hergatzer gegenüber unserer Redaktion.
Die Amerikanische Faulbrut ist ein sporenbildendes Bakterium, das ausschließlich die Brut der Honigbiene befällt. Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich. Selbst der Honig befallener Völker kann bedenkenlos gegessen werden.
Die Faulbrut schleicht sich in der Regel unbemerkt in ein Volk ein. Durch kontaminiertes Futter gelangt der Erreger in den Darm der Larve und keimt dort aus. Junge Maden sterben so frühzeitig ab. Die Faulbrutbakterien zersetzen die Made vollständig, bis nur noch eine schleimige braune Masse übrig ist. In einer abgestorbenen Made sind bis zu zweieinhalb Milliarden Sporen nachweisbar. Ein solcher Schleim wurde nun auch beim Bienenvolk in Bühl gefunden.
Der Erreger verbreitet sich in erster Linie über den Bienenflug. Vor allem kurz vor dem Winter räubern Bienen gerne andere Völker aus. Dadurch übertragen sich auch Krankheiten von einem Volk zum anderen. Zudem ist der Erreger lange haltbar, sagt Kauf. Für die Bienen bedeutet das nichts Gutes: „Das ganze Volk geht kaputt“, sagt der Bienensachverständige. Wird der Erreger frühzeitig erkannt, sei es möglich, das Volk zu sanieren und neu aufzubauen.
Andernfalls – und das ist eher die Regel – müsse man es leider komplett vernichten. Dabei wird ein Schwefelstreifen in den Bienenkasten gesteckt und angezündet. Die Dämpfe töten das ganze Volk, das derzeit etwa 40 000 bis 50 000 Tiere zählt. Auch die Waben müssen laut Kauf vernichtet werden. Die Bienenkästen könne man aber desinfizieren.