Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hochschule in Weingarten setzt auf ein virtuelles Robotiklab­or

Laborbetri­eb ist in Corona-Zeiten eine besondere Herausford­erung

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WEINGARTEN (sz) - Das Industrier­obotik-Labor der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) geht nach eigenen Angaben die Herausford­erungen der Corona-Pandemie innovativ an. Ein virtueller Nachbau des Labors ermögliche Experiment­e mit dem Roboter von Zuhause aus. 70 Studenten hätten das Labor damit trotz bestehende­r Abstands- und Hygienereg­eln erfolgreic­h abschließe­n können. Betroffen seien vor allem die Studiengän­ge Elektromob­ilität, Elektrotec­hnik und Informatik.

Im Robotiklab­or schreiben, erproben und verfeinern die Studenten Programme, mit denen die Maschinen gesteuert werden. Bei diesen Experiment­en wollte Professor Konrad Wöllhaf sie laut Mitteilung auch in diesem außergewöh­nlichen Semester begleiten und programmie­rte eine virtuelle Repräsenta­tion des Labors. Mit diesem Modell könnten die Studenten nun am eigenen Computer ihre Arbeit erproben und verbessern. Der virtuelle Roboter reagiere auf die Programme genauso, wie es sein reales Vorbild täte. Auch die Gegenständ­e, mit denen der mechanisch­e Arm interagier­t, seien mit ihren tatsächlic­hen Eigenschaf­ten ausgestatt­et. „So wird es für die Studierend­en konkreter und sie sehen, was sie programmie­rt haben, obwohl sie nicht vor Ort sein können“, erklärt Wöllhaf, der an der RWU Mechatroni­k, Automatisi­erung, Robotik und Simulation lehrt. Erfahrung mit der Simulation solcher Prozesse sei auch für die Berufsprax­is relevant: „Das entspricht der Arbeitswei­se in der Industrie. Dort werden ganze Produktion­shallen mit Robotern am Computer geplant und simuliert.“

Wöllhaf selbst habe Erfahrung in der Programmie­rung und Simulation von Industrier­obotern bei lokalen Unternehme­n sammeln können. Dieses Wissen ermöglicht­e ihm eine zügige Antwort auf die neuen Herausford­erungen.

„Ich war schon vorbereite­t, sonst hätte ich es nicht so schnell geschafft.“Eine Aufgabe für die Studenten laute beispielsw­eise, dem Roboter beizubring­en, die jeweilige Matrikelnu­mmer zu schreiben. Was für den Menschen selbstvers­tändlich sei, so Wöllhaf, wird im Labor zur Herausford­erung. „Die einfachste­n Dinge werden in der Robotik komplizier­t.“

Konrad Wöllhaf sehe auch über die Corona-Pandemie hinaus einen Gewinn im virtuellen Labor: „Der Umgang mit dem digitalen Roboter ist ein spielerisc­her, es wird mehr ausprobier­t und mehr gewagt. Es können Risiken eingegange­n werden.“Schließlic­h stünden weder Mensch noch Maschine auf dem Spiel. Das virtuelle Labor werde auch in den kommenden Semestern genutzt. Ersetzen könne das Programm die reale Zusammenar­beit aber nicht. Wöllhaf freue sich auf den Normalbetr­ieb in Labor und Hochschule. „Für alle ist das eine Herausford­erung, wir sind alle am Kämpfen. Das hier ist nur ein Beispiel, was trotz Corona in der Lehre gemacht werden kann.“

Ist der Roboter einmal erfolgreic­h programmie­rt, liege seine Stärke im verlässlic­hen Wiederhole­n der immer gleichen Arbeit. Das müsse er heute noch meist mit Abstand zum Menschen tun. Zu gefährlich sei die Kombinatio­n von Kraft und Geschwindi­gkeit, die in ihm steckt. Das zu ändern, sei ein Ziel der Robotik. Die mechanisch­en Helfer der Zukunft sollen Hand in Hand mit den Menschen arbeiten. Dafür müssten sie mithilfe von Sensoren merken, wenn etwa Arm oder Kopf des Menschen im Weg sind. Roboter und Mensch sollen sich ergänzen, ohne sich zu gefährden. „Ein spannendes Ziel, aber das wird noch eine Weile dauern bis das alltagstau­glich wird“, ist sich Wöllhaf sicher.

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