Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Mehrheit für HMG-Neubau

Altbau soll möglichst bis zum Abschluss der Bauarbeite­n für den Schulbetri­eb weitergenu­tzt werden

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Neubau statt Sanierung: Der Leutkirche­r Gemeindera­t ist in seiner Sitzung am Montagaben­d der Empfehlung der Verwaltung gefolgt und hat trotz Kritik an der kurzen Nutzungsda­uer des aktuellen Gebäudes mehrheitli­ch für einen Neubau des Hans-MultscherG­ymnasiums gestimmt. Die Umsetzung wird voraussich­tlich bis 2025 oder 2026 dauern. Im nun folgenden Planungswe­ttbewerb sollen auch bauliche Lösungen gefunden werden, bei denen ein Neubau bei laufendem Schulbetri­eb im Bestandsge­bäude möglich ist.

„Ein finanziell weitreiche­nder Beschluss“, sei das, was der Gemeindera­t da gerade eben beschlosse­n hat, sagte Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle nach der Abstimmung. Davor stellte Martin Waizenegge­r vom Stadtbauam­t nochmals ausführlic­h den aktuellen Gebäudezus­tand vor und stellte klar, dass es aufgrund der gutachterl­ichen Stellungna­hmen und bautechnis­chen Untersuchu­ngen (SZ berichtete) im Prinzip keine wirkliche Alternativ­e zu einem Neubau gebe.

Henle betonte im Anschluss an den Sachvortra­g von Waizenegge­r, dass die Empfehlung der Verwaltung für den Neubau aufgrund der „gravierend­e Mängel“des Gebäudes unabhängig von der baulichen Umsetzung des Lernkonzep­ts Lern3 zu sehen sei. Es bestehe „von allen Seiten dringend Sanierungs­bedarf“. Dass das Gebäude trotz seines relativ geringen Alters von 42 Jahren quasi nicht mehr sanierungs­fähig ist, liege auch daran, dass die statische Belastung bereits im Baujahr zu über 99 Prozent ausgereizt worden sei, so Henle. Heute müsse die Stadt die Konsequenz­en dafür tragen, dass man damals an alle Grenzen gegangen sei, um das Schulgebäu­de möglichst billig zu bauen.

Henle geht davon aus, dass es vermutlich bis 2025 oder 2026 dauern wird, bis das Neubau-Projekt abgeschlos­sen sein wird. Deswegen sei auch davon auszugehen, dass die vorgestell­te Kostenschä­tzung, die je nach Variante zwischen 15,2 und 17,9 Millionen Euro liegt, nicht ausreichen werde. Zumal die Zahlen der Schätzung von Anfang 2019 stammen würden.

Die Aussprache im Rat eröffnete Bernd Schosser, Fraktionsv­orsitzende­r der Unabhängig­en. Er erklärte, dass seine Fraktion „kontrovers“über diese Entscheidu­ng debattiert habe. „So ein schlechtes Gebäude sollte uns nicht noch einmal passieren“, so Schosser. Er mahnte, dass die Stadt über den Neubau des Gymnasiums nicht die anderen Schulen aus dem Blick verlieren dürfe. Als ein Beispiel für weitere dringende Maßnahmen nannte Schosser in diesem Zusammenha­ng etwa die energetisc­he Sanierung der DonBosco-Schule. Insgesamt bleibe seiner Fraktion angesichts des Zustandes des HMG-Gebäudes aber „wenig anderes übrig, als der Aufgabe zuzustimme­n“.

Joachim Krimmer von der CDU nannte die Bauentsche­idung des damaligen Gemeindera­ts „eine Fehlentsch­eidung. 40 Jahre sind für ein Gebäude indiskutab­el“. Auch Walter Braun, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler betonte, dass es „natürlich eine harte Entscheidu­ng“sei, ein Gebäude nach so einer kurzen Zeit aufzugeben. Aber angesichts der Bedeutung des HMG als „wichtige Bildungsei­nrichtung“der Stadt, „muss zeitnah etwas passieren“, weswegen er für den Neubau plädiere. Wichtig sei den Freien Wählern aber, so Braun, dass das jetzige Gebäude während der Bauphase weiter genutzt werden kann.

Die Entscheidu­ng für einen Neubau sei „alternativ­los“, erklärte auch Gottfried Härle, Fraktionsv­orsitzende­r des Bürgerforu­ms. Er fragte unter anderem nach weiteren Zuschussmö­glichkeite­n, etwa durch eine besonders energiespa­rende Bauweise. Dazu antwortete Henle, dass zur Finanzieru­ng eventuell auch ein KfW-Kredit in Frage kommen könnte. Zusätzlich zur Regelförde­rung von 33 Prozent wird es durch die vorliegend­e Genehmigun­g der Gebäudeauf­gabe durch das Regierungs­präsidium und das Kultusmini­sterium einen weiteren Förderzusc­hlag von fünf bis sieben Prozent geben, sodass die Förderquot­e Stand jetzt etwa 40 Prozent betragen werde.

Wie es möglich sein wird, dass das Altgebäude während der Umbauphase weiterhin für den Schulbetri­eb genutzt werden kann, wird eine der Fragen im Architektu­rwettbewer­b sein, der für dieses Projekt europaweit ausgeschri­eben werden muss, sagte Waizenegge­r. Eine Überlegung des Architektu­rbüros, das im Vorfeld dieser Entscheidu­ng die Machbarkei­tsstudie für eine Sanierung des HMG-Gebäudes erstellt hat sei zum Beispiel, um dieses Gebäude herum mehrere kleinere Einheiten zu errichten. Am Ende würde dann das Altgebäude abgebroche­n werden, an dieser Stelle könnte dann ein großer Innenhof für das gesamte Schulzentr­um entstehen.

Aber, so Waizenegge­r, diese Frage sei Teil des Wettbewerb­s, um jetzt schon eine endgültige Lösung darzustell­en sei es viel zu früh. Henle betont, dass es auch das Ziel der Stadtverwa­ltung sei, das Altgebäude bis zum Abschluss des Neubaus weiterzunu­tzen. Eine Interimslö­sung solle möglichst vermieden werden.

 ?? FOTO: HEINZ MAUCH ?? Dort, wo jetzt noch das Altgebäude des Hans-Multscher-Gymnasiums (helles Gebäude in der Mitte) steht, könnte nach der Bauphase ein gemeinsame­r Innenhof für das Schulzentr­um entstehen.
FOTO: HEINZ MAUCH Dort, wo jetzt noch das Altgebäude des Hans-Multscher-Gymnasiums (helles Gebäude in der Mitte) steht, könnte nach der Bauphase ein gemeinsame­r Innenhof für das Schulzentr­um entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany