Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Große Mehrheit für HMG-Neubau
Altbau soll möglichst bis zum Abschluss der Bauarbeiten für den Schulbetrieb weitergenutzt werden
LEUTKIRCH - Neubau statt Sanierung: Der Leutkircher Gemeinderat ist in seiner Sitzung am Montagabend der Empfehlung der Verwaltung gefolgt und hat trotz Kritik an der kurzen Nutzungsdauer des aktuellen Gebäudes mehrheitlich für einen Neubau des Hans-MultscherGymnasiums gestimmt. Die Umsetzung wird voraussichtlich bis 2025 oder 2026 dauern. Im nun folgenden Planungswettbewerb sollen auch bauliche Lösungen gefunden werden, bei denen ein Neubau bei laufendem Schulbetrieb im Bestandsgebäude möglich ist.
„Ein finanziell weitreichender Beschluss“, sei das, was der Gemeinderat da gerade eben beschlossen hat, sagte Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle nach der Abstimmung. Davor stellte Martin Waizenegger vom Stadtbauamt nochmals ausführlich den aktuellen Gebäudezustand vor und stellte klar, dass es aufgrund der gutachterlichen Stellungnahmen und bautechnischen Untersuchungen (SZ berichtete) im Prinzip keine wirkliche Alternative zu einem Neubau gebe.
Henle betonte im Anschluss an den Sachvortrag von Waizenegger, dass die Empfehlung der Verwaltung für den Neubau aufgrund der „gravierende Mängel“des Gebäudes unabhängig von der baulichen Umsetzung des Lernkonzepts Lern3 zu sehen sei. Es bestehe „von allen Seiten dringend Sanierungsbedarf“. Dass das Gebäude trotz seines relativ geringen Alters von 42 Jahren quasi nicht mehr sanierungsfähig ist, liege auch daran, dass die statische Belastung bereits im Baujahr zu über 99 Prozent ausgereizt worden sei, so Henle. Heute müsse die Stadt die Konsequenzen dafür tragen, dass man damals an alle Grenzen gegangen sei, um das Schulgebäude möglichst billig zu bauen.
Henle geht davon aus, dass es vermutlich bis 2025 oder 2026 dauern wird, bis das Neubau-Projekt abgeschlossen sein wird. Deswegen sei auch davon auszugehen, dass die vorgestellte Kostenschätzung, die je nach Variante zwischen 15,2 und 17,9 Millionen Euro liegt, nicht ausreichen werde. Zumal die Zahlen der Schätzung von Anfang 2019 stammen würden.
Die Aussprache im Rat eröffnete Bernd Schosser, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen. Er erklärte, dass seine Fraktion „kontrovers“über diese Entscheidung debattiert habe. „So ein schlechtes Gebäude sollte uns nicht noch einmal passieren“, so Schosser. Er mahnte, dass die Stadt über den Neubau des Gymnasiums nicht die anderen Schulen aus dem Blick verlieren dürfe. Als ein Beispiel für weitere dringende Maßnahmen nannte Schosser in diesem Zusammenhang etwa die energetische Sanierung der DonBosco-Schule. Insgesamt bleibe seiner Fraktion angesichts des Zustandes des HMG-Gebäudes aber „wenig anderes übrig, als der Aufgabe zuzustimmen“.
Joachim Krimmer von der CDU nannte die Bauentscheidung des damaligen Gemeinderats „eine Fehlentscheidung. 40 Jahre sind für ein Gebäude indiskutabel“. Auch Walter Braun, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler betonte, dass es „natürlich eine harte Entscheidung“sei, ein Gebäude nach so einer kurzen Zeit aufzugeben. Aber angesichts der Bedeutung des HMG als „wichtige Bildungseinrichtung“der Stadt, „muss zeitnah etwas passieren“, weswegen er für den Neubau plädiere. Wichtig sei den Freien Wählern aber, so Braun, dass das jetzige Gebäude während der Bauphase weiter genutzt werden kann.
Die Entscheidung für einen Neubau sei „alternativlos“, erklärte auch Gottfried Härle, Fraktionsvorsitzender des Bürgerforums. Er fragte unter anderem nach weiteren Zuschussmöglichkeiten, etwa durch eine besonders energiesparende Bauweise. Dazu antwortete Henle, dass zur Finanzierung eventuell auch ein KfW-Kredit in Frage kommen könnte. Zusätzlich zur Regelförderung von 33 Prozent wird es durch die vorliegende Genehmigung der Gebäudeaufgabe durch das Regierungspräsidium und das Kultusministerium einen weiteren Förderzuschlag von fünf bis sieben Prozent geben, sodass die Förderquote Stand jetzt etwa 40 Prozent betragen werde.
Wie es möglich sein wird, dass das Altgebäude während der Umbauphase weiterhin für den Schulbetrieb genutzt werden kann, wird eine der Fragen im Architekturwettbewerb sein, der für dieses Projekt europaweit ausgeschrieben werden muss, sagte Waizenegger. Eine Überlegung des Architekturbüros, das im Vorfeld dieser Entscheidung die Machbarkeitsstudie für eine Sanierung des HMG-Gebäudes erstellt hat sei zum Beispiel, um dieses Gebäude herum mehrere kleinere Einheiten zu errichten. Am Ende würde dann das Altgebäude abgebrochen werden, an dieser Stelle könnte dann ein großer Innenhof für das gesamte Schulzentrum entstehen.
Aber, so Waizenegger, diese Frage sei Teil des Wettbewerbs, um jetzt schon eine endgültige Lösung darzustellen sei es viel zu früh. Henle betont, dass es auch das Ziel der Stadtverwaltung sei, das Altgebäude bis zum Abschluss des Neubaus weiterzunutzen. Eine Interimslösung solle möglichst vermieden werden.