Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Untersuchungen für Windkraft laufen
EnBW plant zwei Anlagen im Aitracher Gemeindewald
AITRACH - Den Bau zweier Windkraftanlagen im Aitracher Gemeindewald plant die EnBW. Den derzeitigen Stand des Vorhabens stellten Vertreter des Unternehmens nun im Gemeinderat vor.
Man sei noch in einer „relativ sehr frühen Phase“, so Michael Soukop von der Projektentwicklung. Er spricht von einer „ersten Vorplanung“. Diese sieht den Bau von zwei Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von 169 Metern und einer Gesamthöhe von 250 Metern vor.
Seit einigen Wochen laufen Untersuchungen. Nach Soukops Worten sei dies ein ungewöhnlich früher Zeitpunkt. „So ist es nicht normal, aber dem Bürgermeister und dem Gemeinderat war es wichtig, frühzeitig festzustellen, ob das Vorhaben eine Erfolgsaussicht hat.“Der größte Knackpunkt sei der Artenschutz.
Noch gebe es keine fertigen Gutachten, betont der EnBW-Fachmann im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, aber eine Tendenz. Und die bewertet der Stromversorger positiv. „Es gibt, nicht überraschend, eine Artenvielfalt in dem Gebiet, aber lösbare Themen für Genehmigungsverfahren.“
Nachgewiesene Arten sind laut Unterlagen der EnBW unter anderem Fischadler, Graureiher, Rot- und Schwarzmilan, Schwarzstorch, Uhu sowie mehrere Fledermausarten. Ihre Flugbewegungen wurden in 18 dreistündigen Durchgängen von März bis August bislang erfasst, weitere Untersuchungen sind in den kommenden Monaten vorgesehen.
Zum Vermeiden eines „signifikant erhöhten Tötungsrisikos“durch die beiden Windkraftanlagen gebe es unter anderem die Möglichkeit, die Windräder zeitweise auszuschalten, sagt Soukop.
Ein weiterer großer Kritikpunkt sei in der Informationsveranstaltung der Abstand zur Wohnbebauung, vor allem zu einigen Einzelgehöften gewesen, so der EnBW-Mitarbeiter. An den derzeit vorgesehenen Standorten im Gemeindewald betrage dieser im geringsten Fall 550 Meter. Von den Siedlungen Mooshausen und Haslach würden dagegen mehr als 1000 Meter Abstand eingehalten.
Flächen von der Gemeinde zu pachten, sei dabei „unser Anspruch“, so der EnBW-Mitarbeiter. Über die Pachteinnahmen entstehe so „ein Mehrwert für die Allgemeinheit“. Den will die EnBW auch über ein Beteiligungsmodell für Bürger, Gemeinde und Unternehmen erreichen.
In den kommenden Wochen will die EnBW nun zunächst Pachtverträge mit den Eigentümern, in diesem Fall der Gemeinde Aitrach, abschließen. Ab dem Winter und bis ins kommende Frühjahr hinein sollen dann Windmessungen und weitere naturschutzfachliche Untersuchungen durchgeführt werden. Danach werde man die Entscheidung treffen, ob man den Bau der Anlagen beantragt.
Sollte dies geschehen, könnte ab Ende 2022 gebaut werden und die Anlagen Mitte 2024 in Betrieb gehen.
Insgesamt weist die Potenzialanalyse der EnBW im Bereich der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Leutkirch-Aichstetten-Aitrach 23 für Windkraft geeignete Flächen aus. Nicht alle unterziehe man einer vertiefenden Prüfung, so Soukop, zumal die EnBW kommunale Standorte bevorzuge. Aber einige Gebiete hat die EnBW offenbar doch fester im Auge. „In Leutkirch wird es bestimmt auch noch eine Informationsveranstaltung geben“, sagt Soukop. „Wenn wir in den Gemeinderat eingeladen werden, stehen wir selbstverständlich zur Verfügung.“