Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neue Schilder sollen Besucher lenken
Infotafeln sollen dazu beitragen, dass Wanderer und Radler sich an die Regeln in der Natur halten
OBERSTDORF - Mehr als 200 Kilometer Wanderwege ziehen sich durch die Oberstdorfer Berge. Das zieht Übernachtungsgäste und Tagesausflügler gleichermaßen an. So haben die Tourismuszahlen nach dem Corona-Lockdown schon wieder fast das hohe Vorjahresniveau erreicht. Doch was Vermieter und Hoteliers freut, kann für die Natur zum Problem werden, auch im Schutzgebiet der Allgäuer Hochalpen. Mit der großen Anzahl an Besuchern steigt leider auch die Zahl der Menschen, die sich rücksichtslos gegenüber der Natur verhalten. Deshalb wurden jetzt in einem Gemeinschaftsprojekt 63 Informationstafeln errichtet, die Gäste auf die Verhaltensregeln im zweitgrößten Naturschutzgebiet Bayerns hinweisen.
„Die Gäste sind uns willkommen, aber sie müssen sich an die Regeln halten“, sagte Oberstdorfs Bürgermeister Klaus King bei einem Ortstermin an der Talstation der Fellhornbahn. „Das Jahr hat uns leider wieder gezeigt, dass das viele nicht tun.“Das Ziel der Schilder sei es, die Besucher durch das Naturschutzgebiet zu lenken, erklärte Tourismusdirektor Frank Jost. Er nannte das Projekt „deutschlandweit einmalig“, weil 63 unterschiedliche Schilder errichtet wurden. Neben einer Karte enthalten die jetzt errichteten Tafeln auch Informationen zu seltenen Tier- und Pflanzenarten, die in der Umgebung des jeweiligen Standorts vielleicht zu entdecken sind. „Wir zeigen die Top-Stars des Gebiets“, sagte Henning Werth vom Zentrum
Naturerlebnis Alpin (ZNAlp), das die Oberstdorfer ebenso wie die Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben unterstützt hat. Gerade der Erfahrungsaustausch mit dem ZNAlp sei sehr hilfreich gewesen, weil auf das breite Wissen der dort beschäftigten Experten im Bereich der im Gebiet vorhandenen Flora und Fauna zurückgegriffen werden konnte, erklärte Tourismusdirektor Jost. Allein für den Aufbau der Schilder investierte die Gemeinde rund 15 000 Euro. Mit der finanziellen Unterstützung der Regierung von Schwaben konnten die Schilder genehmigt und realisiert werden. Michael Finger vom Bund Naturschutz kritisierte, dass die Regierung keinen Gebietsbetreuer mehr in dem Naturschutzgebiet im Einsatz habe.
Die Schilder wurden auf den Wegen und Eingängen zum Naturschutzgebiet, auf den Auffang- und Wanderparkplätzen sowie an Brennpunkten im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen und Naturschutzgebiet Schlappold angebracht. Auch auf Zeigersattel, Nebelhorn sowie an der Rappensee- und der Mindelheimerhütte wurden Tafeln errichtet. „Bemerkenswert war, dass alle Grundbesitzer sofort begeistert von der Idee waren“, erzählte Moritz Zobel, Alpinberater bei den Oberstdorfer Kurbetrieben.
Auch Alpwirtschaft und Landesbund für Vogelschutz unterstützen das Projekt. So seien schon neue Schilder angefragt worden. „Es sei auch viel Fachwissen notwendig, um die Schilder zu entwickeln“, erklärte die stellvertretende Landrätin Christine Rietzler. „Aber die Tafeln sind wichtig.“
„Die Gäste sind uns willkommen, aber sie müssen sich an die Regeln halten.“
Oberstdorfer Bürgermeister Klaus King