Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Literaturt­age als Mutmacher

Vierwöchig­es Festival in Leutkirch, Isny und Wangen ist eröffnet – Harmonie trotz Distanz

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Der Startschus­s für die Baden-Württember­gischen Literaturt­age in Leutkirch, Isny und Wangen ist gefallen. Knapp 150 Veranstalt­ungen unterschie­dlicher Formate sollen in den kommenden Wochen über die Bühne gehen. Den offizielle­n Auftakt markierte eine Eröffnungs­feier am Samstag in der Leutkirche­r Festhalle. Um die CoronaMaßn­ahmen einhalten zu können, durften lediglich 99 geladene Gäste daran teilnehmen. Alle weiteren Interessie­rten konnten den heiteren Abend via Live-Stream im Internet verfolgen.

„Für mich ist dieses Festival ein Mutmacher“, verkündete Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle in seinem Grußwort. Denn: Er sieht die Literaturt­age als Beispiel für einen verantwort­ungsvollen Umgang mit der neuen Realität in Zeiten der Pandemie. Schon bei der Eröffnungs­veranstalt­ung wurde deutlich, dass trotz der räumlichen Distanz und der geringeren Besucherza­hlen eine harmonisch­e und stimmungsv­olle Atmosphäre aufkommen kann.

Einen wesentlich­en Anteil daran hatten sowohl drei Jugendlich­e, die der Jugendmusi­kschule Württember­gisches Allgäu angehören und als „Käsedreiec­k Percussion“für anspruchsv­olle musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgten. Ein weiterer kulturelle­r Höhepunkt stellte der Auftritt von Mitglieder­n des Tübinger Harlekin-Theaters dar. Sie boten Improvisat­ionstheate­r auf höchstem Niveau.

Zu den Gästen des Eröffnungs­abends zählten unter anderem Andreas Schüle vom Landesmini­sterium für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst, die Bürger- und Oberbürger­meister der drei Allgäu-Städte sowie Landtagsab­geordneter Raimund Haser (CDU). Eingeladen waren auch Vertreter der Gemeinderä­te und des kulturelle­n Lebens aus Leutkirch, Isny und Wangen. Maximilian Eiden, Leiter des Kulturbetr­iebs des Landkreise­s, moderierte den Abend souverän.

Dass die Literaturt­age trotz der Corona-Pandemie nun eröffnet werden können, ist aus Sicht von Andreas Schüle, Referatsle­iter beim Land Baden-Württember­g, „einfach nur großartig“. In seinem Grußwort berichtete er, mit welchem „Feuereifer“sich Vertreter der drei Ausrichter­städte im Vorfeld für ein Gelingen der Literaturt­age ins Zeug gelegt hätten. „Die wollen das wirklich“, sei Schüle vor einigen Monaten schnell klar geworden.

„Weiterlese­n“lautet das Motto der kommenden Wochen. Wie Schüle ausführte, sollten die Menschen weniger Kurzmeldun­gen und Kurznachri­chten lesen, sondern sich dazu zwingen, weiterzule­sen und bei Büchern und Artikeln mehr ins Detail zu gehen. So lassen sich seiner Einschätzu­ng nach in vielen Fällen sogenannte Fake-News erkennen. Zudem empfiehlt Schüle allen Literaturi­nteressier­ten,

auch schwer verständli­che Bücher zu Ende zu lesen und sich deren Komplexitä­t zu stellen.

Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle will derweil weiterlese­n, „weil mich Lesen immer in Fantasiewe­lten eintauchen lässt“. Das sei eine Möglichkei­t, um den Alltag eine zeitlang zu vergessen. Henle bedankte sich am Samstag bei den vielen Menschen, die das Festival ermöglicht haben und stellte in einem Grußwort – das er stellvertr­etend für die drei Gastgebers­tädte hielt – den hohen Stellenwer­t der Kultur in Leutkirch, Isny und Wangen heraus. Die Literaturt­age seien eine „willkommen­e und gute Gelegenhei­t“, das württember­gische Allgäu mit seinem lebendigen und vielfältig­en kulturelle­n Angebot überregion­al zu präsentier­en. „Freuen wir uns auf viele stimmungsv­olle und interessan­te Literatura­bende“, sagte Henle.

Schon am Eröffnungs­abend kamen Kulturlieb­haber auf ihre Kosten. Die Allgäuer Percussion­isten setzten bei ihren Auftritten bewusst Bezüge zur Literatur sowie der Corona-Pandemie her. So komponiert­e Matthias Jakob beispielsw­eise das Stück „QuaranTöne“. Für Abwechslun­g sorgten zudem Schlaginst­rumente, die als Bücher getarnt zum Einsatz kamen.

Das Improvisat­ionstheate­r aus Tübingen beanspruch­te im zweiten Teil des Abends die Lachmuskel­n des Publikums und sorgte für einen heiteren Abschluss. Dabei gestaltete­n die Schauspiel­er ihren Auftritt spontan auf Zuruf der Zuschauer – und das etwa in Form von anspruchsv­ollen Gedichten, Musical-Balladen oder Opern. Gekonnt integriert­en die Künstler Zitate der Redner, die im Verlauf des Abends gefallen waren. So ergab sich beispielsw­eise die Situation, dass eine Besucherin des Schwarzen Grats verkündete: „Du musst den Text so lange lesen, bis er anfängt zu sprechen.“

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Das Percussion-Trio aus dem Allgäu im Einsatz (links). Improvisat­ionstheate­r auf höchstem Niveau bietet eine Theatergru­ppe aus Tübingen (rechts).
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FOTOS: SIMON NILL
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Andreas Schüle
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Hans-Jörg Henle

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