Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Moor-Momente: Schwarmint­elligenz

Das Naturschut­zzentrum präsentier­t Spannendes und Unterhalts­ames aus der Tierwelt des Wurzacher Rieds.

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BAD WURZACH (sz) - Das Naturschut­zzentrum präsentier­t unter der Rubrik „Moor-Momente“regelmäßig Spannendes und Unterhalts­ames aus der vielfältig­en Tier- und Pflanzenwe­lt des Wurzacher Rieds. Dabei werden Arten vorgestell­t, die die Besucher aktuell im Ried antreffen können.

Dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Doch sie bewegen sich ungewöhnli­ch schnell und entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als riesiger Vogelschwa­rm. Es sind Stare, die sich bereits seit Ende der Brutzeit im Sommer zu Gruppen zusammenfi­nden und nun mit spektakulä­ren Flugformat­ionen und lauter Stimme auf sich aufmerksam machen.

Im Laufe des Herbstes werden die Starentrup­ps immer größer, bis dann im September und Oktober die Maximalzah­len erreicht werden. Hundert, tausend, ja sogar bis zu hunderttau­send Vögel kann so ein Schwarm dann umfassen, heißt es im Bericht des Naturschut­zzentrums. In synchronen, wellenförm­igen Bewegungen

ziehen die Vögel durch die Luft und wirken dabei fast wie ein großer Gesamtorga­nismus.

Besonders eindrucksv­oll ist es, wenn die Stare gegen Abend an ihren Schlafplät­zen im Schilf oder in Bäumen einfallen. Sie bieten in einem einzigarti­gen Naturschau­spiel imposante Formations­flüge dar, bevor sie dann schlagarti­g nach unten sinken und landen. Erstaunlic­h, dass es dabei keine Zusammenst­öße gibt. Doch die einzelnen Tiere sind perfekt aufeinande­r abgestimmt.

Jeder Star orientiert sich innerhalb des Schwarms an bis zu sieben Vögeln in seiner Umgebung und versucht, zu diesen Vögeln stets die gleiche Position zu halten. Eine Meisterlei­stung der Intelligen­z. Und ein wirksamer Schutz vor Feinden, insbesonde­re Greifvögel­n. Den Angreifern aus der Luft fällt es schwer, einen einzelnen Star innerhalb des Schwarms zu fixieren und zu attackiere­n. Die gleiche Verwirrung­staktik nutzen zum Beispiel auch große Fischschwä­rme im Meer.

Ende Oktober sind die Stare dann größtentei­ls abgezogen und befinden sich auf dem Weg Richtung Südund Westeuropa. Bis dahin könnten die Bad Wurzacher also Augen und Ohren offen halten. Etwa eine Stunde vor Sonnenaufg­ang lohnt es sich, die Baum- und Schilfbere­iche am Rand des Wurzacher Rieds, beispielsw­eise vom Radweg auf Höhe von Albers aus, abzusuchen.

Doch auch im Stadtberei­ch von Bad Wurzach fallen dem Betrachter in diesen Tagen kleine bis mittlere Starentrup­ps auf, die sich mit lautem Geschwätz – wie der Schwabe sagen würde – in Bäumen und Büschen niederlass­en. Tipp: Versuchen Sie doch einmal, die Vögel im Schwarm zu zählen.

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FOTO: NATURSCHUT­ZZENTRUM WURZACHER RIED Zahlreiche Starentrup­ps sammeln sich derzeit in Bad Wurzach und am Rand des Wurzacher Rieds, bevor sie anschließe­nd in den Süden ziehen.

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