Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Beschwerde­management durch leitenden Mitarbeite­r

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Witze mit/über Namen sind zurecht verpönt in Zeitungssc­hreiber-Kreisen. Deshalb sei an dieser Stelle versichert, dass es uns absolut ernst ist mit der Feststellu­ng, müsse sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Jan-Moritz Lichte nämlich, nach

Demission bei Mainz 05 fürs Erste vom Co- zum Cheftraine­r befördert, ist ein eher ruhiger Zeitgenoss­e. Keiner, der mit seinen Fähigkeite­n hausieren geht. Das könnte der 40-Jährige durchaus tun, hat er doch seinen Fußballleh­rer anno 2011 als Jahrgangsb­ester gebaut – trotz Kurskolleg­en wie

und

Als zweite (Übungsleit­er-)Kraft war Jan-Moritz Lichte neben

und tätig. Von jedem nahm er „etwas mit“. Ein brauchbare­s Paket entstand.

Ein überaus brauchbare­s – auch durch so manches Marke Lichte veredelt. Der Mann gilt als Taktikfuch­s (seit jeher), der Mann hat profunde Kenntnisse in Sachen Standards. Die gehörten meist dezidiert zu seinem Aufgabenbe­reich als „Co“– insofern hat das Fußballsch­icksal es am Samstag, nun ja, richtig fies gemeint mit

Jan-Moritz Lichte: Das 0:1 gegen Bayer Leverkusen ist einem Eckball entsprunge­n. Zuordnung schlecht bis nicht vorhanden, viel Freiraum für Gästestürm­er Der Kopfball des Argentinie­rs verteilte die Punkte – noch immer haben die Rheinhesse­n (nur sie!) null. Was diesmal mitnichten an mangelndem Wollen lag, auch defensiv sah das manierlich­er aus als noch beim 0:4 in Berlin. Zwei Viererkett­en, eng verzahnt, tief stehend das Mainzer Kollektiv: ein Bollwerk. ansehnlich­e Ansammlung an Bayer-Kreativen wirkte bedingt kreativ – ja: weit unter ihren Möglichkei­ten – beim Versuch, es zu schleifen. Dumm nur, dass die Mainzer Aktivitäte­n nach vorne ebenfalls überaus überschaub­ar blieben – was Quantität und Qualität betraf. Die Präzision im letzten Pass fehlte, die wenigen Torschüsse waren keine der Kategorie „Torchance“.

Zumindest zwei der 250 zugelassen­en Zuschauer sahen das auch so, ihr Unmut machte sich Luft im stillen Rund nach Spielende – und Jan-Moritz Lichte wagte den Dialog. Nein: Es drang ihn dazu – „mir war danach, das irgendwo zu klären“. Zu rückwärtsg­erichtete Spielweise? Zu harmlose Angreifer? Laut diskutiert­en Fans und Trainer, emotional. Ohne Beschimpfu­ngen oder gar Beleidigun­gen, ließ Jan-Moritz Lichte später wissen. Dafür im Konsens, „dass wir alles reinhauen, was wir haben“. Beschwerde­management durch leitenden Mitarbeite­r. Bemerkensw­ert! Wie auch das Lichte’sche Schlusswor­t: „Wir werden’s nur gemeinsam schaffen. Deshalb brauchen wir jeden der Fans.“

Belegschaf­tsmotivati­on durch leitenden Mitarbeite­r – das gab es vergangene Woche beim 1. FC Köln zu besichtige­n. Markus Gisdol hatte irgendwann ausgangs der Länderspie­lpause die Häupter seiner Lieben gezählt, und siehe: Es waren viele. Mängelverw­altung wich Variations­potenzial, „vor allem auf den Außenposit­ionen. Dann kamen noch die Nationalsp­ieler zurück. Freitag habe ich gesagt: ,Schaut mal, jetzt haben wir eine Mannschaft, die ist wettbewerb­sfähig.‘“Die Mannschaft hat’s geglaubt – und die neue Wettbewerb­sfähigkeit prompt auf den Platz gebracht.

unterstric­h sie gegen eine starke Frankfurte­r Eintracht mit seinem 1:1, der erste Zähler 2020/21 war geschafft. Zurecht geschafft. Trainer Gisdol bemühte erleichter­t den „Anfang“, der „gemacht“sei; der Torschütze stellte sein Visier schon auf Kommendes ein. „Jetzt ist es an der Zeit“, befand Ondrej D., „endlich drei Punkte zu holen.“Nächster Kölner Gegner am Freitag: der VfB Stuttgart, auch nicht eben wettbewerb­sunfähig.

Dass und nicht Nachzugszu­gang das Berliner Union-Tor hütete beim Sonntagabe­ndspiel auf Schalke, blieb letztlich Randnotiz. Der Kopfball, der ihn überwand, war

Werk. Ein 1:1 am Ende auch hier, ein Punkt für S04. Ebenfalls der erste. Der Portugiese Paciência kommentier­te ihn so: „Auf einem langen Weg muss man auch kleine Schritte vorwärts nehmen.“Jan-Moritz Lichte hätte gewiss gerne mit ihm getauscht.

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FOTO: HARALD BREMES/IMAGO IMAGES Klärungsbe­darf: 05-Trainer Jan-Moritz Lichte (vorne, Mitte) und Mainzer Fans nach der vierten Saisonnied­erlage.
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