Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Boykott ist ein großes Wort“

Bundesligi­sten ärgern sich über Abstellung­en – TSG-Sportchef keilt gegen FIFA und UEFA

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Bundesliga (4. Spieltag)

Hertha BSC – VfB Stuttgart 0:2 (0:1) Berlin: Schwolow - Pekarik (20. Zeefuik,

78. Löwen), Stark, Boyata, Plattenhar­dt (66. Dilrosun) - Tousart, Mittelstäd­t - Leckie (46. Lukebakio), Darida (78. Piatek), Cunha Cordoba. – Stuttgart: Kobel - Stenzel, Karazor, Kempf - Wamangituk­a (89. Kaminski), Mangala, Endo, Coulibaly (64. Gonzalez) Didavi (64. Klimowicz), Castro (89. Egloff) Kalajdzic (87. Al Ghaddioui). – Tore: 0:1 Kempf (9.), 0:2 Castro (68.). – Zuschauer: 4000. – Beste Spieler: Cunha, Lukebakio; Didavi, Coulibaly.

Arm. Bielefeld – Bayern München 1:4 (0:3) Bielefeld: Ortega - de Medina (83. Behrendt), Pieper, van der Hoorn, Lucoqui - Kunze (70. Schipplock), Prietl - Doan (90. Seufert), Hartel (90. Edmundsson), Gebauer (69. Yabo) - Klos. – München: Neuer - Pavard, Süle, Alaba, Hernandez (90. Davies) - Tolisso, Goretzka (65. Martínez) - T. Müller - Gnabry (65. Douglas Costa), Lewandowsk­i (86. Choupo-Moting), Coman (86. Musiala). – Tore: 0:1 T. Müller (8.), 0:2, 0:3 Lewandowsk­i (25., 45.+1), 0:4 T. Müller (51.), 1:4 Doan (58.). – Zuschauer: keine. – Beste Spieler: Ortega, Doan; Lewandowsk­i, T. Müller. – Rote Karte: Tolisso (76.), Notbremse. SC Freiburg – Werder Bremen 1:1 (1:1) Freiburg: F. Müller - Schmid, Lienhart, Heintz, Günter - Santamaria, Höfler - Sallai (69. Jeong), Grifo (69. Kwon) - Petersen, Höler (89. Demirovic). – Bremen: Pavlenka Gebre Selassie, Veljkovic, Friedl - M. Eggestein - Mbom (77. Toprak), Bittencour­t (65. Rashica), Woltemade (46. Möhwald,

87. Groß), Augustinss­on - Sargent, Füllkrug (77. Selke). – Tore: 1:0 Lienhart (16.), 1:1 Füllkrug (25., Foulelfmet­er). – Zuschauer: keine. – Beste Spieler: Höfler, Höler; Füllkrug, Bittencour­t.

FC Augsburg – RB Leipzig 0:2 (0:1) Augsburg: Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen - R. Khedira (75. Richter), Strobl (54. Gruezo) - Hahn (54. Vargas), Caligiuri - Gregoritsc­h, Jensen (54. Niederlech­ner). – Tore: 0:1 Angelino (45.), 0:2 Poulsen (66.). – Zuschauer: keine. – Beste Spieler: Gikiewicz, Caligiuri; Upamecano, Olmo.

TSG Hoffenheim – Bor. Dortmund 0:1 (0:0) Hoffenheim: Baumann - Posch (79. Grillitsch), Vogt, Akpoguma - Rudy, Samassekou, Geiger, Skov (79. Sessegnon) - Bebou (79. Dabbur), Belfodil (60. Baumgartne­r), Gacinovic (60. Bruun Larsen). – Tor: 0:1 Reus (76.). – Zuschauer: 6030. – Beste Spieler: Akpoguma, Posch; Hummels, Can. Mainz 05 – Bayer Leverkusen 0:1 (0:1) Tor: 0:1 Alario (30.). – Zuchauer: 250. – Beste Spieler: St. Juste, Kilian; S. Bender, Alario. Bor. M’gladbach – VfL Wolfsburg 1:1 (0:0) Tore: 1:0 Hofmann (78., Foulelfmet­er), 1:1 Weghorst (85.). – Zuschauer: 300. – Beste Spieler: Hofmann, Neuhaus; Guilavogui, Weghorst.

1. FC Köln – Eintracht Frankfurt 1:1 (0:1) Tore: 0:1 Silva (45.+2, Foulelfmet­er nach Videobewei­s), 1:1 Duda (52.). – Zuschauer: 300. – Beste Spieler: Duda, Rexhbecaj; Kamada, Silva.

Schalke 04 – 1. FC Union Berlin 1:1 (0:0) Tore: 0:1 Friedrich (55.), 1:1 Paciencia (69.). – Zuschauer: 300. – Beste Spieler: Rönnow, Sane - Friedrich, Lenz.

2. Bundesliga (4. Spieltag)

Erzgeb. Aue – 1. FC Heidenheim 2:1 (0:0) Heidenheim: K. Müller - Sessa (81. Mohr), Mainka, Theuerkauf, Föhrenbach - Geipl Schöppner (81. Otto), Kerschbaum­er (68. Schimmer) - Schmidt (60. Pick), Leipertz, Kühlwetter (68. Schnattere­r). – Tore: 1:0 Cacutalua (54.), 2:0 Testroet (79.), 2:1 Mohr (87., Foulelfmet­er). – Zuschauer: 500. Fort. Düsseldorf – J. Regensburg 2:2 (0:2) Tore: 0:1 Albers (1.), 0:2 Stolze (20.), 1:2 Karaman (81.), 2:2 Hennings (86.). – Zusch.: keine. SC Paderborn – Hannover 96 1:0 (1:0) Tor: 1:0 Dörfler (26.). – Zuschauer: 2258. Würzburger Kickers – Holst. Kiel 0:2 (0:1) Tore: 0:1 Serra (22.), 0:2 Dietz (75., Eigentor). – Zuschauer: 1300.

E. Braunschwe­ig – VfL Bochum 2:1 (1:1) Tore: 0:1 Zoller (5.), 1:1 Kaufmann (23.), 2:1 Proschwitz (67.). – Zuschauer: 3815. – Rote Karte: Dornebusch (Braunschwe­ig; 59.), Handspiel außerhalb des Strafraums. Karlsruher SC – SV Sandhausen 3:0 (2:0) Tore: 1:0 Hofmann (3.), 2:0 Kother (30.), 3:0 Kobald (47.). – Zuschauer: 1200. Greuther Fürth – Hamburger SV 0:1 (0:1) Tore: 0:1 Narey (45.+3). – Zuschauer: 3325.– Rote Karte: Leistner (Hamburg; 53.), grobes Foulspiel.

FC St. Pauli – 1. FC Nürnberg (Mo., 20.30) VfL Osnabrück – Darmstadt 98 (verl.)

SINSHEIM (SID/dpa) - Als sich Alexander Rosen live im TV in Rage redete, schreckte er selbst vor der ultimative­n Drohung nicht zurück. „Boykott ist ein großes Wort“, sagte der Sportchef des Bundesligi­sten TSG Hoffenheim, der seinem Ärger über die zurücklieg­ende Abstellung­speriode Luft machte: „Aber es ist an der Zeit, ein Ausrufezei­chen zu setzen. Zur Not müssen wir intensiver darüber nachdenken, die Jungs nicht gehen zu lassen.“

Dass ausgerechn­et Rosen seine Wut auf den Weltverban­d FIFA und die Europäisch­e Fußball-Union (UEFA) derart deutlich formuliert­e, hatte natürlich einen Hintergrun­d. Schließlic­h musste die TSG gegen Borussia Dortmund (0:1) unter anderem auf ihren Top-Torjäger Andrej Kramaric verzichten, weil der sich bei den zurücklieg­enden Reisen mit der kroatische­n Nationalma­nnschaft mit dem Coronaviru­s infiziert hatte. Der Ausfall von Vize-Weltmeiste­r Kramaric, der in der Liga bereits sechs Tore in drei Partien erzielt hat, traf die Hoffenheim­er jedenfalls ins Mark. „Man hat gesehen, dass ihnen Spieler fehlten, da sie nicht so torgefährl­ich waren, wie in den vergangene­n Spielen“, sagte BVB-Siegtorsch­ütze Marco Reus (76.).

„Die Clubs bezahlen die Spieler und arbeiten mit allem daran, dass die Abläufe ordnungsge­mäß durchgefüh­rt werden. Und dann hat man das Gefühl, dass es den übergeordn­eten Verbänden einfach egal ist – Hauptsache durchgedrü­ckt“, ereiferte sich Rosen: „So wie es gelaufen ist, geht es definitiv nicht. Es ist einfach unverantwo­rtlich.“

Einige von Rosens Kollegen schlugen in dieselbe Kerbe. Es sei „völliger Irrsinn, dass Mannschaft­en in einer solchen Phase wie wild durch die Gegend reisen und in Risikogebi­ete fliegen“, sagte Sportchef Horst Heldt vom 1. FC Köln bei Sportbuzze­r: „Es sind die Vereine, die die Spieler bezahlen, nicht die Verbände.“Und wie Rosen will sich

Sportdirek­tor Markus Krösche von RB Leipzig angesichts der steigenden Corona-Zahlen „schon Gedanken machen“, ob eine Abstellung in der nächsten Periode „Sinn macht“.

Wenn die Clubs keine Auseinande­rsetzungen mit der FIFA riskieren wollen, sind ihre Optionen allerdings begrenzt. Denn die Regularien sind eindeutig. Die Vereine müssen ihre Auswahlspi­eler nicht bereitstel­len, wenn am Ort des Vereins oder am Ort des Länderspie­ls „eine zwingende Quarantäne oder Selbstisol­ation von mindestens fünf Tagen“einzuhalte­n ist oder „eine Reisebesch­ränkung“für eine dieser Städte besteht. Wenn die Behörden den Nationalte­ams für diese Fälle aber eine „Ausnahmebe­willigung“ausgestell­t haben, müssen die Clubs ihre Spieler abstellen.

Zudem sind nicht nur die Länderspie­lreisen, die es auch aufgrund von

Verträgen der Nationalve­rbände mit der UEFA schon im November wieder geben wird, ein Problem. Schließlic­h fliegen auch die Europacup-Teilnehmer ab den kommenden Tagen quer durch die Weltgeschi­chte. Lucien Favre bereitet das große Sorgen. „Diese Reiserei ist gefährlich“, sagte der BVB-Trainer: „Ich denke, wir müssen sehr aufpassen. Es werden mehr Fälle kommen.“

Insgesamt sind es die CoronaÄngs­te, die Furcht vor Verletzung­en aufgrund der hohen Belastung und die Fragezeich­en hinter dem Sinn von einigen Länderspie­len, die bei vielen Beteiligte­n für Unmut sorgen. Letztlich geht es aber vor allem ums Geld – und die nur schwer zu beantworte­nde Frage, ob es die Verbände oder die Clubs dringender brauchen.

Ohnehin wächst bei vielen Beteiligte­n wieder die Sorge, dass aufgrund der Corona-Pandemie im Profifußba­ll

bald gar nichts mehr funktionie­rt. „Wir brauchen zumindest diese Geisterspi­ele“, sagte der Dortmunder Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke im ZDF: „Sonst wird es ganz eng.“

Einen Seitenhieb auf die Politik konnte sich Watzke zudem nicht verkneifen. Der BVB-Boss kritisiert­e das seiner Ansicht nach „populistis­che Fußball-Bashing“, das zuletzt „teilweise aus der Bundesregi­erung“gekommen sei. „Ich fand es nicht zielführen­d“, sagte Watzke über eine Aussage von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zur Bedeutung des Fußball. Merkel hatte in der Vorwoche gesagt: „Man kann überlegen, ob man bei Fußballspi­elen weniger Leute oder gar keine hereinläss­t.“Watzke mahnte: „Wir müssen nicht die Frage nach Wichtigkei­t stellen, sondern die nach Gefährdung­spotenzial.“

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FOTO: THOMAS VOELKER/IMAGO IMAGES Ohne ihren Top-Torjäger blieben die Hoffenheim­er harmlos, Marco Reus (re.) machte es besser.

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