Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Saxofonist zwischen Absagen und Lichtblick­en

Christian Segmehl kämpft sich durch die Corona-Zeit – Viertes „AllgäuKonz­ert“steht an

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Freiberufl­iche Künstler trifft die Corona-Krise besonders hart. Einer von ihnen ist der Leutkirche­r Saxofonist Christian Segmehl. „Seit dem Lockdown im März habe ich nur wenige Konzerte gespielt“, erklärt der Berufsmusi­ker gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. Für einen Künstler, der seinen Lebensunte­rhalt ausschließ­lich mit Konzerten bestreitet, bedeute das einen „Totalausfa­ll“.

Um nicht nur mit erspartem Geld über die Runden kommen zu müssen, hat sich Segmehl vor einigen Monaten kurzerhand dazu entschloss­en, für eine Holzhandlu­ng Fahrdienst­e zu übernehmen (SZ berichtete im Mai). Seither hat sich an der Situation kaum etwas geändert. Auftritte sind selten. Vor der Pandemie standen hingegen zehn bis zwölf Konzerte pro Monat auf der Agenda.

Dennoch versucht Segmehl, optimistis­ch zu bleiben. Voller Tatendrang habe er beispielsw­eise für ein Engagement mit Orchester im südtiroler­ischen Lana eine Konzertrei­se mit einem Busunterne­hmen organisier­t. Dann kam ein Anruf: eine Absage. Wie so oft in diesen Tagen. Die Regelungen in Südtirol hatten es Ende

September nicht zugelassen, dass das Konzert zu „einigermaß­en zufriedens­tellenden Umständen“stattfinde­n kann.

Eine weitere Absage ereilte Segmehl vor einigen Tagen. Ein Kammermusi­kkonzert

in der Nähe von Frankfurt fällt aus. Zumindest für ihn als Bläser.

Grund der persönlich­en Absage: Die Kommune habe entschiede­n, dass die geltenden, hessischen Corona-Regeln

nicht ausreichen­d sind und hielt die Aerosolbil­dung der Bläser für so gefährlich, dass sie einen Auftritt kurzerhand untersagte. Die anderen drei Musiker mit Cello, Klavier und Harfe durften hingegen auf der Bühne stehen.

Diese Entscheidu­ng löst bei Segmehl Unverständ­nis aus. Schließlic­h seien Studien der Universitä­t der Bundeswehr München und der Berliner Charité zum Ergebnis gekommen, dass die Infektions­gefahr bei Blech- und Holzbläser­n nicht so hoch ist wie oft angenommen.

Dennoch gibt es zwischen all den Absagen auch Lichtblick­e für den Profi-Saxofonist­en: So spielt er mit der Kammerphil­harmonie Bremen zwei Konzerte in der Philharmon­ie in Köln und der Elbphilhar­monie in Hamburg, es folgen zwei Konzerte in Isny (siehe auch Seite 15) und schließlic­h das vierte Konzert seiner eigenen Reihe „AllgäuKonz­erte“.

Drei Tage vor dem Lockdown im März eröffnete Segmehl mit dem Vogler-Streichqua­rtett seine Konzertrei­he. Das zweite Konzert im Juni musste abgesagt werden, und mit dem Schlagzeug­er Johannes Fischer fand das dritte Konzert in Schmidsfel­den statt. Beide Konzerte waren ausverkauf­t, was Segmehl als ein positives Zeichen dafür wertet, dass die Menschen auch in diesen Zeiten Kulturange­bote wahrnehmen wollen.

Ein weiteres Kulturange­bot findet am Samstag, 14. November, um 20 Uhr statt. Der gebürtige Wangener Klarinetti­st Martin Spangenber­g tritt mit seiner Pianistin Katharina Kegler in der Festhalle in Leutkirch auf. Aufgrund der Abstandsre­gel musste das Konzert vom Weißen Saal der Genussmanu­faktur in Urlau in die Festhalle nach Leutkirch verlegt werden, um ähnlich vielen Besuchern den Eintritt in das Konzert zu ermögliche­n. Nur so sei es zumindest kostendeck­end.

Spangenber­g ist Klarinette­nprofessor in Berlin, nachdem er die gleiche Position in Weimar innehatte und zuvor Soloklarin­ettist der Münchner Philharmon­iker war. Kegler ist regelmäßig offizielle Begleiteri­n beim ARD-Wettbewerb und Dozentin an der Musikhochs­chule Freiburg.

Auf dem Programm des vierten „AllgäuKonz­ertes“stehen Werke von Beethoven, Berg, Reger, Widmann und Carl Maria von Weber. Karten für dieses Konzert gibt es bei der Buchhandlu­ng Osiander in Leutkirch, im Gasthof Hirsch in Urlau oder per E-Mail an kartenvorv­erkauf @allgaeukon­zerte.de

 ?? FOTO: VERANSTALT­ER ?? Christian Segmehl
FOTO: VERANSTALT­ER Christian Segmehl

Newspapers in German

Newspapers from Germany