Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Entscheidung für den schwarzen Turm
Teuerster Entwurf macht das Rennen: Das sind die Gründe – und so geht es jetzt weiter
BAD WURZACH - Die Entscheidung, wie der Turm im Wurzacher Ried aussehen soll, ist in der Gemeinderatssitzung am Montagabend einstimmig gefallen: Der Entwurf des Architekturbüros GMS Isny (SZ berichtete) machte das Rennen – obwohl dieser als einziger über dem vorgegebenen Kostenrahmen von 750 000 Euro liegt. Vor allem die räumlichen Möglichkeiten im Inneren des Turms haben den Ausschlag gegeben. Zur weiteren Planung wird nun eine Projektgruppe eingerichtet.
„Das ist ein ganz starkes Signal“, freute sich Bad Wurzachs Bürgermeisterin Alexandra Scherer nach der Abstimmung über das einhellige Votum des Gemeinderats für den Entwurf des Architekturbüros GMS Isny. Zum einen hat sich der Rat damit in der grundsätzlichen Frage nochmals klar für einen Turmbau beim ehemaligen Torfwerk Haidgau ausgesprochen, zum anderen waren die Räte mit ihrer Entscheidung der gleichen Meinung wie die Verwaltung, die ebenfalls den GMS-Entwurf favorisiert hat.
Und das, obwohl die Kostenschätzung dieses Entwurfs mit 830 000 Euro elf Prozent über dem veranschlagten Budget liegt. Die anderen drei Vorschläge liegen laut der Kostenschätzung, um die die Verwaltung die Büros nochmals gebeten hat und die den Gemeinderäten am Freitag in einer Vorlage nachgereicht worden sind, zwischen 520 000 und 690 000 Euro. Aus Sicht der Verwaltung ist beim GMS-Entwurf unter anderem besonders positiv herauszuheben, dass sich hier das Materialkonzept gut in das Wurzacher Ried einfüge, durch die gewählte Baukonstruktion eine Langlebigkeit gegeben sei und die Räumlichkeiten im Inneren des Turms Präsentationsmöglichkeiten bieten würden.
Vor der Debatte bekräftigte Scherer nochmals, dass die Antwort auf die Grundsatzfrage, ob Bad Wurzach überhaupt einen Turm im Ried brauche, klar mit „ja“zu beantworten sei. Es gehe darum, das größte zusammenhängende und noch intakte Hochmoor Mitteleuropas und die Wiedervernässungsflächen sowohl für Wurzacher als auch Gäste erlebbar zu machen. Ein Ziel, das auch der Gemeinderat unterstützt und das auch der zuständige Gutachter für die Vergabe des Europadiploms ausdrücklich empfohlen habe.
Nachdem Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler) darauf hinwies, dass er bereits von mehreren Seiten auf den Standort am ehemaligen Torfwerk angesprochen worden sei und fragte, ob nicht der Platz beim alten Kiosk des Freibads besser geeignet wäre, erklärte Scherer, welche drei Punkte gegen diesen Standort sprechen. Und zwar könne man von dort zwar den Riedsee sehen, nicht aber das Hochmoor, außerdem verursache die B 465 dort einen relativ großen Verkehrslärm und auch der rückwärtige Blick auf die Stadt sei von dort aus nicht sehr attraktiv. Zu dieser Erkenntnis sei man bei einem Vor-Ort-Test mithilfe der Feuerwehrdrehleiter gekommen. Was auch Armin Willburger (Freie Wähler) und Klaus Schütt (CDU) bestätigten. Außerdem, so Scherer auf
Nachfrage von Bernhard Schad (Freie Wähler), habe sich auch das Land bereits auf den Standort beim ehemaligen Torfwerk festgelegt.
Wichtig ist dem Gemeinderat dabei, dass der Turm in ein stimmiges Gesamtkonzept für das Umfeld eingebunden wird, wie mehrere Räte und Ortsvorsteher in ihren Redebeiträgen betonten. Dabei sollte auch das ehemalige Torfwerk eine wichtige Rolle spielen. So begründete etwa Michael Thum (Mir Wurzacher) die Wahl seiner Fraktion für den GMSEntwurf explizit auch mit der Einbeziehung der Umgebung. „In einem Gesamtzusammenhang von der Ankunft mit dem Torfbähnle, dem Industriedenkmal Haidgauer Torfwerk und einem dem Ried entsprechenden Zugang über einen Steg zum Turm“, sei das beim GMS-Entwurf dargestellt.
Ziel müsse es unter anderem sein, betonten mehrere Redner, dass die Anbindung an die Stadt hergestellt wird. Dabei dürften durchaus auch kreative Lösungen, wie etwa die Verlängerung des Torfbähnles bis zum Kurhaus, mitgedacht werden. Auch der Wunsch, dass der Turm doch auch etwas höher als 30 Meter geplant werden sollte, der Turm im Pfrunger-Burgweiler Ried ist rund 38 Meter hoch, wurde geäußert.
Auf Nachfrage von Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher), erklärte Stadtbaumeister Matthäus Rude, dass die Kosten für den Aufzug in der Kostenschätzung für den GMS-Entwurf bereits enthalten seien. Die Kostenschätzung selbst sei von der Verwaltung überprüft worden und sei zum jetzigen Stand plausibel. Sie enthält zum einen die Baukonstruktion selbst und zum anderen die technischen Anlagen des Bauwerks. Nicht enthalten sind dabei unter anderem die vorbereitenden Maßnahmen, Außenanlagen und Freiflächen.
Insgesamt hat die Verwaltung für das Gesamtprojekt nach derzeitigem Planungsstand einen Kostenrahmen von 1.45 Millionen Euro angesetzt. Eine Förderung des Landes über dessen Tourismusinfrastrukturprogramm mit 50 Prozent der Projektkosten vorausgesetzt sowie unter Verwendung von Grundstückserlösen aus einem Flächenverkauf im Naturschutzgebiet an das Land könne demnach laut Verwaltung derzeit damit gerechnet werden, dass dieser Kostenrahmen durch die Stadt finanziert werden könnte. Scherer bezeichnete diese Möglichkeit als „einmalige Chance“, die man guten Gewissens ergreifen könne.
Vor der endgültigen Abstimmung bezog Horst Weisser, Leiter des Naturschutzzentrums, auch noch Stellung und betonte, dass die Idee zu diesem Turm aus dem Naturschutzzentrum heraus entstanden sei, von Anfang an sei man in die Projektentwicklung eingebunden worden. Der Turm wäre ein weiterer Mosaikstein in der für den Naturschutz so wichtigen Bildungsarbeit.
Nun, nach dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss, wird eine Projektgruppe gebildet, zu der neben Vertretern der Verwaltung auch Vertreter des Naturschutzzentrums, des Heimatvereins Wurzen und Teile des Gemeinderats gehören werden. Diese soll das zur weiteren Planung notwendige Betriebskonzept erstellen.