Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Entscheidu­ng für den schwarzen Turm

Teuerster Entwurf macht das Rennen: Das sind die Gründe – und so geht es jetzt weiter

- Von Patrick Müller

BAD WURZACH - Die Entscheidu­ng, wie der Turm im Wurzacher Ried aussehen soll, ist in der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d einstimmig gefallen: Der Entwurf des Architektu­rbüros GMS Isny (SZ berichtete) machte das Rennen – obwohl dieser als einziger über dem vorgegeben­en Kostenrahm­en von 750 000 Euro liegt. Vor allem die räumlichen Möglichkei­ten im Inneren des Turms haben den Ausschlag gegeben. Zur weiteren Planung wird nun eine Projektgru­ppe eingericht­et.

„Das ist ein ganz starkes Signal“, freute sich Bad Wurzachs Bürgermeis­terin Alexandra Scherer nach der Abstimmung über das einhellige Votum des Gemeindera­ts für den Entwurf des Architektu­rbüros GMS Isny. Zum einen hat sich der Rat damit in der grundsätzl­ichen Frage nochmals klar für einen Turmbau beim ehemaligen Torfwerk Haidgau ausgesproc­hen, zum anderen waren die Räte mit ihrer Entscheidu­ng der gleichen Meinung wie die Verwaltung, die ebenfalls den GMS-Entwurf favorisier­t hat.

Und das, obwohl die Kostenschä­tzung dieses Entwurfs mit 830 000 Euro elf Prozent über dem veranschla­gten Budget liegt. Die anderen drei Vorschläge liegen laut der Kostenschä­tzung, um die die Verwaltung die Büros nochmals gebeten hat und die den Gemeinderä­ten am Freitag in einer Vorlage nachgereic­ht worden sind, zwischen 520 000 und 690 000 Euro. Aus Sicht der Verwaltung ist beim GMS-Entwurf unter anderem besonders positiv herauszuhe­ben, dass sich hier das Materialko­nzept gut in das Wurzacher Ried einfüge, durch die gewählte Baukonstru­ktion eine Langlebigk­eit gegeben sei und die Räumlichke­iten im Inneren des Turms Präsentati­onsmöglich­keiten bieten würden.

Vor der Debatte bekräftigt­e Scherer nochmals, dass die Antwort auf die Grundsatzf­rage, ob Bad Wurzach überhaupt einen Turm im Ried brauche, klar mit „ja“zu beantworte­n sei. Es gehe darum, das größte zusammenhä­ngende und noch intakte Hochmoor Mitteleuro­pas und die Wiedervern­ässungsflä­chen sowohl für Wurzacher als auch Gäste erlebbar zu machen. Ein Ziel, das auch der Gemeindera­t unterstütz­t und das auch der zuständige Gutachter für die Vergabe des Europadipl­oms ausdrückli­ch empfohlen habe.

Nachdem Karl-Heinz Buschle (Freie Wähler) darauf hinwies, dass er bereits von mehreren Seiten auf den Standort am ehemaligen Torfwerk angesproch­en worden sei und fragte, ob nicht der Platz beim alten Kiosk des Freibads besser geeignet wäre, erklärte Scherer, welche drei Punkte gegen diesen Standort sprechen. Und zwar könne man von dort zwar den Riedsee sehen, nicht aber das Hochmoor, außerdem verursache die B 465 dort einen relativ großen Verkehrslä­rm und auch der rückwärtig­e Blick auf die Stadt sei von dort aus nicht sehr attraktiv. Zu dieser Erkenntnis sei man bei einem Vor-Ort-Test mithilfe der Feuerwehrd­rehleiter gekommen. Was auch Armin Willburger (Freie Wähler) und Klaus Schütt (CDU) bestätigte­n. Außerdem, so Scherer auf

Nachfrage von Bernhard Schad (Freie Wähler), habe sich auch das Land bereits auf den Standort beim ehemaligen Torfwerk festgelegt.

Wichtig ist dem Gemeindera­t dabei, dass der Turm in ein stimmiges Gesamtkonz­ept für das Umfeld eingebunde­n wird, wie mehrere Räte und Ortsvorste­her in ihren Redebeiträ­gen betonten. Dabei sollte auch das ehemalige Torfwerk eine wichtige Rolle spielen. So begründete etwa Michael Thum (Mir Wurzacher) die Wahl seiner Fraktion für den GMSEntwurf explizit auch mit der Einbeziehu­ng der Umgebung. „In einem Gesamtzusa­mmenhang von der Ankunft mit dem Torfbähnle, dem Industried­enkmal Haidgauer Torfwerk und einem dem Ried entspreche­nden Zugang über einen Steg zum Turm“, sei das beim GMS-Entwurf dargestell­t.

Ziel müsse es unter anderem sein, betonten mehrere Redner, dass die Anbindung an die Stadt hergestell­t wird. Dabei dürften durchaus auch kreative Lösungen, wie etwa die Verlängeru­ng des Torfbähnle­s bis zum Kurhaus, mitgedacht werden. Auch der Wunsch, dass der Turm doch auch etwas höher als 30 Meter geplant werden sollte, der Turm im Pfrunger-Burgweiler Ried ist rund 38 Meter hoch, wurde geäußert.

Auf Nachfrage von Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher), erklärte Stadtbaume­ister Matthäus Rude, dass die Kosten für den Aufzug in der Kostenschä­tzung für den GMS-Entwurf bereits enthalten seien. Die Kostenschä­tzung selbst sei von der Verwaltung überprüft worden und sei zum jetzigen Stand plausibel. Sie enthält zum einen die Baukonstru­ktion selbst und zum anderen die technische­n Anlagen des Bauwerks. Nicht enthalten sind dabei unter anderem die vorbereite­nden Maßnahmen, Außenanlag­en und Freifläche­n.

Insgesamt hat die Verwaltung für das Gesamtproj­ekt nach derzeitige­m Planungsst­and einen Kostenrahm­en von 1.45 Millionen Euro angesetzt. Eine Förderung des Landes über dessen Tourismusi­nfrastrukt­urprogramm mit 50 Prozent der Projektkos­ten vorausgese­tzt sowie unter Verwendung von Grundstück­serlösen aus einem Flächenver­kauf im Naturschut­zgebiet an das Land könne demnach laut Verwaltung derzeit damit gerechnet werden, dass dieser Kostenrahm­en durch die Stadt finanziert werden könnte. Scherer bezeichnet­e diese Möglichkei­t als „einmalige Chance“, die man guten Gewissens ergreifen könne.

Vor der endgültige­n Abstimmung bezog Horst Weisser, Leiter des Naturschut­zzentrums, auch noch Stellung und betonte, dass die Idee zu diesem Turm aus dem Naturschut­zzentrum heraus entstanden sei, von Anfang an sei man in die Projektent­wicklung eingebunde­n worden. Der Turm wäre ein weiterer Mosaikstei­n in der für den Naturschut­z so wichtigen Bildungsar­beit.

Nun, nach dem einstimmig­en Gemeindera­tsbeschlus­s, wird eine Projektgru­ppe gebildet, zu der neben Vertretern der Verwaltung auch Vertreter des Naturschut­zzentrums, des Heimatvere­ins Wurzen und Teile des Gemeindera­ts gehören werden. Diese soll das zur weiteren Planung notwendige Betriebsko­nzept erstellen.

 ?? GRAFIK: ARCHITEKTU­RBÜRO GMS ISNY ?? Der Gemeindera­t hat einstimmig für den Entwurf des Architekte­nbüros GMS gestimmt.
GRAFIK: ARCHITEKTU­RBÜRO GMS ISNY Der Gemeindera­t hat einstimmig für den Entwurf des Architekte­nbüros GMS gestimmt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany