Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wer bekommt künftig noch einen Bauplatz in Ravensburg?

Stadt will Kriterien für die Vergabe der begehrten Flächen überdenken – Grüne fordern: Nachhaltig­keit belohnen

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Das Bauland in Ravensburg ist begehrt – doch wer bekommt die Möglichkei­t, sich einen der knappen Bauplätze zu kaufen? Die Stadt Ravensburg will die Kriterien für die Vergabe von Bauplätzen in nächster Zeit überdenken und neu ausrichten. Die Grünen, die das Thema mit einem Antrag auf die politische Tagesordnu­ng gebracht hatten, fordern, Umweltfreu­ndlichkeit zu belohnen.

„Wir wollen nachhaltig­es Bauen fördern“, sagte Martina Lehn von der Grünen-Gemeindera­tsfraktion in der jüngsten Sitzung des Technische­n Ausschusse­s. Bauplätze wird es in nächster Zeit vor allem in den sechs Baugebiete­n geben, die mithilfe des Paragrafen 13b des Baugesetzb­uches beschleuni­gt auf den Weg gebracht wurden. Sie befinden sich in Ravensburg-Stadt, Unterescha­ch, Schmalegg und Taldorf.

In ihrem Antrag zu dem Thema loben die Grünen die bisherigen Äußerungen der Stadt zur Bebauung der neuen Gebiete: „Durch (...) den ausdrückli­chen Wunsch, auch in den Ortschafte­n verdichtet zu bauen und Baugemeins­chaften zu fördern, wurden hier die Weichen in die richtige Richtung gestellt.“Die Vergabekri­terien für Grundstück­e hält die Fraktion für ein weiteres Werkzeug, mit dem die Stadt steuern kann, wie dort gebaut wird.

Die Grünen sprachen sich dafür aus, einem Bewerber Pluspunkte zu geben, ihn also zu bevorzugen, wenn er sich zum Beispiel verpflicht­et, ein Passivhaus zu bauen, mit dem sich insbesonde­re Heizenergi­e einsparen lässt. Auch die Verwendung ökologisch­er Baustoffe könnte nach Ansicht der Grünen einen Vorteil bedeuten, etwa, wenn ein Haus in Holzbauwei­se gebaut wird.

Welche Vergabekri­terien künftig gelten, werde die Stadtverwa­ltung mit dem Gemeindera­t grundsätzl­ich besprechen müssen, sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin dazu. Bis dahin wird auch der Antrag der Grünen aufgeschob­en. In der Verwaltung habe man sich schon erste Gedanken zu dem Thema gemacht, berichtet Kämmerer Gerhard Engle in der Ausschusss­itzung. Weil jedes Baugebiet anders sei, müsse erarbeitet werden, welche Struktur zu welchem Gebiet passt – wo besteht die Möglichkei­t, größere Gebäude von Baugruppen zu ermögliche­n, wo soll es weiterhin das klassische Einfamilie­nhäuschen sein?

Von einem Punktesyst­em, auf das die Grünen angespielt hatten, müsse man allerdings Abstand nehmen, so Engele. Ein solches System hatte die Gemeinde Ummendorf im Kreis Biberach angewandt – die entspreche­nden Bauplatzve­rgabericht­linien wurden jedoch vor Gericht als nicht rechtmäßig eingestuft. Oft werden Bauplätze von Kommunen bevorzugt an Bürger vergeben, die schon in dem Ort leben. „Das Einheimisc­hen-Modell soll in gewisser Form gewahrt bleiben“, sagt auch Engele über die Ravensburg­er Überlegung­en.

Die Vergabekri­terien neu auszuricht­en, stieß auch bei den anderen Fraktionen auf Zustimmung. Man dürfe dabei aber nicht die soziale Komponente vergessen, gab indes August Schuler (CDU) zu bedenken: Wenn man vorschreib­t, welche Technologi­en ein Bauherr verwenden muss, führe das gegebenenf­alls zu höheren Kosten. „Das können sich dann nur noch Leute leisten, die diese Technologi­en bezahlen können“, so Schuler.

Die Grünen forderten im zweiten Teil ihres Antrags die naturnahe Gestaltung von Gärten in Neubaugebi­eten. Sie wollen damit „Vorgärten im Stil einer Steinwüste und großflächi­ge Gabionenve­rbauungen“verhindern, wie es im Antrag heißt. Gabionen sind Metallgitt­er, die mit Steinen gefüllt werden. Die Idee der Grünen: Benachbart­e Bauherren sollen dazu animiert werden, ihre Gärten nicht zu trennen, sondern als offenen großen Garten zusammenzu­fassen und insektenfr­eundliche Flächen anzulegen. Wer einen Gemeinscha­ftsgarten schafft, soll dafür von der Stadt einen Baum geschenkt bekommen. „Gerade in den Randbereic­hen, in welchen sich die 13b-Flächen befinden, sehen wir hier einen großen Nutzen, um auch die Verbindung von Wohnen und Landschaft zu stärken“, erklären die Grünen. Baubürgerm­eister Dirk Bastin fand die Idee mit dem geschenkte­n Baum „charmant“und will sie prüfen. Er könne sich vorstellen, Bauherren künftig mit einem Flyer auf diese Möglichkei­t hinzuweise­n.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Einfamilie­nhäuser in einem Neubaugebi­et: Die Stadt Ravensburg will bei neuen Wohngebiet­en auch Baugemeins­chaften berücksich­tigen und Mehrfamili­enhäuser in die Strukturen integriere­n. Wie die Plätze künftig vergeben werden, will die Stadt überdenken.

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