Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kempten modernisiert sein Freilichtmuseum
Besucher können antike Vorgängerstadt und das Leben in Cambodunum mittels Videos kennenlernen
KEMPTEN (kpm) - Der Archäologische Park Cambodunum (APC) hat einen Modernisierungsschub verpasst bekommen. Die Stadt Kempten hat in seinem Freilichtmuseum einen neuen Rundweg mit anschaulichen Infotafeln angelegt. Außerdem können Besucher nun noch tiefer ins Leben der antiken Vorgängerstadt eintauchen: mit Filmen, Animationen und Fotos, die auf einer App bereitgestellt werden, die entweder über das eigene Smartphone gestartet wird oder mittels eines (kostenfreien) Leihgeräts zu sehen sind.
Seit etlichen Jahren bemüht sich die Stadt, den APC wieder attraktiver zu machen. Schließlich besitzt Kempten mit ihm (und der Römervergangenheit) ein Alleinstellungsmerkmal. Auf ihrem Vormarsch in keltisches Land begannen die Römer mit dem Bau von Cambodunum um die Zeit von Christi Geburt herum. Sie nahmen mediterrane Städte zum Vorbild.
Doch nachdem die Römer die Region im fünften Jahrhundert verlassen hatten, verschwanden deren Spuren im Boden. 1885 gruben Archäologen erstmals nach ihnen. Dann passierte lange nichts mehr. Erst in den 1980er-Jahren widmete sich Kempten unter dem damaligen Oberbürgermeister Josef Höß den römischen Wurzeln auf dem östlichen Hochufer der Iller. Seit 1983 ist das Ausgrabungsgelände öffentlich zugänglich. Eine Zeit lang wurde der APC jedoch vernachlässigt. Inzwischen wuchert die Stadt mit diesem historischen Pfund wieder stärker. Doch die Vermittlung ist in die Jahre gekommen. Dieses Defizit versucht, die Stadt mit vielen kleinen Verbesserungen zu beheben. Offenbar mit Erfolg: Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren wieder gestiegen und liegen bei jährlich rund 20 000.
Nun hat die Stadt fast 240 000 Euro investiert, um mittels virtueller Realität (Videos, Animationen, Schaubilder, 360-Grad-Panoramen) die antike Stadt und das Leben darin so verblüffend sichtbar zu machen wie noch nie zuvor. Die EU mit ihrem Leader-Programm und andere Geldgeber halfen mit Zuschüssen in Höhe von gut 140 000 Euro. Auch behinderte Menschen können das neue Angebot gut nutzen: Die Wege sind fast barrierefrei, und auf der App gibt es Videos in Gebärdensprache und Beschreibungen zum Anhören.
In den nächsten Jahren möchte die Stadt den Archäologischen Park noch attraktiver machen. So soll ein antikes Wohnhaus nachgebaut werden. Viele wünschen sich auch ein Römermuseum. Doch bis dieses finanziert werden kann, wird es nach Angaben von Oberbürgermeister Thomas Kiechle noch viele Jahre dauern.