Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stadt und Land machen sich für neue Akademie stark
An Berufsschule in Memmingen könnten Fachkräfte für Kindertagesstätten ausgebildet werden
MEMMINGEN (vog) - Zur optimalen Betreuung von Buben und Mädchen werden Fachkräfte händeringend gesucht. Das gilt auch für die Kindertagesstätten in der Region.
Um hier für mehr Nachwuchs zu sorgen, sprechen sich sowohl Landrat Alex Eder (FW) und Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) dafür aus, an der Außenstelle der Berufsschule Mindelheim in Memmingen eine Fachakademie für Sozialpädagogik einzurichten.
„Schüler, die bislang nach der Ausbildung zum Kinderpfleger aufhören mussten, könnten dann am bisherigen Standort draufsatteln und eine Ausbildung zum Erzieher machen“, sagte Eder im Schulausschuss des Unterallgäuer Kreistags. Dessen Mitglieder gaben schließlich einstimmig grünes Licht für die Beantragung der Akademie, die zum Schuljahr 2021/2022 starten soll. „Eine Fachakademie für Sozialpädagogik wäre ein großer Gewinn für den Bildungsstandort. Landkreis und Stadt arbeiten hier Hand in Hand“, sagte OB Schilder auf Nachfrage der MZ: „Die Berufsausbildung zum Erzieher und zur Erzieherin wäre dann deutlich einfacher zugänglich. Lange Fahrtzeiten fielen weg.“
Die Planungen des Landkreises wurden im städtischen Kulturausschuss bereits thematisiert und laut dem Rathauschef von den Ausschussmitgliedern sehr positiv gesehen. Da der
Landkreis Unterallgäu Sachaufwandsträger für die Außenstelle der Staatlichen Berufsschule Mindelheim in der Augsburger Straße in Memmingen ist, ist nach Schilders Worten kein städtisches
Gremium mit den Planungen für die Fachakademie befasst.
An der Außenstelle kann man derzeit eine Ausbildung zur Kinderpflegerin beziehungsweise zum Kinderpfleger machen. Der nächsthöhere Abschluss ist der zum Erzieher. Diese Ausbildung ist derzeit allerdings nur in Kaufbeuren, Kempten oder Krumbach möglich. Dabei sind laut Eder an der Außenstelle in Memmingen geeignete Räumlichkeiten vorhanden. „Es gibt einen Seitenflügel, der bei der Sanierung 2012 nicht mitsaniert wurde, weil man ihn nicht benötigte.“Baue man diesen nun um, könne man dort die Akademie unterbringen. Eder riet dem Ausschuss, die Chance zu ergreifen und damit für Nachwuchs in einem stark nachgefragten Beruf zu sorgen.
Man schaffe mit der Akademie keine Konkurrenz zu anderen Schulen und hebe „ein Potenzial, das momentan einfach verpufft“. Es gebe viele Kinderpfleger-Schüler, die Interesse an der Ausbildung hätten, wenn sie in Memmingen bleiben könnten und nicht in andere Städte fahren müssten.
Die Ausschussmitglieder waren von dem Vorschlag überzeugt und ermächtigten den Landrat, zusammen mit dem Memminger OB die Errichtung der Fachakademie beim Kultusministerium zu beantragen. Geplant ist, dass der Landkreis Sachaufwandsträger für die Schule bleibt und auch die Sanierung des Seitenflügels für rund 250 000 Euro übernimmt. Als Ausgleich dafür würde die Stadt Memmingen sogenannte Gastschulbeiträge für ihre Schüler an den Landkreis zahlen.
Die endgültige Entscheidung über eine neue Fachakademie liegt beim Kultusministerium, das eine entsprechende Schule bei einem ersten Anlauf im Jahr 2014 abgelehnt hatte. Da in Kaufbeuren eine Fachakademie für Sozialpädagogik eröffnet worden war, sah das Ministerium damals keinen Bedarf für einen zweiten neuen Standort. Inzwischen hat sich laut Eder die Nachfrage nach Erziehern verändert. Unter anderem durch die gestiegenen Geburtenzahlen und den Ausbau der Betreuungsangebote bestehe in der Region großer Bedarf.
Von den etwa 100 Auszubildenden in Memmingen hat nach Angaben der Schulverwaltung rund ein Drittel Interesse an einer Ausbildung zum Erzieher.
„Die Berufsausbildung zum Erzieher und zur Erzieherin wäre dann deutlich einfacher zugänglich. Lange Fahrtzeiten fielen weg.“Manfred Schilder, Oberbürgermeister von Memmingen