Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kleine Gruppen, großer Abstand
Skilehrer und Skischulen im Oberallgäu arbeiten an Sicherheitskonzepten für die neue Saison
OBERALLGÄU - Nicht nur die Oberallgäuer Skigebiete arbeiten derzeit an Sicherheitskonzepten für die neue Wintersaison. Auch die Skischulen entwickeln Regeln, um die Gesundheit der Kursteilnehmer, Skilehrer und Mitarbeiter zu schützen. „Von Mindestabstand über Mund-Nasen-Schutz bis hin zu Beschränkungen der Gruppengrößen reicht die Palette der Vorsichtsmaßnahmen“, berichtet Herbert Sedlmair. Der Immenstädter ist Vorsitzender des Bezirks Allgäu im Deutschen Skilehrerverband.
Im kommenden Winter soll es besondere Kursangebote geben. Zum Beispiel speziell für Menschen aus einem Haushalt, Wohngemeinschaften, feste Kleingruppen aus Büros oder dem privaten Umfeld. Teilnehmer, die sich in den vergangenen 14 Tagen vor Kursbeginn in Risikogebieten aufgehalten haben, müssen einen negativen Test auf das Virus Sars-CoV-2 vorweisen. „Und eine Kursgruppe soll nicht mehr als zehn Personen umfassen“, sagt Sedlmair. Maskenschutz gelte, wenn der Abstand von 1,5 Metern von den Kursteilnehmern und Lehrern nicht eingehalten werden kann. Vom Deutschen Skilehrerverband werde ein Rahmen vorgegeben. „Doch individuelle Regeln muss jede Skischule selbst erstellen.“
Besondere Richtlinien gelten auch für Kinderskikurse. Einen Mund-Nasenschutz empfiehlt der Allgäuer Skilehrer-Chef seinen Kollegen, wenn sie einem gestürzten Kind beim Aufstehen oder beim Einsteigen in die Skier helfen. Verpflichtend ist der Mund-Nasen-Schutz für Kinder ab sechs Jahren am Sammelplatz, in den Liftanlagen sowie auf dem Weg zur Mittagspause. Bei mehrtägigen Kursen schlägt Sedlmair vor, die Gruppen und die Lehrer nicht zu wechseln. Um Infektionen zu vermeiden, sei es auch sinnvoll, Siegerehrungen ausschließlich gruppenintern und nicht in großer Runde zu organisieren.
Sedlmair geht davon aus, dass zahlreiche Schulen in der Region – von der Grundschule bis zum Gymnasium – Skikurse streichen werden, weil viele Schulleiter Angst vor einer möglichen Infektion ihrer Schüler hätten. Mehrtägige Skikurse in Schullandheimen seien bereits vom bayerischen Kultusministerium bis Ende Januar untersagt.
Dass die Nachfrage bei Kursen für Schüler und Kinder geringer als in vergangenen Jahren sein wird, „glaube ich nicht“, sagt Johannes Stehle aus Obermaiselstein, Inhaber der Skischulen in Grasgehren und Fischen. Bei Erwachsenen-Skikursen rechnet er sogar mit einem größeren Andrang, „da viele heuer im Winter lieber in Deutschland statt zum Beispiel in Ägypten Urlaub machen“. Bei Kursen für Kinder hat Stehle bereits vor Jahren umgestellt. Seine Lehrer unterrichten durchgehend von 10 bis 13 Uhr ohne Mittagspause in kleinen Gruppen.
„Wie wir mit Kindergärten und Schulen umgehen, wissen wir noch nicht. Dies waren bei uns über Jahrzehnte
eingespielte Abläufe, die jetzt neu überdacht werden müssen“, sagt Marion Zobel. Sie ist Inhaberin der Skischule in Oy-Mittelberg. Um ihre Kurskinder vor Ansteckungen zu schützen, hat sich Zobel aber dafür entschieden, „die Mädchen und Buben in den Pausen nicht mehr mit Tee und Knabbereien zu versorgen“.
Generell richte sie sich nach den Vorgaben des nationalen Skilehrerverbands. Doch erst die Praxis werde zeigen, was sich davon umsetzen lässt. Die Unsicherheit sei groß, wie die Nachfrage nach Skikursen im kommenden Winter sein wird: „Wer weiß, ob Gäste heuer aufgrund von Corona auf einen Skiurlaub verzichten oder ob besonders viele kommen, weil sie nicht ins Ausland reisen möchten?“
Optimismus versprüht Norbert Haslach. „Meine Allgäuer Kollegen und ich sind gut aufgestellt und haben ein gutes Hygienekonzept“, sagt der Leiter der Skischule Frey Haslach in Buchenberg. Haslach sitzt auch im Vorstand des Deutschen Skilehrerverbands. Durch die obligatorischen Online-Anmeldungen für Skikurse sei es möglich, Infektionsketten nachzuvollziehen. „Bei uns trägt sich keiner auf einer Liste mit Donald Duck ein.“Wichtig sei, „dass Gäste Vertrauen haben und sich sicher in unseren Skischulen fühlen“.