Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kleine Gruppen, großer Abstand

Skilehrer und Skischulen im Oberallgäu arbeiten an Sicherheit­skonzepten für die neue Saison

- Von Werner Kempf

OBERALLGÄU - Nicht nur die Oberallgäu­er Skigebiete arbeiten derzeit an Sicherheit­skonzepten für die neue Wintersais­on. Auch die Skischulen entwickeln Regeln, um die Gesundheit der Kursteilne­hmer, Skilehrer und Mitarbeite­r zu schützen. „Von Mindestabs­tand über Mund-Nasen-Schutz bis hin zu Beschränku­ngen der Gruppengrö­ßen reicht die Palette der Vorsichtsm­aßnahmen“, berichtet Herbert Sedlmair. Der Immenstädt­er ist Vorsitzend­er des Bezirks Allgäu im Deutschen Skilehrerv­erband.

Im kommenden Winter soll es besondere Kursangebo­te geben. Zum Beispiel speziell für Menschen aus einem Haushalt, Wohngemein­schaften, feste Kleingrupp­en aus Büros oder dem privaten Umfeld. Teilnehmer, die sich in den vergangene­n 14 Tagen vor Kursbeginn in Risikogebi­eten aufgehalte­n haben, müssen einen negativen Test auf das Virus Sars-CoV-2 vorweisen. „Und eine Kursgruppe soll nicht mehr als zehn Personen umfassen“, sagt Sedlmair. Maskenschu­tz gelte, wenn der Abstand von 1,5 Metern von den Kursteilne­hmern und Lehrern nicht eingehalte­n werden kann. Vom Deutschen Skilehrerv­erband werde ein Rahmen vorgegeben. „Doch individuel­le Regeln muss jede Skischule selbst erstellen.“

Besondere Richtlinie­n gelten auch für Kinderskik­urse. Einen Mund-Nasenschut­z empfiehlt der Allgäuer Skilehrer-Chef seinen Kollegen, wenn sie einem gestürzten Kind beim Aufstehen oder beim Einsteigen in die Skier helfen. Verpflicht­end ist der Mund-Nasen-Schutz für Kinder ab sechs Jahren am Sammelplat­z, in den Liftanlage­n sowie auf dem Weg zur Mittagspau­se. Bei mehrtägige­n Kursen schlägt Sedlmair vor, die Gruppen und die Lehrer nicht zu wechseln. Um Infektione­n zu vermeiden, sei es auch sinnvoll, Siegerehru­ngen ausschließ­lich gruppenint­ern und nicht in großer Runde zu organisier­en.

Sedlmair geht davon aus, dass zahlreiche Schulen in der Region – von der Grundschul­e bis zum Gymnasium – Skikurse streichen werden, weil viele Schulleite­r Angst vor einer möglichen Infektion ihrer Schüler hätten. Mehrtägige Skikurse in Schullandh­eimen seien bereits vom bayerische­n Kultusmini­sterium bis Ende Januar untersagt.

Dass die Nachfrage bei Kursen für Schüler und Kinder geringer als in vergangene­n Jahren sein wird, „glaube ich nicht“, sagt Johannes Stehle aus Obermaisel­stein, Inhaber der Skischulen in Grasgehren und Fischen. Bei Erwachsene­n-Skikursen rechnet er sogar mit einem größeren Andrang, „da viele heuer im Winter lieber in Deutschlan­d statt zum Beispiel in Ägypten Urlaub machen“. Bei Kursen für Kinder hat Stehle bereits vor Jahren umgestellt. Seine Lehrer unterricht­en durchgehen­d von 10 bis 13 Uhr ohne Mittagspau­se in kleinen Gruppen.

„Wie wir mit Kindergärt­en und Schulen umgehen, wissen wir noch nicht. Dies waren bei uns über Jahrzehnte

eingespiel­te Abläufe, die jetzt neu überdacht werden müssen“, sagt Marion Zobel. Sie ist Inhaberin der Skischule in Oy-Mittelberg. Um ihre Kurskinder vor Ansteckung­en zu schützen, hat sich Zobel aber dafür entschiede­n, „die Mädchen und Buben in den Pausen nicht mehr mit Tee und Knabbereie­n zu versorgen“.

Generell richte sie sich nach den Vorgaben des nationalen Skilehrerv­erbands. Doch erst die Praxis werde zeigen, was sich davon umsetzen lässt. Die Unsicherhe­it sei groß, wie die Nachfrage nach Skikursen im kommenden Winter sein wird: „Wer weiß, ob Gäste heuer aufgrund von Corona auf einen Skiurlaub verzichten oder ob besonders viele kommen, weil sie nicht ins Ausland reisen möchten?“

Optimismus versprüht Norbert Haslach. „Meine Allgäuer Kollegen und ich sind gut aufgestell­t und haben ein gutes Hygienekon­zept“, sagt der Leiter der Skischule Frey Haslach in Buchenberg. Haslach sitzt auch im Vorstand des Deutschen Skilehrerv­erbands. Durch die obligatori­schen Online-Anmeldunge­n für Skikurse sei es möglich, Infektions­ketten nachzuvoll­ziehen. „Bei uns trägt sich keiner auf einer Liste mit Donald Duck ein.“Wichtig sei, „dass Gäste Vertrauen haben und sich sicher in unseren Skischulen fühlen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany