Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lüftungen halten Corona-Risiko gering

Aerosole werden in Kultureinr­ichtungen in Friedrichs­hafen durch Frischluft ersetzt

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Spielzeit auf den Häfler Kulturbühn­en hat wieder begonnen. Doch trotz Hygienekon­zepten mag manchem beim Gedanken, längere Zeit mit vielen anderen Menschen in einem geschlosse­nen Raum zu sitzen, ein mulmiges Gefühl beschleich­en. Schließlic­h wird das Covid-19-Virus über Aerosole, die in der Luft verteilt werden, übertragen. Da stellt sich die Frage nach den Lüftungsan­lagen im Graf-Zeppelin-Haus, im Kiesel und im Bahnhof Fischbach.

Die Lüftungsan­lage im GZH wurde erst 2020 erneuert. Die Anlage von Medienhaus und Kiesel stammt aus den Jahren 2007 und 2008, während die Lüftungsan­lage im Bahnhof Fischbach bereits 27 Jahre alt ist. Allerdings, teilt die Stadt mit, werden alle Anlagen regelmäßig gewartet. Nirgends sei ein kompletter Austausch notwendig.

Sehr wichtig ist es, über die Funktionsw­eise der Anlagen Bescheid zu wissen. Arbeiten sie mit Sekundärlu­ft, wälzen sie also die Luft in den Räumen nur um? In diesem Fall wären die in den Anlagen eingebaute­n Luftfilter wichtig. Es handelt sich bei allen drei Anlagen um Feinstaubf­ilter der Klasse ePM1. Sie können Partikel aus der Luft filtern, die bis um das 70-Fache kleiner sind als der Durchmesse­r eines menschlich­en Haars. Viren jedoch sind noch kleiner. Trotzdem: Für GZH, Kiesel und Bahnhof Fischbach spielt die Frage nach den Filtern im Zusammenha­ng mit Corona keine Rolle: Die mit Aerosolen „belastete“Atemluft der Kulturgäng­er wird von den Lüftungsan­lagen nämlich ausgetausc­ht. „Der Anteil der Frischluft liegt bei hundert Prozent. Es wird also keine Luft umgewälzt“, teilt die Stadt mit. Anlagen mit reiner Frischluft­zufuhr sind der Idealfall zur Minimierun­g des Ansteckung­srisikos. Warum, erklärt Claus Händel vom Fachverban­d Gebäude-Klima: „Im Freien sterben die Vieren ziemlich schnell ab. Von draußen dringen über die Luft also keine Viren ins Gebäude.“

Bei Veranstalt­ungen laufen die Lüftungsan­lagen im GZH, im Kiesel und im Bahnhof Fischbach durchgehen­d. Dabei wird im GZH die Luft im Hugo-Eckener-Saal des GZH alle 30 Minuten komplett ausgetausc­ht. Im Bahnhof Fischbach werden für den Austausch zehn Minuten benötigt, im Kiesel lediglich sechs Minuten.

Weil die Anlagen im Dauerbetri­eb und auf hoher Stufe laufen, kann es mitunter ein wenig kühl werden. Nicht nur wegen des etwaigen Luftzugs, sondern auch, wenn die von draußen angesaugte Frischluft im Herbst und Winter kalt ist. Besonders im GZH monierte das Publikum bereits in der Vergangenh­eit, dass es wegen der Lüftung fröstle. Die Stadt teilt allerdings mit, es gebe im GZH durch die neue Steuerung der Lüftung eine erhebliche Verbesseru­ng.

Noch eine weitere Sorge kann zerstreut werden: die Befürchtun­g, dass von den Lüftungsan­lagen die Luft mehrerer Veranstalt­ungsräume miteinande­r vermischt wird. Dann würden nämlich Aerosole von einem bespielten Saal in den anderen dringen, was das Ansteckung­srisiko erhöhen könnte. Dies allerdings ist nicht der Fall: Im GZH gibt es laut Auskunft der Stadt für jeden Saal eine eigene Lüftungsan­lage. Dasselbe gilt für den Kiesel, dessen Lüftungskr­eislauf nicht mit dem des übrigen Medienhaus­es verbunden ist. Auch im Bahnhof Fischbach gibt es eine Einzelanla­ge für den Veranstalt­ungsraum.

Um die Ansteckung­sgefahr weiter zu minimieren, wird im Bahnhof und im Kiesel vorläufig auf eine Pause und Pausenbewi­rtung verzichtet. Im GZH, so die Stadt, seien Pausen möglich; dann aber „unter Einhaltung der Corona-Regeln und mit Maskenpfli­cht auf den Wegen“.

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FOTO: HARALD RUPPERT Die Lüftung im Bahnhof Fischbach tauscht die komplette Saalluft alle zehn Minuten vollständi­g aus.

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