Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Mit Currywurst und Czarnik gegen den Corona-Frust

Beim ersten Towerstars-Heimspiel seit siebeneinh­alb Monaten herrschen strenge Hygienevor­schriften

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Weil ja Zahlen in diesen unruhigen Zeiten so wichtig sind, sollen sie auch hier an erster Stelle stehen: 449 statt 816 statt 3418. Das sind die nackten Fakten des ersten Heimspiels der Ravensburg Towerstars nach siebeneinh­alb Monaten. 449 Zuschauer sahen den 5:1Sieg im „Get Ready“-Cup gegen die Heilbronne­r Falken, 816 wären maximal zulässig gewesen, stolze 3418 dürfen in normalen Zeiten in die CHG-Arena. Gegen den verständli­chen Corona-Frust halfen immerhin Currywurst und Czarnik.

Nachdem die ersten 20 Minuten unter Corona-Bedingunge­n überstande­n waren, gönnte sich der Towerstars-Beiratsvor­sitzende Frank Kottmann erst mal eine Currywurst. Um sich die Zwischenma­hlzeit zu holen, musste Kottmann einen Mund- und Nasenschut­z aufziehen, weil er natürlich seinen Platz verließ. Als er die dampfende Currywurst endlich in den Händen hielt, durfte er nicht gleich mit der Holzgabel zustechen. Denn erstens hatte er ja noch seine Maske auf, zweitens musste er zurück auf seinen Sitzplatz, bevor ihm das Essen erlaubt war. So anstrengen­d kann also Corona sein, das Virus, das uns alle Geduld und Selbstdisz­iplin abfordert. Und das beim Eishockey! Ein Sport, der von der Emotion und der Bewegung auf den Rängen lebt, von der Gemeinscha­ft, von den Gesängen, von Fans, die sich in den Armen liegen wollen, die Niederlage­n beweinen und die Siege ausgelasse­n feiern.

Kottmann wirkte, unter dem Eindruck der verzehrten Currywurst, zufrieden mit den ersten Eishockeym­inuten nach einer langen Zeit der Entbehrung. „Es ist ein tolles Gefühl, endlich wieder live dabei zu sein, auch wenn das Gefühl ein bisschen anders ist als sonst“, sagte der Beiratsvor­sitzende, der zudem erst kürzlich in seiner Funktion als DEL2Aufsic­htsrat bestätigt worden ist und so auch ständig die gesamte Liga im Blick behalten muss. Zu den bundesweit­en Einschränk­ungen fürs Eishockey hat er denn auch eine klare Meinung: „Das ist selbstvers­tändlich. Sicherheit geht für alle vor. Für die Zuschauer, die Betreuer, die Mannschaft, für alle. Wir müssen das einfach machen.“Er glaube fest daran, dass eine DEL2-Saison gespielt werden könne. „Ich hoffe, dass wir ganz lange mit Zuschauern spielen werden“, fügte Kottmann hinzu. Etwas Sorge bereitet ihm, dass die Voraussetz­ungen in den relevanten Bundesländ­ern – in der zweiten Liga sind dies neben Baden-Württember­g noch Bayern, Hessen und Sachsen – sehr unterschie­dlich seien. Zuschauer seien sehr wichtig, „auf der finanziell­en Seite, aber auch für die Jungs da unten“. Damit gemeint waren die

Spieler der Ravensburg Towerstars und der Heilbronne­r Falken, die lange vermissten Glanz aufs Eis brachten. Besonders die zurückgeke­hrten Ravensburg­er Meisterspi­eler überzeugte­n. Robbie Czarnik eröffnete mit zwei schönen Treffern, Mathieu Pompei zielte auch einmal richtig, hinten stand Goalie Jonas Langmann sicher. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammen. Es wird eine tolle Saison geben, weil auch einige DEL-Spieler in der Liga auflaufen werden“, meinte Kottmann. Das wird auch davon abhängen, wie sich die Zuschauer und Mannschaft­en in den jeweiligen Hallen verhalten.

„Die Disziplin der Zuschauer ist wirklich super“, lobte der Towerstars-Hygienebea­uftragte Raphael Kapzan nach dem ersten Testlauf gegen Heilbronn für die kommende DEL2-Saison. Und das mit einiger Berechtigu­ng. Die drei vollkommen voneinande­r getrennten Zonen wurden von Sicherheit­spersonal kontrollie­rt und von allen respektier­t, an allen Eingängen gab es kontaktfre­ie Desinfekti­onsspender, die Maskenpfli­cht und die zugeordnet­en Sitzplätze wurden eingehalte­n. Auch auf dem Eis waren die Veränderun­gen sichtbar: Die Schiedsric­hter trugen Handschuhe, die Spieler verzichtet­en auf den obligatori­schen Handschlag nach dem Spiel.

Eines allerdings blieb – zumindest in den letzten beiden Dritteln – unveränder­t: die bekannte und beliebte Stimme von Hallenspre­cher Marcus Haider, der das Mikrofon nach der ersten Pause übernahm (weil er verspätet von seinem Einsatz bei Frisch Auf Göppingen zurück war) und allen ein Gefühl davon vermittelt­e, dass es vielleicht doch so etwas wie eine normale Eishockeys­aison in Ravensburg geben könnte.

A-Junioren, Baden-Württember­g-Oberliga: SG Leutershau­sen – MTG Wangen 27:29. – In einer am Ende turbulente­n Partie behielt die MTG, die mit Betreuer Timo Feistle und Lukas Paul, aber nur mit einem Wechselspi­eler anreiste, die Oberhand und bleibt auch im dritten Spiel erfolgreic­h. Bis zur 47. Minute (23:23) war die Begegnung ausgeglich­en. Dann setzte sich Wangen trotz zweifacher Unterzahl nach Strafen gegen Nils Hindelang und Enis Fejza auf 29:24 ab. Nach einer Auszeit der Gastgeber gab es zwei Zeitstrafe­n gegen Leutershau­sen sowie die dritte Zeitstrafe gegen Wangens Max Weber, der dadurch die Rote Karte sah. Die Allgäuer behielten aber die Nerven und brachten den Sieg über die Zeit. MTG: Mika Jaeschke, Johannes Kraft (3), Sven Iberl (10), Nils Hindelang (5), Christoph Hagedorn (3), Enis Fejza, Max Weber (6), Elias Preuschl (2).

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FOTO: FELIX KÄSTLE Auf Abstand: Die Tribünen in der CHG-Arena waren gegen Heilbronn nur zu einem Bruchteil besetzt. Am Sitzplatz angekommen, durfte der Mund- und Nasenschut­z abgenommen werden.

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