Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mit Currywurst und Czarnik gegen den Corona-Frust
Beim ersten Towerstars-Heimspiel seit siebeneinhalb Monaten herrschen strenge Hygienevorschriften
RAVENSBURG - Weil ja Zahlen in diesen unruhigen Zeiten so wichtig sind, sollen sie auch hier an erster Stelle stehen: 449 statt 816 statt 3418. Das sind die nackten Fakten des ersten Heimspiels der Ravensburg Towerstars nach siebeneinhalb Monaten. 449 Zuschauer sahen den 5:1Sieg im „Get Ready“-Cup gegen die Heilbronner Falken, 816 wären maximal zulässig gewesen, stolze 3418 dürfen in normalen Zeiten in die CHG-Arena. Gegen den verständlichen Corona-Frust halfen immerhin Currywurst und Czarnik.
Nachdem die ersten 20 Minuten unter Corona-Bedingungen überstanden waren, gönnte sich der Towerstars-Beiratsvorsitzende Frank Kottmann erst mal eine Currywurst. Um sich die Zwischenmahlzeit zu holen, musste Kottmann einen Mund- und Nasenschutz aufziehen, weil er natürlich seinen Platz verließ. Als er die dampfende Currywurst endlich in den Händen hielt, durfte er nicht gleich mit der Holzgabel zustechen. Denn erstens hatte er ja noch seine Maske auf, zweitens musste er zurück auf seinen Sitzplatz, bevor ihm das Essen erlaubt war. So anstrengend kann also Corona sein, das Virus, das uns alle Geduld und Selbstdisziplin abfordert. Und das beim Eishockey! Ein Sport, der von der Emotion und der Bewegung auf den Rängen lebt, von der Gemeinschaft, von den Gesängen, von Fans, die sich in den Armen liegen wollen, die Niederlagen beweinen und die Siege ausgelassen feiern.
Kottmann wirkte, unter dem Eindruck der verzehrten Currywurst, zufrieden mit den ersten Eishockeyminuten nach einer langen Zeit der Entbehrung. „Es ist ein tolles Gefühl, endlich wieder live dabei zu sein, auch wenn das Gefühl ein bisschen anders ist als sonst“, sagte der Beiratsvorsitzende, der zudem erst kürzlich in seiner Funktion als DEL2Aufsichtsrat bestätigt worden ist und so auch ständig die gesamte Liga im Blick behalten muss. Zu den bundesweiten Einschränkungen fürs Eishockey hat er denn auch eine klare Meinung: „Das ist selbstverständlich. Sicherheit geht für alle vor. Für die Zuschauer, die Betreuer, die Mannschaft, für alle. Wir müssen das einfach machen.“Er glaube fest daran, dass eine DEL2-Saison gespielt werden könne. „Ich hoffe, dass wir ganz lange mit Zuschauern spielen werden“, fügte Kottmann hinzu. Etwas Sorge bereitet ihm, dass die Voraussetzungen in den relevanten Bundesländern – in der zweiten Liga sind dies neben Baden-Württemberg noch Bayern, Hessen und Sachsen – sehr unterschiedlich seien. Zuschauer seien sehr wichtig, „auf der finanziellen Seite, aber auch für die Jungs da unten“. Damit gemeint waren die
Spieler der Ravensburg Towerstars und der Heilbronner Falken, die lange vermissten Glanz aufs Eis brachten. Besonders die zurückgekehrten Ravensburger Meisterspieler überzeugten. Robbie Czarnik eröffnete mit zwei schönen Treffern, Mathieu Pompei zielte auch einmal richtig, hinten stand Goalie Jonas Langmann sicher. „Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammen. Es wird eine tolle Saison geben, weil auch einige DEL-Spieler in der Liga auflaufen werden“, meinte Kottmann. Das wird auch davon abhängen, wie sich die Zuschauer und Mannschaften in den jeweiligen Hallen verhalten.
„Die Disziplin der Zuschauer ist wirklich super“, lobte der Towerstars-Hygienebeauftragte Raphael Kapzan nach dem ersten Testlauf gegen Heilbronn für die kommende DEL2-Saison. Und das mit einiger Berechtigung. Die drei vollkommen voneinander getrennten Zonen wurden von Sicherheitspersonal kontrolliert und von allen respektiert, an allen Eingängen gab es kontaktfreie Desinfektionsspender, die Maskenpflicht und die zugeordneten Sitzplätze wurden eingehalten. Auch auf dem Eis waren die Veränderungen sichtbar: Die Schiedsrichter trugen Handschuhe, die Spieler verzichteten auf den obligatorischen Handschlag nach dem Spiel.
Eines allerdings blieb – zumindest in den letzten beiden Dritteln – unverändert: die bekannte und beliebte Stimme von Hallensprecher Marcus Haider, der das Mikrofon nach der ersten Pause übernahm (weil er verspätet von seinem Einsatz bei Frisch Auf Göppingen zurück war) und allen ein Gefühl davon vermittelte, dass es vielleicht doch so etwas wie eine normale Eishockeysaison in Ravensburg geben könnte.
A-Junioren, Baden-Württemberg-Oberliga: SG Leutershausen – MTG Wangen 27:29. – In einer am Ende turbulenten Partie behielt die MTG, die mit Betreuer Timo Feistle und Lukas Paul, aber nur mit einem Wechselspieler anreiste, die Oberhand und bleibt auch im dritten Spiel erfolgreich. Bis zur 47. Minute (23:23) war die Begegnung ausgeglichen. Dann setzte sich Wangen trotz zweifacher Unterzahl nach Strafen gegen Nils Hindelang und Enis Fejza auf 29:24 ab. Nach einer Auszeit der Gastgeber gab es zwei Zeitstrafen gegen Leutershausen sowie die dritte Zeitstrafe gegen Wangens Max Weber, der dadurch die Rote Karte sah. Die Allgäuer behielten aber die Nerven und brachten den Sieg über die Zeit. MTG: Mika Jaeschke, Johannes Kraft (3), Sven Iberl (10), Nils Hindelang (5), Christoph Hagedorn (3), Enis Fejza, Max Weber (6), Elias Preuschl (2).