Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Leutkirch hat eine Schule mehr
Wegen des langen Baugenehmigungsverfahrens startet die Freie Schule Allgäu vorerst in Winterstetten
WINTERSTETTEN - Die Leutkircher Schullandschaft ist seit diesem Monat mit der Freien Schule Allgäu um einen Standort reicher. Eine Gründungsinitiative mehrerer Eltern hat es geschafft, die Schule in freier Trägerschaft, die im vergangenen Jahr ihren Standort Wangen schließen musste (SZ berichtete), im Schullandheim Hitzelinde bei Winterstetten zu reaktivieren. Nachdem es auf dem Weg bis zu diesem Ziel den einen oder anderen Stolperstein gegeben hat, freuen sich die Eltern nun über glückliche Kinder, berichtet Carolin Steur vom Trägerverein.
An ihrem ersten Schultag an der neuen Schule sind die Kinder am 1. Oktober von ihren beiden Lehrerinnen und ihrem Lernbegleiter mit einer Sonnenblume für jeden einzeln begrüßt worden und durften dann durch einen Blumen-Torbogen gehen, erzählt Steur, deren Sohn ebenfalls die Freie Schule besucht. Seither werden die Kinder dort von zwei Lehrerinnen und einem Erzieher, der auch Wildnis- und Erlebnispädagoge sei, unterrichtet. Immer zwei von ihnen seien gleichzeitig vor Ort. Gearbeitet werde an der Schule mit der Montessori-Pädagogik,
also mit offenem Unterricht und Freiarbeit.
Der Start erfolgte mit zwölf Kindern, unter anderem seien dafür auch vier Familien eigens hier in die Region gezogen. In der Zwischenzeit bekommt die Schule „laufend Anfragen“, von Eltern, die ihre Kinder gerne auch noch in die Freie Schule bringen würden, sagt Steur. Mehrere
Kinder haben auch schon in der Klasse hospitiert, mehr als 15 sollen es am Ende aber nicht werden. „Wir wollen klein anfangen“, so Steur.
Dass der Schulbetrieb nun erst einmal im Schullandheim gestartet ist und nicht in den eigentlich von der Elterninitiative favorisierten Räumlichkeiten in Rotis (SZ berichtete), liegt daran, dass es für diese lange keine
Genehmigung für eine Nutzungsänderung vom städtischen Bauamt gegeben habe, sagt Steur. Den entsprechenden Bauantrag habe man bereits vor über drei Monaten gestellt. „Das Bauamt hat uns behandelt, als ob wir ein komplett neues Schulgebäude bauen wollen“, erklärt sie.
Thomas Stupka von der Stadtverwaltung betont auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass von der Verwaltung sämtliche gesetzliche Fristen eingehalten worden seien. „Bei einer Schulnutzung sind mehrere Fachbehörden zu beteiligen. Häufig sind im Verfahren Fragen zu klären, die im Rahmen dieser Behördenbeteiligung auftreten. Erst nach Prüfung sämtlicher Vorschriften und Einreichung sämtlicher notwendiger Unterlagen durch den Bauherren kann dann über den Bauantrag entschieden werden“, erklärt Stupka.
Inzwischen, so Steur, habe man aber zumindest die mündliche Zusage des Bauamts, müsse lediglich noch eine Tür aus Brandschutzgründen umbauen. Geplant ist nun, Ende des Jahres in die Räumlichkeiten nach Rotis umzuziehen. So lange findet der Unterricht vorübergehend im Schullandheim Hitzelinde statt. Dort kann die Schule unter anderem auch einen Raum nutzen, der im Schullandheimbetrieb bereits als Klassenzimmer fungiert, mit entsprechenden Tischen und Stühlen.
Nachdem der Start nun geklappt hat, habe es bei den Eltern durchaus ein „erstes Durchschnaufen“, gegeben. Vor allem auch, weil die Kinder glücklich seien. „Unser Sohn steht morgens auf und freut sich auf die Schule – und das ist das wichtigste“, betont Steur. Teilweise habe es durchaus Phasen gegeben, in denen der eine oder andere von ihnen nicht mehr daran geglaubt habe, dass es wirklich mit dem Start der Schule klappt.
Und auch jetzt wissen die Beteiligten, dass nach wie vor noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Denn nach dem Umzug nach Rotis steht in spätestens zwei Jahren wieder ein Umzug an. Die Räumlichkeiten dort werden dann zu klein für die Schule sein, die kontinuierlich wachsen möchte. Mittelfristiges Ziel ist es, Unterricht bis zur sechsten Klasse anzubieten, beziehungsweise sogar bis zum Schulabschluss nach der zehnten Klasse. Dafür sind sie weiterhin auf der Suche nach einem passenden Gebäude, erklärt Steur.