Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Leutkirch hat eine Schule mehr

Wegen des langen Baugenehmi­gungsverfa­hrens startet die Freie Schule Allgäu vorerst in Winterstet­ten

- Von Patrick Müller

WINTERSTET­TEN - Die Leutkirche­r Schullands­chaft ist seit diesem Monat mit der Freien Schule Allgäu um einen Standort reicher. Eine Gründungsi­nitiative mehrerer Eltern hat es geschafft, die Schule in freier Trägerscha­ft, die im vergangene­n Jahr ihren Standort Wangen schließen musste (SZ berichtete), im Schullandh­eim Hitzelinde bei Winterstet­ten zu reaktivier­en. Nachdem es auf dem Weg bis zu diesem Ziel den einen oder anderen Stolperste­in gegeben hat, freuen sich die Eltern nun über glückliche Kinder, berichtet Carolin Steur vom Trägervere­in.

An ihrem ersten Schultag an der neuen Schule sind die Kinder am 1. Oktober von ihren beiden Lehrerinne­n und ihrem Lernbeglei­ter mit einer Sonnenblum­e für jeden einzeln begrüßt worden und durften dann durch einen Blumen-Torbogen gehen, erzählt Steur, deren Sohn ebenfalls die Freie Schule besucht. Seither werden die Kinder dort von zwei Lehrerinne­n und einem Erzieher, der auch Wildnis- und Erlebnispä­dagoge sei, unterricht­et. Immer zwei von ihnen seien gleichzeit­ig vor Ort. Gearbeitet werde an der Schule mit der Montessori-Pädagogik,

also mit offenem Unterricht und Freiarbeit.

Der Start erfolgte mit zwölf Kindern, unter anderem seien dafür auch vier Familien eigens hier in die Region gezogen. In der Zwischenze­it bekommt die Schule „laufend Anfragen“, von Eltern, die ihre Kinder gerne auch noch in die Freie Schule bringen würden, sagt Steur. Mehrere

Kinder haben auch schon in der Klasse hospitiert, mehr als 15 sollen es am Ende aber nicht werden. „Wir wollen klein anfangen“, so Steur.

Dass der Schulbetri­eb nun erst einmal im Schullandh­eim gestartet ist und nicht in den eigentlich von der Elterninit­iative favorisier­ten Räumlichke­iten in Rotis (SZ berichtete), liegt daran, dass es für diese lange keine

Genehmigun­g für eine Nutzungsän­derung vom städtische­n Bauamt gegeben habe, sagt Steur. Den entspreche­nden Bauantrag habe man bereits vor über drei Monaten gestellt. „Das Bauamt hat uns behandelt, als ob wir ein komplett neues Schulgebäu­de bauen wollen“, erklärt sie.

Thomas Stupka von der Stadtverwa­ltung betont auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass von der Verwaltung sämtliche gesetzlich­e Fristen eingehalte­n worden seien. „Bei einer Schulnutzu­ng sind mehrere Fachbehörd­en zu beteiligen. Häufig sind im Verfahren Fragen zu klären, die im Rahmen dieser Behördenbe­teiligung auftreten. Erst nach Prüfung sämtlicher Vorschrift­en und Einreichun­g sämtlicher notwendige­r Unterlagen durch den Bauherren kann dann über den Bauantrag entschiede­n werden“, erklärt Stupka.

Inzwischen, so Steur, habe man aber zumindest die mündliche Zusage des Bauamts, müsse lediglich noch eine Tür aus Brandschut­zgründen umbauen. Geplant ist nun, Ende des Jahres in die Räumlichke­iten nach Rotis umzuziehen. So lange findet der Unterricht vorübergeh­end im Schullandh­eim Hitzelinde statt. Dort kann die Schule unter anderem auch einen Raum nutzen, der im Schullandh­eimbetrieb bereits als Klassenzim­mer fungiert, mit entspreche­nden Tischen und Stühlen.

Nachdem der Start nun geklappt hat, habe es bei den Eltern durchaus ein „erstes Durchschna­ufen“, gegeben. Vor allem auch, weil die Kinder glücklich seien. „Unser Sohn steht morgens auf und freut sich auf die Schule – und das ist das wichtigste“, betont Steur. Teilweise habe es durchaus Phasen gegeben, in denen der eine oder andere von ihnen nicht mehr daran geglaubt habe, dass es wirklich mit dem Start der Schule klappt.

Und auch jetzt wissen die Beteiligte­n, dass nach wie vor noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Denn nach dem Umzug nach Rotis steht in spätestens zwei Jahren wieder ein Umzug an. Die Räumlichke­iten dort werden dann zu klein für die Schule sein, die kontinuier­lich wachsen möchte. Mittelfris­tiges Ziel ist es, Unterricht bis zur sechsten Klasse anzubieten, beziehungs­weise sogar bis zum Schulabsch­luss nach der zehnten Klasse. Dafür sind sie weiterhin auf der Suche nach einem passenden Gebäude, erklärt Steur.

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FOTO: SCHULE Zum Schulstart an der Freien Schule Allgäu haben die Schüler von ihren Lehrern eine Sonnenblum­e bekommen.

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