Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Wenig Perspektive für Künstler
So nutzt Comedian Roberto Capitoni die Zeit in der Corona-Krise
ISNY - Der in Isny●geborene Roberto Capitoni steht seit 1981 auf Deutschlands Bühnen. Er ist Stand-up-Comedian. Diese Qualitäten als Stehaufmännchen braucht er gerade in den Zeiten der Corana-Pandemie ganz besonders. In der „ungewollten freien Zeit“arbeitet er an zwei Büchern – seinem zweiten Roman über Onkel Luigi und seiner Autobiografie „Vom Punk zum Comedian“.
Die Soforthilfe, die für Selbstständige zu Beginn der Pandemie vom Staat in dem „beispiellosen Hilfspaket“als „unbürokratische Soforthilfe“ausbezahlt werden sollte, gilt für seine Berufsgruppe leider nicht. Da die Soforthilfe an Betriebsausgaben gebunden ist, die meisten Soloselbstständigen aber oft keine Büroräume, Lagerhallen oder Ähnliches haben, sondern sie ihre Person als Dienstleistung anbieten, gehen sie einfach leer aus. „Die Umsätze sind seit Mitte März komplett eingebrochen. Null Einnahmen von jetzt auf gleich, und vom Staat ist keine Hilfe zu erwarten“, sagt Capitoni. „Dabei sind wir eine der umsatzstärksten Branchen dieses Landes und dürfen angemessene Hilfe erwarten für den unverschuldeten Ausfall unserer Einnahmen“, sagt der Comedian und schüttelt verständnislos den Kopf.
In den Sommermonaten konnte er einige Auftritte im Autokino und bei Open-Air-Veranstaltungen mit Kollegen absolvieren. „Aber das war auch nicht einfach, Abstand halten, nicht zu viele Leute. Da hat die Stimmung schon ein bisschen gelitten. Das Problem ist, dass man davon nicht überleben kann“, sagt Capitoni. Die Sommersaison hat bei Weitem nicht aufgefangen, was ihm bisher durch die Corona-Pandemie weggebrochen ist. Er schätzt den Verlust auf circa 80 Prozent.
Aber Capitoni wäre nicht Capitoni, hätte er diese Zeit nicht doch genutzt. „Ich bin nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Es ist wichtig, sich nicht unterkriegen zu lassen“, sagt er. Er kenne Kollegen, die an dieser Situation zerbrochen seien. Mit einem Crowdfunding-Aufruf hat Capitoni im Mai Geld zur Verwirklichung seiner Autobiografie gesammelt.
Sich selbst bezeichnet Capitoni lieber als Komiker. Das kommt vielleicht aus seinen Anfangstagen auf der Bühne, als er seinen ersten öffentlichen Auftritt als Pantomime hatte. Capitoni hat mit 18 Jahren das Allgäu verlassen. In seiner Heimatstadt Isny kennen seine Freunde ihn als musikbegeisterten Punk. Er hat die Szene in Isny maßgeblich beeinflusst. Wie aus dem Punk der Pantomime, Komiker, Stand-up-Comedian und Moderator geworden ist, der im kommenden Jahr sein 40. Bühnenjubiläum feiert, beschreibt er in dem Buch, das in den kommenden Wochen erscheinen soll. Seine Jugend im Allgäu, die erste abenteuerliche Reise nach London als 17-jähriger Punk, unzählige Konzertbesuche, eine mehr oder weniger gelungene Karriere als Schlagzeuger in einer Punkband, leben und arbeiten in der Hausbesetzer-Szene in Stuttgart, unterwegs als „Stagehand“und dabei hautnah bei den prominenten Stars sein, das alles zeichnet die spannenden und vor allem lustigen Kapitel der Autobiografie aus.
„Es war eine unglaubliche Arbeit, die Fotos zusammenzustellen, Texte zu schreiben und alles in eine einigermaßen richtige Reihenfolge und Form zu bringen“, beschreibt Capitoni die vergangenen Monate. Nun sind die Texte alle fertig. Sein Bruder Gerhard Thomann, der in Neutrauchburg Geschäftsführer der Werbeagentur ADM-Druckmedien ist, gestaltet das Buch.