Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Mitte halten
Jonas Langmann ist nach einem Nürnberg-Jahr zurück im Tor der Ravensburg Towerstars
RAVENSBURG - Gleich vier Spieler aus der Meistermannschaft von 2019 hat Coach Rich Chernomaz für die neue DEL2-Saison zurück zu den Ravensburg Towerstars gelockt. Neben den Importstürmern Mathieu Pompei, Robbie Czarnik und Olivier Hinse ist auch Goalie Jonas Langmann nach einer Spielzeit bei den Nürnberg Ice Tigers wieder in Oberschwaben. Mit dem heute 28-Jährigen verbindet Chernomaz ganz besonders positive Gedanken an den DEL2-Titel vor eineinhalb Jahren.
Als Rich Chernomaz sich mit den Ravensburg Towerstars auf die Playoffs der DEL2-Saison 2018/19 vorbereitete, hatte er vor allem eines im Sinn: Er musste zusehen, dass sein Goalie in Topform ist. Denn er wusste, dass er einen Mann zwischen den Pfosten braucht, der seine volle Leistungsfähigkeit abruft, um das größtmögliche Ziel zu erreichen. Was auch immer Chernomaz mit Jonas Langmann in diesen Wochen angestellt haben mag – es half. Langmann wuchs über sich hinaus, hielt gigantisch und wurde nach dem Gewinn der Meisterschaft zum besten Spieler der Play-offs gekürt. Danach trennten sich die Wege. Chernomaz verließ den Verein, weil die Towerstars schon einen Vertrag mit Tomek Valtonen abgeschlossen hatten; der innerhalb weniger Wochen zum Giganten gereifte Langmann wollte es noch einmal in der DEL probieren und wechselte nach Nürnberg.
Herbst 2020: Chernomaz ist längst wieder in Ravensburg, weil Valtonen schnell gescheitert ist; Langmann hat den Versuch in der DEL nach einem Jahr abgebrochen und ist ebenfalls wieder da. „Ich war mit der Saison in Nürnberg nicht so zufrieden“, sagt Langmann – und untertreibt damit. Denn auf richtig viel Spielzeit kam er in Franken nicht. Gut möglich, dass sein dritter Verein (nach Hannover und Hamburg) in der höchsten deutschen Eishockeyliga sein letzter gewesen ist. In Ravensburg steht ihm jetzt seine insgesamt vierte Saison bevor. „Wie ein Klassentreffen“nennt er seine ersten Eindrücke in Oberschwaben, nachdem außer ihm auch Pompei, Czarnik und Hinse wieder da sind. „Das hat mich sehr gefreut, dass die Mannschaft von 2019 wieder beisammen ist“, sagt Langmann. Nach dem Nürnberg-Ausflug stellte sich gleich mal Wohlfühlatmosphäre ein.
Dass es sich dann doch nicht so anfühlt, als wären die Uhren einfach eineinhalb Jahre zurückgedreht worden, liegt an der Corona-Krise. „Das ist schon schwer. Diese Situation hat bisher keiner erlebt“, sagt Langmann. Weil er aber keiner ist, der zu großen emotionalen Schwankungen neigt, hat er schnell gelernt, auch mit dieser Herausforderung zu leben. „Nicht zu hoch fliegen, nicht zu tief fallen“, lautet Langmanns Devise. Oder noch verkürzter: die Mitte halten. Also auch: konstant Leistung bringen, sich dem Wettbewerb stellen. In Ravensburg heißt das in der kommenden Saison. sich mit Olafr Schmidt zu duellieren. Der ist seit vergangener Saison bei den Towerstars, kam mit der Empfehlung von den Lausitzer Füchsen, als bester Torhüter der DEL2 in der Saison 2018/19 ausgezeichnet worden zu sein. In seiner ersten Spielzeit in Ravensburg spielte Schmidt zwar häufiger als Marco Wölfl, unumstritten erste Wahl war er aber nicht.
„Im Leistungssport ist das normal, dass du Konkurrenz hast“, sagt Langmann zum Duell mit Schmidt. Unabhängig davon freut er sich riesig darauf, wieder Pflichtspiele bestreiten zu dürfen. „Die Liga ist so stark wie nie zuvor. Wir wollen oben mitspielen und uns direkt für die Play-offs qualifizieren“, sagt Jonas Langmann, der weiß, dass Rich Chernomaz darauf setzt, dass sein Goalie wieder starke Leistungen in Serie zeigt. Wie in den Play-offs der Meistersaison.