Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Immer weiter
Lewis Hamilton gewinnt 92. Formel-1-Rennen und knackt Michael Schumachers Uralt-Rekord
Zverev zum Zweiten: Alexander Zverev hat in Köln ein bislang einmaliges Tennis-Double geschafft. Der Weltranglistensiebte aus Hamburg gewann eine Woche nach seinem ersten Titel in der Lanxess-Arena auch das zweite Turnier. Im Finale setzte sich Zverev gegen den an Position zwei gesetzten Argentinier Diego Schwartzman souverän 6:2, 6:1 durch und feierte seinen 13. Turniersieg auf der Profitour. „Vor zwei Tagen wusste ich nicht, ob ich das Turnier zu Ende spielen kann. Ich bin froh, dass ich nicht aufgegeben habe“, sagte Zverev, der noch im Viertelfinale unter Hüftproblemen gelitten hatte. Schwartzman lobte seinen Bezwinger: „Sascha war heute viel zu gut, einfach unglaublich.“Acht Spiele bestritt Zverev in Köln, mit acht Siegen reist er weiter. Die perfekte Ausbeute war am Sonntagabend nie in Gefahr.
Rießle, Nowak kombinieren meisterlich: Fabian Rießle hat seinen Titel als deutscher Meister der Nordischen Kombinierer verteidigt. Der 29-Jährige setzte sich in Oberstdorf vor Vinzenz Geiger und Jacob Lange durch. Nach dem Skispringen (da führte der Schwarzwälder bereits) und zehn Kilometern auf der Skirollerstrecke hatte Rießle einen Vorsprung von 26,2 Sekunden auf Geiger und 41,2 Sekunden auf Lange. Jenny Nowak sicherte sich den ersten Meistertitel in der Kombination der Frauen überhaupt. Die 18-Jährige gewann vor Emilia Görlich und Svenja Würth.
Krawietz/Mies in Köln bezwungen: Die French-Open-Sieger Kevin Krawietz und Andreas Mies haben ihren ersten Turniersieg in der Heimat knapp verpasst. Zwei Wochen nach der Titelverteidigung in Paris unterlag Deutschlands bestes Tennisdoppel in Köln dem südafrikanisch-japanischen Duo Raven Klaasen und Ben McLachlan 2:6, 4:6. Im fünften Finale auf der Profitour war es die erste Niederlage für die beiden Deutschen.
Schrötter ohne Fortune, Bradl stark: Moto2-Pilot Marcel Schrötter ist beim Grand Prix von Teruel im spanischen Alcañiz leer ausgegangen. Von Startplatz 16 aus zeigte der 27-Jährige vom Memminger IntactGPTeam ein schwaches Rennen und kam mit mehr als 31 Sekunden Rückstand als 20. ins Ziel. Der Brite Sam Lowes übernahm mit einem Sieg die WM-Führung. In der MotoGPKlasse fuhr Honda-Ersatzpilot Stefan Bradl (Zahling) in die Punkteränge. Der 30-Jährige wurde 20,6 Sekunden hinter Sieger Franco Morbidelli (Yamaha/Italien) Zwölfter.
PORTIMÃO (SID) - Seine Fahrt in die Geschichtsbücher der Formel 1 vorbei an Michael Schumacher verschlug Lewis Hamilton fast ein bisschen die Sprache. „Ich hätte mir niemals erträumt, dort zu stehen, wo ich hier und heute stehe“, sagte der alte und wohl auch neue Formel-1-Weltmeister nach seinem Triumphzug beim Großen Preis von Portugal. Es war der 92. Grand-Prix-Sieg in Hamiltons außerordentlicher Karriere, damit hat er Schumacher (91) in den Rekordlisten auf Platz zwei verdrängt.
„Ich hab ihm schon am Nürburgring gesagt: ,Jetzt hol dir auch die 92‘, das hat er getan“, sagte Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel, der mit seinem zehnten Platz „natürlich nicht zufrieden“war, dem Sieger aber neidlos gratulierte: „Diese Konstanz über die Jahre muss man erst mal bringen. Glückwunsch, Lewis!“
Der erste Dank des Champions galt seinen engsten Vertrauten. Innig umarmte Hamilton seine Physiotherapeutin Angela Cullen, seinen Renningenieur Peter Bonnington und seinen Vater Anthony, dann rang er nach Worten. „Vielen Dank an alle im Team, die immer weiter machen, die Messlatte immer höher legen, immer weiter pushen“, sagte Hamilton. „Es ist unglaublich und inspirierend, mit euch zu arbeiten.“
Niemals, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky, habe man daran gedacht, „eines Tages Michaels Rekord brechen zu können. Es zeigt, wie außergewöhnlich Lewis und Michael in ihrer Zeit sind und waren.“
Fast andächtig lauschte der Weltmeister auf dem Siegerpodium der britischen Hymne, er senkte den Kopf, seine linke Hand bedeckte sein Gesicht, er gab sich keine Mühe, seine
Emotionen zu verbergen: „Das ist so ein großer Tag, ich muss das alles erstmal sacken lassen.“
Das muss sicher auch Valtteri Bottas, der zwar auf Platz zwei für den vierten Mercedes-Doppelsieg der Saison sorgte, allerdings fast 26 (!) Sekunden Rückstand auf Hamilton hatte. Dritter wurde Max Verstappen (Niederlande) im Red Bull. In der Gesamtwertung baute Hamilton mit seinem achten Sieg im zwölften Saisonrennen seine Führung auf Bottas aus: Mit 256 Punkten beträgt sein Abstand zum Finnen bereits 77 Zähler.
Ein kurzer Regenschauer unmittelbar nach dem Start sorgte für zwei chaotische erste Runden. Hamilton, der am Start in Führung gegangen war, schonte seine Reifen und ließ sich hinter Bottas und den Spanier Carlos Sainz im McLaren auf Platz drei zurückfallen. Kurz vor dem Ende der ersten Runde übernahm Sainz die Führung und überraschte mit zwei Rundenbestzeiten, ehe seine Reifen abbauten. In der sechsten Runde löste Bottas den Spanier an der Spitze ab, eine Runde später hatte er Hamilton im Nacken. Der Vorsprung schmolz in beachtlicher Geschwindigkeit, in der 20. Runde eroberte Hamilton ausgangs der Start- und Zielgeraden die Führung zurück. Hamilton flog davon, Bottas verlor pro Runde eine Sekunde auf seinen Teamkollegen.
Während Bottas über Funk mehrfach die nachlassende Qualität seiner Reifen bemängelte, hatte Hamilton auch bei immer wieder einsetzendem leichten Regen keinerlei Probleme. Erst in der 45. von 66 Runden holte er sich mit bereits zwölf Sekunden Vorsprung auf Bottas neue Pneus, kam als Spitzenreiter zurück auf die Strecke – und fuhr sofort die nächste Bestzeit.
„Es ist super schwierig da draußen“, hatte der Weltmeister nach dem (gewonnenen) Qualifying noch gesagt – im Rennen hatte er dann leichtes Spiel. Cleverness, Bauchgefühl, Talent: Lewis Hamilton ist in der Vollgasbranche eine absolute Ausnahmeerscheinung. „Es ist beeindruckend, was Lewis da macht“, sagte der viermalige Weltmeister Alain Prost bei Sky. „Er hält die Motivation immer hoch, ist immer fokussiert, ich glaube, er kann noch eine ganze Menge gewinnen.“
12. von 17 WMLäufen in Portimão (306,826 km): 1. Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:29:55,770 Std., 2. Bottas (Finnland) Mercedes 0:25,592 Min. zur., 3. Verstappen (Niederlande) Red-Bull-Honda 0:34,508, 4. Leclerc (Monaco) Ferrari 1:05,312; eine Runde zur.:
5. Gasly (Frankreich) AlphaTauri-Honda,
6. Sainz jr. (Spanien) McLaren-Renault,
7. Perez (Mexiko) Racing-Point-Mercedes,
8. Ocon (Frankreich) Renault, 9. Ricciardo (Australien) Renault, 10. Vettel (Heppenheim) Ferrari. – Schnellste Runde: Hamilton in 1:18,750. – Stand Fahrer-WM: 1. Hamilton 256 Punkte, 2. Bottas 179, 3. Verstappen 162, 4. Ricciardo 80, 5. Leclerc 75, 6. Perez 74, 13. Vettel 18, 15. Hülkenberg (Emmerich) Racing-Point-Mercedes 10. – Stand Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 435 Punkte,
2. Red Bull 226, 3. Racing Point 126, 4. McLaren 124, 5. Renault 120, 6. Ferrari 93, 7. AlphaTauri 77, 8. Alfa Romeo 5, 9. Haas 3.