Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Unsicherhe­it ist immer besorgnise­rregend“

Wie sich die Corona-Pandemie auf den Ferienpark Allgäu von Center Parcs auswirkt

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LEUTKIRCH - Sinkende Übernachtu­ngszahlen, strenge Vorschrift­en auf dem Gelände, weniger Plätze im Erlebnisba­d – auch im Ferienpark Allgäu von Center Parcs sind die Auswirkung­en der Corona-Pandemie deutlich zu spüren. Wie stark gehen die Buchungen zurück? Welche Einschränk­ungen gelten? Halten sich die Gäste an die Corona-Vorschrift­en? Diese und weitere Fragen hat SZ-Redakteur Simon Nill der Leiterin des Ferienpark­s Allgäu, Andrea Nestle, gestellt.

Frau Nestle, vielen Menschen hängt das Thema Corona sprichwört­lich zum Hals raus. Ihnen auch?

Ja, ich möchte das Thema eigentlich auch nicht mehr hören. Sowohl für die Gäste als auch für die Mitarbeite­r wird es langsam anstrengen­d. Die wechselnde­n Corona-Verordnung­en sind immer schwerer nachzuverf­olgen. Jeden Tag müssen bei uns Mitarbeite­r überprüfen, ob wir bei den Regelungen überhaupt noch auf dem aktuellen Stand sind.

Im Juli waren drei Mitarbeite­r positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Hat es seither weitere Fälle im Umfeld des Parks gegeben?

Nein, mir ist nichts bekannt. Generell bleiben unsere Mitarbeite­r bei kleinsten Krankheits­anzeichen zu Hause.

Wie wirken sich die steigenden Infektions­zahlen auf die Buchungen aus?

Wir hatten einen wirklich tollen Sommer mit Gästezahle­n, die leicht über dem Niveau des Vorjahres lagen. Mit den steigenden Fallzahlen wurden dann aber die Neubuchung­en deutlich weniger. Gleichzeit­ig stieg die Zahl der Stornierun­gen. Das hält bis heute an. Viele Menschen sind verunsiche­rt und wissen nicht, wie es weitergeht. Auch der Appell von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, dass die Bürger wenn möglich zu Hause bleiben sollen, hat zur Verunsiche­rung beigetrage­n.

Wie schlägt sich das in den Zahlen nieder?

Über den Sommer hatten wir Belegungsz­ahlen von 90 bis 95 Prozent. Seit dem Anstieg bei den Infektione­n geht es graduell nach unten. Ganz aktuell sind 65 Prozent der Ferienhäus­er belegt. Wir hoffen, dass wir ganz bald wenigstens wieder an die 75Prozent-Marke kommen.

Wie dramatisch sind solche Zahlen aus finanziell­er Sicht?

Natürlich macht man sich in unserer Branche Sorgen darüber, was die Zukunft bringt. Unsicherhe­it ist immer besorgnise­rregend. Für den Park gibt es in der momentanen Situation aber keine unmittelba­re finanziell­e Bedrohung. Einige Mitarbeite­r freuen sich auch darauf, Überstunde­n abbauen zu können, die über den Sommer angefallen sind.

Welche Auswirkung­en haben die aktuellen Corona-Vorschrift­en für die Gäste?

Sie müssen zum Beispiel überall den Sicherheit­sabstand einhalten. In geschlosse­nen Räumen und auch bei unseren Outdoor-Aktivitäte­n gilt die Maskenpfli­cht. Für alle Attraktion­en und für die Gastronomi­e sind Registrier­ungen nötig. Um die Abstände einhalten zu können, mussten wir auch die Kapazitäte­n in den Restaurant­s oder im Erlebnisba­d Aqua Mundo reduzieren.

Halten sich die Urlauber an die Regeln? Wie wird kontrollie­rt?

Im Großen und Ganzen sind unsere Gäste sehr disziplini­ert und halten sich an die Vorgaben. Aber unsere Mitarbeite­r müssen auch jeden Tag einige Besucher darauf hinweisen, etwa die Maske richtig aufzusetze­n. Es gibt schon einen Grund, warum wir regelmäßig kontrollie­ren. Natürlich sind wir aber auch auf die Eigenveran­twortung der Urlauber angewiesen.

Vor Kurzem galt in Baden-Württember­g noch ein Beherbergu­ngsverbot für Urlauber aus Risikogebi­eten. Sind Sie froh, dass das gekippt wurde?

Ja, das war ein großer Aufwand für unsere Mitarbeite­r. Wir mussten bei allen Buchungen kontrollie­ren, aus welcher Region die Urlauber anreisen wollen. Diejenigen, die in einem Risikogebi­et wohnen, wurden von uns kontaktier­t. Bei 99 Prozent der Betroffene­n hat das zum Glück funktionie­rt.

Dürfen weiterhin Tagesbesuc­her aus der Region in den Ferienpark?

Tagesgäste sind immer noch willkommen. Allerdings können sie wegen der Kapazitäts­beschränku­ng im

Moment nicht in das Erlebnisba­d. Das ist vorübergeh­end unseren Übernachtu­ngsgästen vorbehalte­n.

Kommt es vor dem Aqua Mundo nun zu Warteschla­ngen? Eine Frage abseits von Corona: Weiterhin ist nur eines von vier Toren des Ferienpark­s geöffnet. Warum?

Wir wollen auch die anderen drei Tore bis Ende des Jahres endlich öffnen. Das bedeutet, dass der Park dann Teil des öffentlich­en Straßennet­zes ist. Deshalb müssen wir zum Beispiel neue Schilder aufstellen oder für unsere Golf-Cars offizielle Kennzeiche­n beantragen.

Was wünschen Sie sich für die kommenden Wochen?

Dass das Coronaviru­s weggeht (lacht). Schön wäre es, wenn wir uns als Mitarbeite­r wieder stärker um das Wohlbefind­en unserer Gäste kümmern könnten, statt ständig Maßnahmen zu kontrollie­ren. Ich wünsche mir, dass die Gäste ihren Urlaub wieder voll genießen können. Steigende Besucherza­hlen wären auch toll.

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ARCHIVFOTO: HEINZ MAUCH Im August ist der Ferienpark Allgäu gut besucht gewesen.
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Das Zentralgeb­äude im Ferienpark Allgäu.
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FOTOS: SIMON NILL Andrea Nestle

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