Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Migrationsberatung in Leutkirch fördert die Integration
Hiesige Beratungsstelle der Caritas Bodensee-Oberschwaben verzeichnet einen steigenden Beratungsbedarf
LEUTKIRCH (sz) Die Migrationsberatung (MBE) der Caritas BodenseeOberschwaben mit ihrer Beratungsstelle in Leutkirch fördert unbestritten die Integration, heißt es in einer Pressemitteilung. Sie leiste einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag, indem sie den Integrationsprozess erwachsener Zugewanderter gezielt initiiert, steuert und begleitet.
„Leider sind die MBE-Beratungsstellen angesichts einer kontinuierlich steigenden Nachfrage weiterhin unterfinanziert“, gibt Angelika Hipp-Streicher, Caritas-Fachleiterin Familie und Integration, mit Blick auf die bundesweit stattfindenden MBE-Aktionstage 2020 zu bedenken. Damit die MBE ihre Beratungen gemäß dem Anspruch der Bundesregierung nach gelingender Integration intensiv durchführen könne, sei eine zusätzliche Bundesförderung erforderlich.
Aktuell ist die MBE-Beratungsstelle der Caritas in Leutkirch (Sozialraum Allgäu: Leutkirch, Wangen, Isny, Bad Wurzach, Amtzell, Kißlegg) mit einem Stellenumfang von 50 Prozent ausgestattet.
Das Angebot der MBE richtet sich in erster Linie an Neuzugewanderte über 27 Jahre mit Bleiberecht und deren Familien, berichtet Caritas-Migrationsberater Rainer Müller. An die Migrationsberatung wenden können sich aber auch Migranten, die bereits länger in Deutschland leben und in ihrer Lebenssituation eine neue Orientierung brauchen, sowie Spätaussiedler und ihre Familien oder auch Institutionen und Organisationen, wenn es um Fragen der interkulturellen Öffnung und Kompetenz geht. „Wir verstehen uns als Akteure im Gemeinwesen oder Sozialraum, sind offen für alle Ratsuchenden und machen keinen Unterschied zwischen Alter, Geschlecht, Religion, Staats- und Volkszugehörigkeit oder politischer Überzeugung“, so Müller
Die Migrationsberatungen sind laut Mitteilung freiwillig, unentgeltlich, unabhängig und ergebnisoffen, Form und Intensität orientieren sich an den Bedürfnissen der Ratsuchenden. Da die Komplexität der Fälle deutlich zugenommen habe, seien regelmäßige Fort- und Weiterbildungen für den Berater unerlässlich. „Ich nutze nach Möglichkeit das Instrument des Case Managements, in dessen Rahmen freiwillige Fördervereinbarungen abgeschlossen werden können“, sagt Müller. Beratungsbedarf und Fallzahlen steigen auch im Allgäu kontinuierlich: So wurden 2019 (Gesamtjahr) in Leutkirch 67 Klienten begleitet und 356 Beratungen durchgeführt. Im laufenden Jahr waren es bis Ende September bereits 385 Beratungen und 80 Klienten.
Im Zuge der Corona-Pandemie mussten neue Beratungswege gefunden werden. „Viele Klienten waren wegen des Coronavirus stark verunsichert“, berichtet Müller. Beratungen fanden überwiegend telefonisch oder per E-Mail statt, was die Verständigung nicht selten erschwerte. Auch im Freien wurden Beratungen
Rainer Müller durchgeführt. „Die MBE war und ist aber durchgängig erreichbar“, so Müller. Um noch näher an seinen Klienten dran zu sein, wird er ab November einmal pro Woche eine Außensprechstunde in Wangen anbieten.
Zugang zu Zugewanderten mit Beratungsbedarf erhält Müller auch über Integrationskurse, in denen er über sein Beratungsangebot und andere Caritas-Dienste informiert. „Das Erlernen der deutschen Sprache ist die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration“, weiß er. Daher unterstützt er Zugewanderte in allen Fragen zum Integrationskurs und zu Deutschkursen, zu etwaigen Fördermöglichkeiten oder in Sachen Kinderbetreuung während der Kurszeiten. Rat und Hilfe bekommen Zugewanderte aber auch in sozialrechtlichen und aufenthaltsrechtlichen Fragen, bei Problemen im Umgang mit Behörden, bei der Suche nach einer Wohnung, nach Freizeitmöglichkeiten oder einem freiwilligen Engagement. Eine wichtige Aufgabe ist auch die Integration in den Arbeitsmarkt.
„Wir sind offen für alle Ratsuchenden.“