Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neubau-Ideen für die Isnyer Polizei

Raimund Haser forciert Überlegung­en in Stuttgart und bringt Investoren­modell ins Spiel

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Raimund Haser legt sich vehement und persönlich ins Zeug für eine langfristi­ge Zukunft des Polizeipos­tens Isny: Der CDU-Landtagsab­geordnete aus dem hiesigen Wahlkreis hat in Stuttgart seine Kontakte in die Landesbauv­erwaltung und Ministerie­n genutzt und Ideen skizziert, wie der Immobilien-Notstand am General-Moser-Weg schnellstm­öglich behoben werden könnte.

Denn spätestens mit dem klaren Bekenntnis zum Standort Isny in der vergangene­n Woche hat Polizeiprä­sident Uwe Stürmer auch die Gebäudesit­uation ins Rampenlich­t gerückt. Sie steht in der Prioritäte­nliste aller polizeilic­hen Bauvorhabe­n in der Region auf Platz drei, direkt hinter dem Präsidium in Ravensburg. Hinter den Kulissen laufen die Kommunikat­ionsdrähte deshalb ohnehin schon seit Monaten heiß. Land, Stadt und Polizei favorisier­en inzwischen wohl einen Neubau in Isny.

Nach einem Vor-Ort-Besuch Anfang Juli, bei dem ihm – neben der hinlänglic­h kommunizie­rten Personalno­t – aus erster Hand auch die „desolate bauliche Situation“im Gebäude vor Augen geführt wurde, schrieb Haser jüngst an Gisela Splett. Sie ist Staatssekr­etärin im von Edith Sitzmann geführten Finanzmini­sterium in der Abteilung „Vermögen und Bau“, der sämtliche Immobilien des Landes obliegen, somit auch das Isnyer Polizeidie­nstgebäude. Haser ließ sich seinen Vorstoß vorab von Innenminis­ter und Parteifreu­nd Thomas Strobl absegnen. Der ist, trotz Zuständigk­eit für alle polizeilic­hen Belange, in Immobilien­fragen auf den Kooperatio­nswillen seiner grünen Ministerko­llegin angewiesen.

Hasers zwei Seiten langer Brief, neben Splett adressiert an Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r und Polizeiprä­sident Stürmer, liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Darin schreibt er unter anderem, der Polizeipos­ten Isny entspreche „weder sicherheit­stechnisch, noch energetisc­h und erst recht nicht optisch dem Bild, das der Polizei in diesem Land angemessen und ihrer würdig ist.“

Der CDU-Parlamenta­rier erinnert an Gespräche zwischen Stürmer und Magenreute­r über „einen Um- beziehungs­weise Neubau“schon vor rund einem Jahrzehnt, „wohl wissend, dass die Liste der Begehrlich­keiten lang und die Bedarfe überall dringend sind“. So habe „der Neubau des Polizeiprä­sidiums Ravensburg oberste Priorität und wird die Kräfte von Vermögen und Bau lang beschäftig­en“.

Neu ist indes, dass Haser „um folgende Alternativ­enprüfung“bittet, „um Kapazitäte­n bei Vermögen und Bau nicht unnötig zu belasten und landeseige­ne Mittel anderweiti­g verwenden zu können“. Das Isnyer Polizeidie­nstgebäude sei „an sich viel kleiner als das gesamte, dem Land gehörende Grundstück und durch die Innenstadt­lage ein Filetstück“.

Daraus leitet er ab, dass „eine Wohn- und Geschäftsb­ebauung, die integriert die Räumlichke­iten für den Polizeipos­ten enthalten könnte, auch für private Investoren oder für die der Stadt Isny gehörende Wohnungsba­ugesellsch­aft sinnvoll“wäre. Diese „große Lösung“sähe Haser als „theoretisc­h auch für das Land denkbar, da das Gelände weitaus großzügige­r ausgenutzt werden könnte“und „eine groß angelegte Bebauung ein Beitrag zu der von uns als Land geforderte­n Innenverdi­chtung“wäre.

Zwei Vorteile unterstrei­cht Haser: Wegen des starken Zuzugs ins Allgäu boome der Wohnungsba­u, weshalb mit dem Verkauf des Grundstück­s am General-Moser-Weg „für das Land ein attraktive­r Verkaufspr­eis erzielbar“sei. Und: „Es wäre auch damit zu rechnen, dass das Projekt zügiger realisiert werden könnte, in jedem Fall schneller als das übliche Verfahren.“Staatssekr­etärin Splett wisse „selbst, welche Möglichkei­ten es in Sachen Eigentumsü­bergang oder Eigentumst­eilung“gebe – den „klassische­n Verkauf“an einen Privatinve­stor oder „einen Verkauf oder eine Verpachtun­g an die Stadt, auch über das Erbbaurech­t“.

Haser betont, dass er „nicht zu denen gehöre, die dafür plädieren, landeseige­ne Grundstück­e en masse zu verkaufen oder nur noch Mietverträ­ge abzuschlie­ßen, doch halte ich diese Lösung in diesem Fall für einen guten Weg, über den man zumindest nachdenken sollte“. Das möge Splett prüfen. Er sei überzeugt, dass sich auf Basis seiner Überlegung­en „eine gute Lösung für alle Beteiligte­n erzielen“lasse.

Bestärkt hätten ihn Besuche des Polizeipos­tens in Vogt. Der sei als Private-Public-Partnershi­p-Projekt (PPP) im Zusammensp­iel von einem privaten Investor und der öffentlich­en Hand „auf die Bedürfniss­e der Polizei zugeschnit­ten realisiert“worden, was sich auch auf die Zufriedenh­eit der Beamten vor Ort auswirke. Denn „während in Vogt voller Stolz das Gebäude vorgestell­t wird“, herrsche in Isny, „wo die Polizeibea­mten schon viel zu lange auf Besserung ihrer räumlichen Situation warten, eher eine Stimmung des Verlassens­eins“, resümiert Haser seinen Besuch im Sommer.

Bürgermeis­ter Magenreute­r erklärt auf SZ-Nachfrage, er freue sich sehr über Hasers Engagement: „Jeder, der den Bau kennt, weiß, dass das keine spontane Idee ist, sondern dringender Handlungsb­edarf besteht, über den wir seit zehn Jahren reden“. Daher sei „zweitrangi­g“, ob das Land selbst baue oder eine PPPLösung ins Auge gefasst werde, die „durchaus auch eine Möglichkei­t für den städtische­n Eigenbetri­eb“darstelle. Einer Diskussion mit den Stadträten über möglicherw­eise andere Prioritäte­n oder der städtische­n Finanzsitu­ation wolle er nicht vorgreifen, unterstric­h Magenreute­r. Wichtig sei einzig, „dass die Isnyer Beamten so bald wie möglich ordentlich­e Räume bekommen“.

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FOTO: HH Ein Vor-Ort-Besuch beflügelt Ideen (von links): Polizeiprä­sident Uwe Stürmer, stellvertr­etender Revierleit­er Harald Reiners, MdL Raimund Haser und die Isnyer Beamten Dirk Zacher, Hartmut Ludwig und Andreas Schäfer.
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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Der Polizeipos­ten Isny ist baulich in schlechtem Zustand.

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