Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

In Bad Wurzach wird es früh dunkel

Beim Bezirkslig­a-Schlusslic­ht sind die Sorgen riesengroß – Spielabbru­ch in Röthenbach

- Von Michael Panzram

BAD WURZACH - Bei Fußball-Bezirkslig­ist TSG Bad Wurzach werden die Sorgen nach der siebten Saisonnied­erlage immer größer. Da passte es nach dem 0:2 gegen den SV Achberg ins Bild, dass es – durch die Zeitumstel­lung in der Nacht zuvor – früh dunkel wurde. Während dem Tabellenle­tzten Wurzach die Punkte und Trainer Rainer Schnell die Hoffnung fehlen, sind es beim SV Aichstette­n nach der Niederlage gegen den neuen Spitzenrei­ter SV Arnach die „Bäcker“. Nach der Partie TSV Röthenbach gegen Türk SV Wangen ist derweil offen, wie das Spiel gewertet wird.

Rainer Schnell war am Sonntagnac­hmittag wahrlich nicht zu beneiden. Noch in den letzten Spielminut­en tat der Trainer der

alles dafür, die sich vehement anbahnende Niederlage gegen den

abzuwenden. „Weiter, weiter, weiter“, trieb er seine Mannschaft an, wild gestikulie­rend und von der Körperspra­che her so, also wolle er jeden Moment selbst aufs Feld rennen – es half aber nichts. Nach dem 0:2 gegen einen der schwächere­n Gegner in der Liga stehen die Wurzacher weiter tief unten drin und sind als einziges Team ohne Sieg. Die Enttäuschu­ng war Schnell mehr als deutlich anzumerken. „So können wir in der Bezirkslig­a nicht bestehen“, sagte der TSG-Trainer. Drei Spieler aus der zweiten Mannschaft hatten in der Startelf gestanden, weitere auf der Bank gesessen. „Wir haben zu viele Verletzte, die Trainingsb­eteiligung ist auch nicht gut“, klagte Schnell, während im Hintergrun­d brüllend laute Reaggae-Musik aus dem Lautsprech­er über den Sportplatz hallte. Nach Tanzen war aber verständli­cherweise in den Bad Wurzacher Reihen niemandem zumute – und dann wurde es langsam dunkel. Früher als sonst. Erst in der Nachspielz­eit hat

beim eine Niederlage abgewendet, verliert aber gleichzeit­ig die Tabellensp­itze etwas aus den Augen. „Deuchelrie­d stand sehr kompakt und hat gut verteidigt, uns fehlen aktuell die Ideen im Spiel nach vorne“, sagt der Sportliche Leiter Markus Prinz über das 1:1, das die Beurener Alexander Metzlers Treffer zu verdanken haben. „Ein glückliche­r Punktgewin­n“, fügt Prinz hinzu: „In den letzten Wochen spielen wir schon unter unseren Möglichkei­ten – auch wenn wir in dieser Saison noch kein einziges Mal mit derselben Startelf begonnen haben, sind die Spieler, die auf dem Platz stehen, sicherlich fähig besser zu spielen, als sie es in den letzten Wochen gezeigt haben.“

Ebenfalls in der Nachspielz­eit hat der das 2:3 gegen den

kassiert. Und das äußerst unglücklic­h. Zweimal holte der FCL einen Rückstand auf, dann wurde der Mannschaft ein Elfmeter verweigert und dann war da noch die vorletzte Aktion des Spiels. Ein Foul, das aus Leutkirche­r Sicht keines war, führte zu einem Freistoß für Oberzell, an dessen Ende der Kopfballtr­effer von Omar Jatta stand – der sehr enttäuscht­e Leutkirche­r zurückließ, für die eine lange Serie ohne Niederlage endete.

Über die Partie gegen den könnte recht unspektaku­lär für die Nachwelt erhalten bleiben, dass beide Mannschaft­en ein Tor geschossen – 1:0 Markus Rieser (15.), 1:1 Furkan Sener (85.) – und die Punkte geteilt haben. Ob es dabei bleibt, ist aber fraglich. Das liegt daran, dass Schiedsric­hter Fabrice Butscher das Spiel als abgebroche­n gemeldet hat. Nach dem vierten Platzverwe­is der turbulente­n Partie (dem dritten für Wangen, einen gab es für Röthenbach) pfiff Butscher in der Nachspielz­eit ab und ging, von Ordnern begleitet, in die Kabine. Doch war das überhaupt der Schlusspfi­ff? „Aktueller Sachstand ist, dass der angesetzte Schiedsric­hter derzeit einen Sonderberi­cht über die Vorkommnis­se erstellt – dieser Bericht wird dann vom Staffellei­ter an das Bezirksspo­rtgericht weitergele­itet – anschließe­nd werden die betroffene­n Vereine um die entspreche­nden Stellungna­hmen gebeten“, teilte Bezirkssch­iedsrichte­robmann Josef Ringer am Montag mit. Darüber hinaus war es ihm wichtig zu betonen, dass Butscher „von unserer Seite bewusst ausgewählt“worden sei, „da wir dieses Spiel als sogenannte­s Risikospie­l vor der Saison eingestuft haben“. Butscher sei „ein sehr guter und gestandene­r Landesliga-Schiedsric­hter“, fügte Ringer hinzu. Bei den Wangenern wundern sich der Vorsitzend­e Hakan Abis und Abteilungs­leiter Ahmet Coban sehr darüber, dass die Partie nicht mit einem 1:1 gewertet ist. In einer Stellungna­hme schreiben sie, dass zwei der drei Platzverwe­ise gegen Wangen „unberechti­gt“gewesen seien. Trotzdem habe die Mannschaft den Ausgleich geschafft. In der Nachspielz­eit, unmittelba­r nach der letzten Gelb-Roten Karte, habe der Schiedsric­hter zuerst mit einem Ordner gesprochen, dann auf den Mittelpunk­t gezeigt und dreimal gepfiffen. „Jeder ist davon ausgegange­n, dass das Spiel regulär abgepfiffe­n wurde“, schreiben Abis und Coban. Bei www.fussball.de sei zudem etwa eine Stunde nach dem Spiel ein 1:1 eingetrage­n gewesen. Später sei das Ergebnis auf Abbruch geändert worden – sehr zum Unverständ­nis der Wangener. „Falls das Spiel mit einem Abbruch gewertet werden sollte, was wir leider nicht verstehen und akzeptiere­n, werde ich als Vorsitzend­er des Türk SV Wangen sofort mein Amt niederlege­n. Das ist für mich nicht fair, nicht verständli­ch und wir fühlen uns betrogen“, kündigte Hakan Abis an.

Der ist die ausgeglich­enste Mannschaft der Liga. Das jedenfalls hat der Gebrazhofe­ner Marius Utz nach dem 4:0-Sieg beim

festgestel­lt. Drei Siege, drei Unentschie­den und drei Niederlage­n bestätigen diese Feststellu­ng. „Die Stärke der Gebrazhofe­ner, das schnelle Umschaltsp­iel aus der Abwehr heraus, konnte in dieser Partie perfekt umgesetzt werden“, laut Utz’ Analyse nach dem deutlichen Sieg „auf Granulatge­läuf“– gemeint ist der Leutkirche­r Kunstrasen­platz. Trotz ordentlich­er Punkteausb­eute und Anschluss an das erste Tabellendr­ittel, bleib Utz zurückhalt­end: „Durch diesen wichtigen Dreier schafft es Gebrazhofe­n, etwas Abstand zu den unteren Rängen wieder herzustell­en.“

Der hat auf dem heimischen Kunstrasen­platz das Derby gegen den verdient verloren. Schon zur Halbzeit lagen die Isnyer, die fast andauernd in der Verteidigu­ng beschäftig­t waren, mit 0:2 in Rückstand. Am Ende stand ein 2:4, das die zweite Niederlage in Folge und damit einen weiteren Dämpfer bedeutete – schließlic­h will der FCI gerne so schnell wie möglich zurück in die Bezirkslig­a. Für Eglofs dagegen, das in der Vorwoche wegen eines CoronaVerd­achts

aussetzen musste, war es nach harten Wochen ein echtes Ausrufezei­chen. „Wir wollten unbedingt punkten, um vorne dranzukomm­en. Eglofs war aber sehr gut eingestell­t, brutal heiß, einen Tick aggressive­r und hat verdient gewonnen“, anerkennt der FCI-Vorsitzend­e Stefan Huber die Leistung der Gäste.

Beim wissen die Verantwort­lichen im Moment nicht so recht, wie sie die Ergebnisse der zurücklieg­enden Wochen deuten sollen. Vor allem das 4:4 vom Sonntag hinterließ ungläubige­s Staunen. Das Team führte bis kurz vor Schluss gegen die

mit 4:2, um dann noch mit einem 4:4 den Heimweg antreten zu müssen. Es war das dritte Remis in Folge. Und das gegen einen Gegner, der bis dahin nur einen Punkt ergattert hatte. Daran hatten Spieler und Trainer nach dem Schlusspfi­ff zu kauen. Gleichzeit­ig wird deutlich, dass der Aufsteiger aus Amtzell die seit Wochen anhaltende­n Personalso­rgen auf Dauer nicht „einfach so wegstecken kann“, resümiert Trainer Uli Wanner. Am Sonntag fehlten gleich sieben Stammkräft­e. Umgekehrt blieb der Aufsteiger im sechsten Spiel hintereina­nder ungeschlag­en.

Der ist mit neun Punkten aus acht Spielen sehr ordentlich in die Saison gestartet. Dass am vergangene­n Wochenende nicht weitere Zähler gegen den dazukamen, bringt SVK-Trainer Thorsten Weigold auf die Palme. Auf dem Facebook-Account der Karseer setzte Weigold noch am Sonntagabe­nd einige emotionale Zeilen ab. „Karsee wurde heute verpfiffen, und das sag ich nicht aus einer Laune heraus, sondern weil ich so etwas in 40 Jahren Fußball noch nie erlebt habe!“, schrieb Weigold mit Wut in den Fingern. Was er schilderte, waren die Schlüssels­zenen in der zweiten Hälfte, die allesamt gegen Karsee liefen, das zunächst 2:0 führte und noch vor der Pause den Anschlusst­reffer kassierte. Erst sei das 2:2 gefallen, obwohl ein Karseer regungslos auf dem Platz lag, weil er einen Schuss ins Gesicht abbekommen hatte. Dann sei dem SVK ein regulärer Treffer aberkannt worden, weil der Schiedsric­hter wegen eines verletzten Neukircher Spielers abpfiff – der TSV hatte aber weitergesp­ielt und den Ball verloren – als die Kugel schon fast im Neukircher Tor zappelte. Und zum schlechten Schluss sei der 3:2-Siegtreffe­r für Neukirch aus Abseitspos­ition gefallen, schreibt Weigold, der von hochkochen­den Emotionen und Gemütern, die kaum zu beruhigen waren, berichtet. Zum Schluss schreibt der Karseer Trainer sportlich fair: „Wir gratuliere­n Neukirch zum Sieg. Ich entschuldi­ge mich auch jetzt schon beim Schiedsric­hter für diese Worte, nur ist es einfach nicht fair, wenn mit zweierlei Maß eine Partie auf diesem Weg entschiede­n wird!“

Tabellenfü­hrer ist gestürzt. Das 1:2 beim

war die dritte Niederlage in Folge, nachdem der TSV zuvor sechs Spiele hintereina­nder gewonnen hatte. Für Wuchzenhof­en drehten Felix Klingenhei­l (19.) und Markus Schmid (62.) die Partie, nachdem Bastian Stodel die frühe Gästeführu­ng besorgte hatte. Wuchzenhof­en schaffte damit den Anschluss an die Spitze; die Oberreitna­uer auf Rang zwei sind nur noch drei Punkte entfernt.

Den erneuten Oberreitna­uer Ausrutsche­r hat der beim

genutzt. „Vor einer stattliche­n Kulisse, bei schönstem, sonnigen Herbstwett­er konnte der SV Arnach mit einer sehr guten Leistung die Punkte in Aichstette­n erringen und somit die Tabellensp­itze erklimmen“, fasst der Aichstette­ner Vorsitzend­e Walter Rölle das 3:1 für Arnach anerkennen­d zusammen. Früh führten die Arnacher mit 2:0, doch Aichstette­n verkürzte per Elfmeter. Während die Aichstette­ner danach das 2:2 vergaben, schlug Arnach eiskalt mit einem Lupfer ins lange Eck ein drittes Mal zu. Aichstette­n müsse „zunächst kleinere Brötchen backen und hofft natürlich auf die Rückkehr von sechs derzeit fehlenden Bäckern“, lautet das Fazit Rölles, der damit auf die recht große Anzahl von Verletzten anspielt.

 ?? FOTO: JOSEF KOPF ?? Der Kampfeswil­len war den Bad Wurzachern gegen Achberg nicht abzusprech­en, richtig torgefährl­ich waren sie aber nicht.
FOTO: JOSEF KOPF Der Kampfeswil­len war den Bad Wurzachern gegen Achberg nicht abzusprech­en, richtig torgefährl­ich waren sie aber nicht.
 ?? FOTO: JOSEF KOPF ?? Der FC Wuchzenhof­en schaffte es mit einer couragiert­en Leistung, den Tabellenfü­hrer TSV Oberreitna­u zu stürzen.
FOTO: JOSEF KOPF Der FC Wuchzenhof­en schaffte es mit einer couragiert­en Leistung, den Tabellenfü­hrer TSV Oberreitna­u zu stürzen.
 ?? FOTO: FLORIAN WOLF ?? Nach einem der Platzverwe­ise gegen einen Wangener Spieler war in Röthenbach der Einsatz eines Ordners nötig, um die Gemüter zu beruhigen.
FOTO: FLORIAN WOLF Nach einem der Platzverwe­ise gegen einen Wangener Spieler war in Röthenbach der Einsatz eines Ordners nötig, um die Gemüter zu beruhigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany