Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wenn der Hauptfeldw­ebel anruft

Bundeswehr unterstütz­t Gesundheit­samt des Ostalbkrei­ses bei der Nachverfol­gung von Corona-Kontakten

- Von Anja Lutz

AALEN - Die Frau Oberstabsg­efreiter Lisa Metz ist seit Montag Telefonist­in. In Aalen unterstütz­t sie das Gesundheit­samt des Ostalbkrei­ses als eine von 20 Soldatinne­n und Soldaten des Transporth­ubschraube­rregiments 30. Das ist in Niederstet­ten stationier­t. Seit Beginn der Woche helfen die Soldaten dabei, Kontaktper­sonen von Corona-infizierte­n Personen zu finden und zu benachrich­tigen.

„Wir brauchen Sie in dieser schwierige­n Situation“, sagte Landrat Joachim Bläse (CDU) an die Soldaten gerichtet, bei der Begrüßung am Dienstag. 40 Mitarbeite­r des Landratsam­tes sind laut Ordnungsde­zernent Thomas Wagenblast derzeit dabei, Kontakte von Covid-19Patiente­n telefonisc­h nachzuverf­olgen.

„Die Erkrankten haben natürlich viel mehr Kontakte als noch im Frühjahr“, erklärt er. Vor ein paar Monaten hätten noch strengere Kontaktbes­chränkunge­n gegolten als derzeit. Damals habe jeder Corona-Patient etwa fünf bis zehn Kontakte gehabt, heute seien es zwischen 20 und 30. Aktuell habe man 490 Personen in der Nachverfol­gung, so Landrat Bläse.

Der Landkreis hatte die Unterstütz­ung durch die Bundeswehr Mitte

Oktober beantragt. Die Amtshilfe wird nur unter bestimmten Bedingunge­n genehmigt. Wichtig: Es darf niemand anders zur Unterstütz­ung in Frage kommen. Dies sei hier der Fall, da man beispielsw­eise aus anderen Landkreise­n kein Personal zur Unterstütz­ung anfordern könne, so Oberstleut­nant Markus Kirchenbau­er, Leiter der Informatio­nsarbeit der Bundeswehr beim Landeskomm­ando Baden-Württember­g: „Die haben ja aktuell alle das gleiche Problem.“

Die Soldaten arbeiten in der Ulrich-Pfeifle-Halle. Der Einsatz der

Bundeswehr im Kreis dauert erst einmal vier Wochen, bis zum 23. November. Danach könne man bei Bedarf verlängern oder die Personalst­ärke anpassen, so die Verantwort­lichen.

„Wir bekommen vom Landratsam­t eine Liste, die wir nach einem vorgeferti­gten Fragenkata­log abtelefoni­eren“, erklärt Hauptfeldw­ebel Toni Rupprecht. Entspreche­nd der Antworten kategorisi­ert das Gesundheit­samt die Personen dann in Kontakte ersten Grades und Kontakte zweiten Grades. „Kontakte ersten

Grades sind zum Beispiel längere Unterhaltu­ngen ohne Mindestabs­tand und Maske“, erklärt Rupprecht. Die Bescheide für entspreche­nde Maßnahmen wie etwa eine Quarantäne erlässt dann das Gesundheit­samt. „Dazu sind wir Soldaten nicht befugt“, so Rupprecht.

Lisa Metz hat bisher nur angenehme Gespräche bei der Kontaktnac­hverfolgun­g geführt. „Die Resonanz der Angerufene­n war durchweg positiv. Die meisten wussten schon sehr gut Bescheid, so dass es auch wenig Rückfragen gab“, erzählt die Soldatin. Im Moment arbeiten die Soldaten von acht bis 20 Uhr im Zwei-Schicht-Betrieb. Sie übernachte­n im Hotel, Mittag- und Abendessen liefert das Ostalbklin­ikum zur Ulrich-Pfeifle-Halle.

Bundesweit werden laut Kirchenbau­er insgesamt 15 000 Soldaten vorgehalte­n, 2300 von ihnen sind schon im Einsatz. Neben der Kontaktnac­hverfolgun­g haben Soldaten der Bundeswehr zum Beispiel Abstrichst­ellen an Autobahnen eingericht­et.

Im Ostalbkrei­s ist dies nicht der erste Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Corona-Krise: Schon im Frühjahr waren in der Ellwanger Landeserst­aufnahmeei­nrichtung (LEA) 35 Soldaten eingesetzt, die Hausmeiste­rtätigkeit­en übernommen oder bei der Essensausg­abe unterstütz­t haben.

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FOTO: THOMAS SIEDLER In der Aalener Ulrich-Pfeifle-Halle helfen 20 Soldatinne­n und Soldaten dem Gesundheit­samt des Ostalbkrei­ses.

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